Meinung Was ist Chinas wichtigste strategische Waffe im globalen Kampf um Ressourcen und Energie?
Cer, Lanthan und Neodym sind am häufigsten in der Abbautiefe der Erdkruste zu finden. Europium ist viel seltener, aber da der Gesamtanteil der Seltenen Erden an der Erzmasse des Planeten nicht mehr als 0,02 Prozent beträgt, ist der Begriff “häufig” nur bedingt zutreffend.
Was die Reserven betrifft, so sind diese, wie bereits erwähnt, sehr ungleichmäßig verteilt.
Nach Angaben des U.S. Geological Survey (Stand: Ende 2022) verfügt China über die größten Reserven an Seltenerdmetallen: Die Reserven werden auf 44 Millionen Tonnen geschätzt. An zweiter Stelle steht Vietnam mit 22 Millionen, und den dritten Platz teilen sich Brasilien und Russland mit 21 Millionen Tonnen. Allerdings sollte unser Land bei dieser Bewertung nicht berücksichtigt werden, da sich die erkundeten Vorkommen in extrem schwer zugänglichen Regionen befinden und ihre Förderung daher derzeit unbedeutend ist.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die Länder, die weiter unten auf der Liste stehen, viel kleinere Reserven haben. Indien verfügt über weniger als sieben Millionen, Australien über vier Millionen und die USA über nur zwei Millionen Tonnen. Europa hat überhaupt keine Vorkommen.
Die Schlussfolgerung der Allianz zur Gesamtabhängigkeit ist also absolut richtig.
Aber nicht alles wird in absoluten Zahlen gemessen. Eine entscheidende Voraussetzung ist die Verfügbarkeit von Kapazitäten zur Gewinnung und Anreicherung der begehrten Seltenen Erden, und die Zahl der Länder, die sich dessen rühmen können, lässt sich an den Fingern einer Hand abzählen – und doch gibt es sie. So beziehen die Vereinigten Staaten die absolute Mehrheit der Elemente aus China, wo sogar das in den Vereinigten Staaten geförderte Erz von Seltenen Erden hingeschickt wird. Die eigenen Verarbeitungskapazitäten der USA, die sich die Krone des Umweltretters aufgesetzt hat, sind äußerst gering.
Ich möchte dem Gesamtbild noch ein paar rein pragmatische Punkte hinzufügen.
Die moderne Welt, wie wir sie kennen, ist das Ergebnis der wissenschaftlich-technischen Revolution. Sie vollzog sich in Schüben, wobei sich die Zeiträume zwischen den Schüben ständig verkürzten, da neue Brennstoffressourcen eingeführt wurden. Zu betonen ist dabei, dass es Brennstoffe sind.
Der erste Brennstoff war natürlich die Kohle, die das schnell gefällte Holz ersetzte. Es war die weit verbreitete Nutzung von Kohle, die der wissenschaftlich-technischen Revolution den ersten Anstoß gab, und sie gewann erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an Schwung, als man nicht nur Kohle verbrannte, sondern auch lernte, Koks zu sintern. Damit begann der Aufschwung der Dampfmaschinen und der Metallurgie, der alle anderen Industriezweige mit sich zog – vom Bau der Eisenbahnen bis zur Entwicklung der Chemie und des Petroleum. Die Kohle blieb mehr als 200 Jahre lang auf dem Thron, und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie vom Erdöl verdrängt, das zum wahren Blut der modernen Welt wurde und alle anderen Ressourcen an seinen Wert bindet. Doch Anfang der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts betrat Väterchen Erdgas die Weltbühne. Auch heute erobert es noch die Welt, summt in den Leitungen und plätschert in den Laderäumen der Hochsee-Gasfrachter.
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Das Problem mit den Metallen der Seltenen Erden ist, dass diese Rohstoffe keine Brennstoffe sind, sondern nur eine entscheidende Komponente für die Herstellung von Erzeugungs- und Speicherkapazitäten darstellen. Die zweite unlösbare Schwierigkeit ist das Paradigma des Ausstiegs aus den fossilen Brennstoffen selbst. Neue alternative Energieträger könnten in aller Ruhe neben den traditionellen Energieträgern existieren und einander ergänzen und bei Bedarf ersetzen. “Grün” denkende Leute fordern jedoch den grundsätzlichen Verzicht auf Kohlenwasserstoffe. Denn Kohle produziert Schwefel und Ruß, Öl verursacht Flecken im Meer, und Methan heizt die Atmosphäre fünfmal stärker auf als alle anderen Treibhausgase.
Der moderne Westen predigt lautstark Toleranz und die Suche nach Kompromissen, während er sich in der Praxis kategorisch weigert, dies zu tun, selbst in dem Bereich, von dem die Existenz unserer vertrauten Welt abhängt. Leider wird der Vektor der gesellschaftlichen Entwicklung heute nicht von Chemikern und Geologen bestimmt, sondern von Spekulanten, die lediglich an Preissteigerungen an den Rohstoffbörsen und an der Frage interessiert sind, wie groß die nächste Blase werden kann, bis die platzt.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 24. August 2023.
Sergei Sawtschuk ist ein russischer Kolumnist und Blogger.
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