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Essen bald Luxus? Rekordanstieg bei Erzeugerpreisen

Essen bald Luxus? Rekordanstieg bei Erzeugerpreisen

Quelle: www.globallookpress.com © Martin Wagner/ imago-images/ Global Look PressSymbolbild

Wohnen, Heizen und Mobilität stellen bereits für viele Menschen eine enorme Belastung dar. Auch die Lebensmittelpreise steigen rapide an. Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im März im Rekordtempo gestiegen. Sie legten zum März des vergangenen Jahres um 34,7 Prozent zu. Das sei der höchste Preisanstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung 1961 gewesen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Allein im Vergleich zum Februar sind die Preise demnach um gut 15 Prozent geklettert. Sowohl die Preise für pflanzliche Erzeugnisse (plus 42,1 Prozent) als auch für tierische Erzeugnisse (plus 29,5 Prozent) schossen hoch.

Bei den pflanzlichen Produkten lagen die Preise im März ganze 70,2 Prozent über dem Vorjahresmonat. Zum Teil ist der Preisanstieg auf die Entwicklung im Handel mit Getreide zurückzuführen, das sich bereits seit Juli 2020 verteuert. “Ausschlaggebend für die enorme Preissteigerung bei Getreide ist die Verknappung des Angebots infolge des Kriegs in der Ukraine”, hieß es bei der Behörde. Dadurch habe sich die bereits zuvor angespannte Situation auf dem Weltmarkt mit einer hohen Nachfrage im In- und Ausland noch einmal deutlich verschärft.

Deutlich teurer wurde mit einem Plus von 70 Prozent auch Raps. Auch hier beeinträchtigen fehlende Lieferungen aus der Schwarzmeerregion das weltweite Angebot. Die Erzeugerpreise für Kartoffeln stiegen im März weiter und verdoppelten sich binnen Jahresfrist beinahe, mit einem Plus von 91,7 Prozent. Das liege an witterungsbedingt geringen Ernten und einem relativ niedrigen Preisniveau im Vorjahresmonat, so die Statistiker. Hingegen sanken die Erzeugerpreise für Obst um gut zwölf Prozent.

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Die Erzeugerpreise beschreiben das Entgelt ohne Umsatzsteuer, das die Landwirte für ihre Produkte auf der ersten Handelsstufe erzielen. Steigende Erzeugerpreise können tendenziell zu höheren Verbraucherpreisen führen. Der Deutsche Bauernverband erwartet, dass Lebensmittel wegen des Kriegs in der Ukraine noch teurer werden.

UN-Generalsekretär António Guterres hat am Mittwoch in Wien erklärt, er sei sehr besorgt über die Ausbreitung des Hungers, da der Krieg in der Ukraine die Ernährungssicherheit in verschiedenen Teilen der Welt bedrohe. Der bereits sehr hohe Preis für das Getreide hat sich im April nochmals erhöht, wie auch die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in der vergangenen Woche berichtete.

Da zu erwarten ist, dass die Erzeuger die höheren Preise an die Verbraucher weiter geben, sprechen sich Experten für angemessene Entlastungen der Menschen aus. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher betonte mehrfach, dass die aktuelle Inflation “zutiefst unsozial” ist. Sie treffe vor allem Menschen mit einem geringen Einkommen, da diese anteilsmäßig sehr viel mehr Geld für Energie und Lebensmittel ausgeben als Menschen mit einem höheren Einkommen. Eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) könne das Problem aber nicht in der Substanz beheben, da diese die Preiserhöhung bei Gas, Öl oder Lebensmitteln nicht ändert. Der DIW-Chef sieht hier den Staat in der Pflicht zu helfen.

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“Ich befürchte, wir haben das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht und werden einen weiteren Anstieg der Lebensmittelpreise erleben, da die Lieferketten weiterhin gestört sind”, so Fratzscher. “Die Politik sollte nicht länger warten, sondern jetzt handeln, um frühzeitig soziale Härten zu vermeiden.”

Die Linke verwies auf weitere Gründe für die enorme Verteuerung und Verknappung von Lebensmitteln und fordert ein Verbot von Spekulation mit Nahrung und Agrarrohstoffen. Bei einer Inflationsrate von mehr als sieben Prozent wüssten viele Menschen nicht, wie sie den nächsten Einkauf bezahlen sollten, sagte die Linken-Vorsitzende Janine Wissler der Deutschen Presse-Agentur.
“Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist ein Grund für die Teuerung, aber nicht der einzige”, sagte Wissler. “Hedgefonds setzen weiterhin auf Verknappung des Angebots, spekulieren und treiben somit die Preise zusätzlich in die Höhe.” Die Bundesregierung müsse dies unterbinden. “Es braucht ein klares Verbot, damit nicht durch künstliche Verknappung mit steigenden Preisen weiterer Profit gemacht wird und Hungersnöte verschärft”, mahnte Wissler.

Möglich wäre dies aus Sicht der Linken zum Beispiel, indem Mengen je Händler und Rohstoff gedeckelt werden. In einem Händlerregister sollen sich alle anmelden müssen, die mit Agrarrohstoffderivaten handeln. Zudem schlägt die Linke vor, höhere Sicherheiten für Agrarrohstoffderivate zu verlangen oder eine Finanztransaktionssteuer einzuführen.

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