Meinung

“Freiheit” ein Schmähbegriff? Medienprojekt kürt “Floskel des Jahres 2022”

"Freiheit" ein Schmähbegriff? Medienprojekt kürt "Floskel des Jahres 2022"

Quelle: www.globallookpress.com © Christian Spicker via www.imago-Freiheit – ein Begriff, der laut einem WDR-Mitarbeiter “häufig für egoistische Forderungen umgedeutet” wird.

Von Bernhard Loyen

“Floskelwolke” ist ein 2014 gegründetes Webprojekt. Im entsprechenden Wikipedia-Eintrag heißt es dazu, dass das Projekt “der Journalisten Sebastian Pertsch und Udo Stiehl Floskeln, Phrasen und Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten kritisiert und ihre Häufigkeit in Medien täglich analysiert”. Ein “Algorithmus” sei den Machern dabei behilflich, aus “täglich 2000 Medienseiten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich Gemeinsamkeiten mit der Datenbank der Floskelwolke” abzugleichen.

Nun wurde also die “Floskel des Jahres 2022” vermeintlich herausgefiltert und mit kalkuliertem Effekt der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übermittelt. Diese bastelte am frühen Neujahrstag einen entsprechenden längeren Artikel, der wiederum mit einer “Sperrfrist zum 1. Januar, 12:00 Uhr” versehen wurde. Die Top 5 der “Floskelwolke” lauten demnach:

Bevor ein Blick auf die erkenntnisreichen Begründungen der “Floskel-Flüsterer” geworfen wird, zeigt die erwünschte Berichterstattung des Webprojekts, der beabsichtigte inhaltlich breite Streueffekt, aufschlussreiche manipulative Unterlassungen. Um 12:56 Uhr startete n-tv den Inforeigen: “Ranking von Sprachkritikern – ‘Freiheit’ ist ‘Floskel des Jahres'”. Dann titelte das ZDF mit der Überschrift: “Negativpreis von Sprachkritikern” (13:37 Uhr). Es folgte t-online um 13:41 Uhr mit: “Negativpreis veröffentlicht – Das sind die ‘Floskeln des Jahres 2022′”. Des Weiteren mit variablen, aber annähernd gleichlautenden Überschriften der Deutschlandfunk, die Berliner Zeitung und das Magazin Der Spiegel. Um 15:55 Uhr hieß es in einem Tagesschau-Artikel:

“Negativpreis: ‘Freiheit’ zur Floskel des Jahres gekürt”

Das potenzielle Zielpublikum des ARD-Info-Kommandoschiffes verinnerlicht in einem ersten spontanen Gedanken also: Freiheit = Floskel = negativ. Eine “sprach- und medienkritische Initiative” habe den Begriff gekürt, erfährt der Leser weiter. In der Formulierung der “Floskelwolke”/dpa-Stichwortvorgabe heißt es dann:

“Auf dem ersten Platz steht bei dem Negativpreis diesmal das Wort ‘Freiheit’. Die Sprachkritiker betonen, dass sie mit dieser Wahl nicht das Wort an sich aufspießen – sondern das Schindluder, das damit getrieben wird. Die Begründung: ‘Wir beobachten, wie sich ein zunehmend aggressiver Umgang miteinander in der Gesellschaft in der Sprache widerspiegelt.'”

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Welche je nach Blickwinkel nicht unwesentliche Information für die Leser wird nun in allen zitierten und genannten Artikeln zur prämierten “Floskel des Jahres 2022” vorenthalten? Die Stichworte zum Problem lauten “Transparenz” und “Glaubwürdigkeit”.

Udo Stiehl, einer der beiden Verantwortlichen, ist Redakteur und Sprecher beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Ein Beitrag mit biografischen Details informiert, dass Stiehl seit 1992 im Nachrichtengeschäft tätig ist, davon “mehr als 20 Jahre als freier Mitarbeiter in den Redaktionen des Deutschlandfunks und des WDR“. In dieser Zeit habe er für verschiedene Formate Nachrichten produziert und präsentiert, “u. a. speziell für Eins Live und WDR2, inzwischen für alle Wellen des WDR sowie für den Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Nova und – bis zur Einstellung des deutschsprachigen Hörfunkprogramms – für die Deutsche Welle“. 

Die zurückliegenden drei Jahre haben unsere Gesellschaft vehement belastet. Der “Corona-Spaltpilz” arbeitete und wirkt weiterhin belastend wie auch zerstörerisch bis tief in die Fugen der individuellen Ebenen. Verantwortliche Samensetzer dabei, die teils unerträgliche Phalanx von Politik und Medien. Der Blick auf die offizielle Begründung zeigt die manipulative Absicht der Macher und der unkommentierten Artikel zur Prämierung. Die wahren Absichten werden sehr schnell offenbar und entlarvt. So heißt es von Udo Stiehl und Sebastian Pertsch wörtlich:

“Ich, ich, ich! Der Freiheitsbegriff wird entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern. Im Namen der Freiheit verkehren sie selbstgerecht und unsolidarisch die essenziellen Werte eines Sozialstaates ins Gegenteil – alles für den eigenen Vorteil.”

