“Kosovo-Polizei” versucht serbisches Verwaltungsgebäude zu stürmen – Serbien mobilisiert Armee
Bislang hat nur Russland sein Mitgefühl für Belgrad zum Ausdruck gebracht. “In der Mitte Europas braut sich eine große Explosion zusammen: An dem Ort, an dem die NATO 1999 ihre Aggression gegen Jugoslawien durchgeführt hat – unter Verletzung aller denkbaren Grundsätze der Schlussakte von Helsinki und der OSZE-Dokumente. Die Situation ist alarmierend, aber der Westen hat einen Kurs der totalen Unterwerfung all jener eingeschlagen, die in irgendeiner Weise ihre eigene Meinung äußern”, sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow.
Westliche Position
Ein KFOR-Sprecher erklärte, das Friedenskontingent wäre einem “unprovozierten Angriff” ausgesetzt gewesen. Die NATO verurteilte lediglich das Vorgehen der Demonstranten auf das Schärfste und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt.
Die Präsidentin Vjosa Osmani der international nur teilweise anerkannten “Republik Kosovo” beschuldigte den serbischen Präsidenten Vučić, die Unruhen und Angriffe auf die Polizei, das KFOR-Kontingent und Journalisten organisiert zu haben. Gleichzeitig bezeichnete sie die serbischen Strukturen im Norden der Region als illegal, da sie sich in “kriminelle Banden” verwandelt hätten.
Das türkische Außenministerium erklärte, Ankara verfolge die Entwicklungen im Kosovo mit Sorge und würde alle Konfliktparteien zum Abbau der Spannungen aufrufen. Die Türkei lobte allerdings auch die “konstruktive Rolle” des Friedenskontingents.
Kein Ausweg
Der Experte Denis Denissow von der Moskauer Finanz-Universität ist der Ansicht, dass Belgrad unter den derzeitigen Umständen kaum Möglichkeiten hat, den Kosovo-Serben zu helfen.
“Wenn man die Armee einsetzt, wird der Westen dies als einen Angriff auf die KFOR, also auf die NATO, verstehen. Das ist das unwahrscheinlichste Szenario. Vučić könnte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates beantragen. Das wäre eine starke symbolische Geste, würde aber nichts an der Situation ändern”, sagte er gegenüber RIA Nowosti.
Denissow zufolge hätten die westlichen Länder mit der Anerkennung der Wahlen im Norden des Kosovo ihre Position deutlich gemacht und werden diese auch nicht ändern. Selbst wenn Belgrad Wirtschaftssanktionen gegen das Kosovo verhänge, habe Pristina genügend Verbündete, um deren Wirkung zu neutralisieren. Ein “Wendepunkt” könnte höchstens das Eingreifen von Mächten wie Russland, China, Indien oder Brasilien darstellen.
Im günstigsten Fall für die Serben würden die von ihnen anerkannten Bürgermeister des Kosovo ihre Ämter rechtlich behalten, aber nach Pristina zurückkehren. Das Nordkosovo würde de facto eine serbische Selbstverwaltung bleiben. Es ist auch möglich, dass die KFOR-Truppen die Demonstranten bei künftigen Protesten auseinander treiben und die lokale Bevölkerung zwingen, der “gewählten” Führung zu gehorchen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien zuerst bei RIA Nowosti.
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