Wahlkampfzeiten befördern regelmäßig kontroverse Schwingungen der Gesellschaft an die Oberfläche. Das Land diskutiert aktuell die vorab im Rahmen des kommenden Hessen-Wahlkampfs im Oktober initiierte Wahlkampfstrategie der amtierenden Innenministerin Nancy Faeser (SPD), die im fließenden Übergang zukünftig als Landesmutter agieren möchte. Faeser kündigte Anfang August ihre Pläne einer beabsichtigen Gesetzesänderung an, um die Ausweisung von Clan-Kriminellen und deren Angehörigen ohne vorherige strafrechtliche Verurteilung zu erleichtern. Die Frankfurter Rundschau (FR) reagierte daraufhin mit mehreren Leitartikeln und Interviews zur Thematik “Clan-Kriminalität”, um am 16. August als Fußnote den Leser folgende Information zu präsentieren:
“In eigener Sache: Die Redaktion der Frankfurter Rundschau hat den umstrittenen Begriff “Clan-Kriminalität” intern umfassend diskutiert. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass er politisch missbraucht wird und Menschen stigmatisiert. Deshalb werden wir die Bezeichnung nur in Ausnahmefällen verwenden.”
Weiter heißt es, dass der Begriff zukünftig nur noch dann eine Verwendung erfahren werde, wenn “über Polizeieinsätze und politische Debatten” berichtet würde, in denen “die Kategorie zentral ist”. Abschließend ist in der Information ankündigend zu lesen:
“Um uns von der falschen und gefährlichen Rhetorik zu distanzieren, setzen wir von nun an den Begriff in Anführungszeichen oder machen das mit sprachlichen Formulierungen wie sogenannte Clan-Kriminalität deutlich. – Die Redaktion”
Im Anschluss an die Information wird unmittelbar auf eine themenbezogene Leseempfehlung in der FR hingewiesen, die wie folgt anmoderiert wird:
“Mit emotionaler Rhetorik fern von Fakten wird bei der Debatte über “Clan-Kriminalität” Stimmung gegen junge migrantische Männer gemacht. Eine Analyse von Yağmur Ekim Cay.”
Yağmur Ekim Çay ist Redaktionsmitglied der FR. Einleitend stellte die Autorin in ihrem Kommentar fest, dass Innenministerin Faeser aktuell, aufgrund von reiner Wahlkampftaktik, “bewusst mit sehr gefährlichen Diskursen spielt”. Diese Situation sei jedoch “in Deutschland nicht neu”, um den Lesern zu erklären:
“Der Begriff “Clan-Kriminalität” ist nur ein Symptom für eine rassistische Gesellschaft – denn in Wirklichkeit gibt es in Deutschland kein tiefgreifendes Problem mit “Clan-Kriminalität”, aber ein Rassismus-Problem.”