Screenshot: Twitter-Kanal Floskelwolke, 01.01.23

Der immer wiederkehrende Ruf auf diversen Demonstrationen von maßnahmenkritischen Bürgern in allen Phasen der sogenannten Corona-Krise im Zeitraum 2020 bis Ende 2022 lautete: “Frieden, Freiheit, Demokratie”. Nun soll das Wort “Freiheit” also eingeschränkt, in einer vorgegebenen definierten Bedeutung degradiert werden, weil laut Stiehl, Pertsch und annähernd allen maßgeblichen deutschen Medien “egoistische Fehldeutungen sie (die Freiheit) zur Floskel verkommen” lassen?

Die teils nur noch verzweifelte Erinnerungsmahnung sehr vieler Menschen im Land nach der im Grundgesetz niedergeschriebenen “Freiheit” bezüglich einer unmissverständlichen Unverletzlichkeit der Person – in Bezug auf die temporäre, teils inhumane Diskussion zum Thema Impfpflicht in Deutschland – ist in der Wahrnehmung oben Genannter “ein zunehmend aggressiver Umgang miteinander in der Gesellschaft”, der sich “in der Sprache widerspiegelt”? Der Ruf nach “Friedensgesprächen” im Ukraine-Russland-Konflikt anstatt andauernder Waffenlieferungen ist durch die Prämierung nun negativ eingefärbt, belastet und damit der Ausrufer besser “deutbar”?

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Einen “aggressiven Umgang in der Sprache” pflegt, ebenso nicht erwähnt in den diversen Artikeln der öffentlich-rechtlichen Medien und regierungskonformen Publizierungen, der “Sprachforscher” Sebastian Pertsch, ein freiberuflicher Journalist, der unter anderem “als langjähriger Nachrichtenredakteur im Hörfunk” tätig ist. Der Berliner Tagesspiegel weiß über ihn zu berichten, dass er “für sein sprach- und medienkritisches Webprojekt ‘Floskelwolke’ bereits mit dem “Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik” ausgezeichnet wurde. So lautete jedoch ein von ihm inzwischen gelöschter Twitter-Text im Jahr 2015:

“Kann man diese rechten Arschlöcher nicht mal ausbürgern, für ein Jahr nach Mali schicken, zurückholen, in ein Asylheim stecken und anzünden?”

In der Diskussion zur Causa “Floskelwolke” scheint Pertsch aktuell ihm missliebige Kommentatoren und Fragesteller auf Twitter im großen Rahmen zu blockieren und/oder mit den Begrifflichkeiten “Schwachkopf, Arschloch oder Idiot” zu titulieren. Ein von Pertsch veröffentlichtes Buch trägt den Titel: “Ihr Anliegen ist uns wichtig – So lügt man mit Sprache”. Der Buchdeckel sollte zudem nun überklebt werden mit der Zusatzinformation: So manipuliert der Autor mit Sprache. Bereits im Jahre 2020 wurde gegen ihn ein Strafverfahren eröffnet, aufgrund “hunderter Tweets mit beleidigenden Inhalten wie Idiot, Pfeife oder auch Arschloch”. Am 2. Januar 2023 informiert nun der medienkritische ÖRR-Blog auf Twitter:

“Sebastian Pertsch, laut Tagesschau Sprachkritiker, hat alle Tweets gelöscht.”

Udo Stiehl markierte (retweetete) wiederum auf Twitter unterstützend im Februar 2021 einen Tagesschau-Beitrag aus der Rubrik: “Nachrichten zum Thema – Corona-Leugner”. Im November 2022 kommentierte Stiehl den Kommentar eines ARD-Kollegen, der kritische und besorgte Bürger als “Ratten” bezeichnete, die man “in ihre Löcher zurückprügeln” müsse, wie folgt:

“Treffender Kommentar aus dem ARD-Studio Los Angeles. Triggert genau die scheinheiligen Verteidiger der Meinungsfreiheit, die selbige nur für ihre eigene Meinung gelten lassen. Deshalb gefällt ihnen das Sprachbild der Ratten auf dem Marktplatz nicht ;-))”

Das Wort, der Gedanke, also die ursprünglich nicht zensierbare Bedeutung von Freiheit wird – wie von der Tagesschau entlarvend formuliert – sehr wohl damit “aufgespießt” und dadurch in eine mentale sehr gefährliche und beunruhigende Bedeutungsschranke gewiesen.

Das Jahr beginnt erneut nachweislich mit bewusster medialer Täuschung bekannter Medien-Protagonisten, Diskreditierung von Bevölkerungsgruppen und damit beabsichtigter Stimmungsmache im Land. Kein guter, ein bedenklicher Start 2023.

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