Analyse Ein Virus und die Frage: Wie verlor eine Gesellschaft Vernunft und Humanität?
Nicht weniger bemerkenswert ist auch hier der spaltende Charakter, den eine Bundesministerin darstellt und der stellvertretend für die Art der Politik ist, mit der wir es zu tun haben. Die “Gewalttäter” werden als alleinige Schuldige genannt, auf die sich das Problem reduzieren lässt. Doch das ist wie beschrieben nicht so. Sicher gibt es Gewalttaten, die relativ einfach zugeordnet und entsprechend behandelt werden können. Doch häusliche Gewalt ist immer Teil eines gesamtgesellschaftlichen Problems, das in all seinen Facetten betrachtet, analysiert und bewertet werden muss.
Doch Faesers Reaktion ist aus einem weiteren Grund eine Bankrotterklärung. Sie schlägt nicht nur eine fachlich verheerende Maßnahme vor, die dem Problem nicht gerecht wird. Ihre Lösung ist zudem überhaupt nicht durchführbar. Alle Gewalttäter sofort aus der gemeinsamen Wohnung werfen? Kontrollieren, dass sie auch draußen bleiben?
Wie soll das gehen? Wer soll es kontrollieren? Was passiert mit den Tätern, die aus der Wohnung geworfen werden? Wie wird mit dem Opfer in der darauffolgenden Zeit umgegangen? Es gibt keine Antworten auf diese Fragen, weil der Staat keine hat. Faeser betreibt also Populismus in Reinkultur und spaltet ganz nebenbei die Gesellschaft weiterhin.
Talkshow statt Knast
Zurück zur Problematik der “Letzten Generation”. Vince Ebert hat es auf seine treffende Art auf den Punkt gebracht:
https://twitter.com/RainerReelfs/status/1679822359279157250
Dazu einige Zeitungsüberschriften:
“Protest der Letzten Generation in Karlsruhe: Autofahrer überrollt Hand von Aktivistin”
“Klimakleber in Eimsbüttel – Passanten beschimpfen Autofahrer”
“Letzte Generation stört Schlossfestspiel-Premiere in Regensburg”
Die taz , immer ganz besonders auf der richtigsten aller Seiten stehend, titelt wie folgt:
“Berliner Schnellverfahren gegen Letzte Generation : Populistisch gegen den Rechtsstaat”
Und sie schreibt:
“ Der Versuch, Klimaaktivisten im beschleunigten Verfahren zu verurteilen, geht nach hinten los. Die CDU kennt in ihrer Bestrafungswut keine Grenzen.
In einer optimalen CDU-Welt werden Klimaaktivist:innen der Letzten Generation quasi rechtlos im Schnellverfahren abgeurteilt, ihre Strukturen mit dem Vorwurf der ‘kriminellen Vereinigung’ zerschlagen, und ihre Angreifer, die sie in Lkw über den Haufen fahren wollen, als Opfer verklärt. Es ist eine Welt, in der bereitwillig der Rechtsstaat dem eigenen Populismus geopfert wird. Die Aktivist:innen – als Bedrohung für den deutschen Autofahrer – werden zum Feind stilisiert, gegen den alle Maßnahmen legitim sind.”
Erneut werden Probleme und Feindbilder geschaffen, die vermeidbar wären. Die Fragen, ob es sich bei der “Letzten Generation” um eine kriminelle Vereinigung handelt und ob Schnellverfahren gerechtfertigt oder unangemessen sind, sollten in einem Rechtsstaat keine Rolle spielen, sondern lediglich die nach dem Tatbestand. Wie Vince Ebert schon feststellte, ist eine Straftat eine Straftat, der nicht mit übersteigerter Aufmerksamkeit, sondern Konsequenz begegnet werden muss. Geschieht dies nicht, ist bereits in diesem Verhalten die bewusste Spaltung angelegt.
Krise als Chance … zur Krise
Der Staat wäre verpflichtet, Krisen zu begegnen, ihnen etwas entgegenzusetzen, sie zu beenden, um den Frieden zu sichern oder wiederherzustellen. Krisen führen zu weiteren Krisen, und bis sie sich zu wirklichen Chancen entwickeln (können), geht einige Zeit ins Land. Dieser Zeit zwischen der Krise und ihrem Ende muss so gewissenhaft und durchdacht begegnet werden, wie es nur geht.
Meinung Volksverblödung: Die Entmündigung der Bürger beim neuen “Angst-Thema” Hitze
Doch wir erleben das glatte Gegenteil. Aus einer auch nur angedeuteten Problematik wird durch politische und mediale Einflussnahme eine Krise kreiert, die gar nicht notwendig wäre. Nehmen wir die plötzlich aufgetauchte Zahl von 60.000 “Hitzetoten”. Sie lösen übergangslos die Corona-Toten ab, drängen die Impftoten aus der Aufmerksamkeit heraus (die sie ohnehin kaum erhalten) und werden garniert mit tödlich hohen Temperaturen. Mittlerweile werden sogar schon Bodentemperaturen angeführt, um die Dramatik zu unterstreichen. Wie wäre es denn mit der Temperatur des Erdkerns, um der Krise noch die Kirsche obendrauf zu setzen?
Oder das “Heizungsgesetz”. Unzählige Menschen leiden noch immer unter den Folgen der Corona-Maßnahmen, viele sind pleite, mussten ihre Ersparnisse aufbrauchen oder werden genötigt, irgendwann einmal bewilligte Corona-Hilfen zurückzuzahlen. Neben den wirtschaftlichen Belastungen ist auch die Psyche der Menschen aufgrund der letzten gut drei Jahre (im besten Fall nur) angeknackst oder bereits pathologisch geschädigt. Jetzt bekommen sie noch die Aussicht auf (noch weiter) steigende Energiekosten, sinkende Immobilienpreise und Zwangsmaßnahmen, um dem grünen Willen gerecht zu werden. Welche Krise soll hier bekämpft werden? Die Klimakrise? Das ist ein Witz, und zwar ein richtig schlechter.
Wir müssen begreifen, dass es dieser Staat nicht gut mit uns meint. Er arbeitet mit Krisen, mit Feindbildern und mit Spaltung, um das Zusammengehörigkeitsgefühl, das es ohnehin nur noch rudimentär gibt, endgültig abzuschießen. Der Klimakleber vor dem Lkw und der Fahrer, der durchdreht – beide sind nicht mehr als Instrumente, um die staatliche Macht zu zementieren und eine gesellschaftliche feindselige Grundhaltung zu untermauern.
Solange wir dieses Prinzip nicht durchschauen und uns dagegen zur Wehr setzen, wird die gesellschaftliche Stimmung im Land weiter abstürzen – womöglich in Richtung des viel zu heißen Erdkerns.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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