Israel eröffnet Feuer auf nach Lebensmitteln anstehende Palästinenser: Mindestens 193 Tote
Am 5. März gab es eine Presseerklärung des UN-Hochkommissars für Menschenrechte zum “Mehl-Massaker”. Dabei kommen Experten der UN zur Sprache ‒darunter beispielsweise die Sonderberichterstatterin für Palästina, Francesca Albanese, aber auch eine ganze Reihe weiterer Sonderberichterstatter, wie Michael Fakhri, Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.
“‘Dieser Angriff kam, nachdem Israel über einen Monat lang humanitäre Hilfe nach Gaza Stadt und Nordgaza verweigert hat’, sagten die Experten.
Sie merkten an, dass das Massaker vom 29. Februar einem Muster israelischer Angriffe auf palästinensische Zivilisten folgt, die Hilfe suchen, mit mehr als vierzehn verzeichneten Vorfällen von Beschuss aus Kleinwaffen und Artillerie und dem Zielen auf Gruppen, die sich gebildet haben, um dringend nötige Lieferungen von Lastwagen oder aus Abwürfen aus der Luft zu erhalten, zwischen Mitte Januar und Ende Februar 2024.”
Dabei hat sich die Lage seit der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs nicht verbessert, im Gegenteil. “Im Januar, vor der Entscheidung des Gerichts, kamen im Schnitt täglich 147 Lastwagen nach Gaza. Seit der Entscheidung konnten zwischen 9. und 21. Februar nur 57 Lastwagen nach Gaza einfahren.”
“Die jüngst erfolgten Abwürfe aus der Luft werden wenig erreichen. Der einzige Weg, diese Hungersnot zu verhindern oder zu beenden, ist ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand.”
Das klingt etwas anders als die Anmerkung, die die Tagesschau zitiert. Mehr noch, es wird aus dieser Erklärung deutlich, dass Hilfslieferungen, gleich auf welchem Weg, bei diesem Vorgehen der israelischen Armee zu einer tödlichen Falle für die Empfänger werden können, die eigentlich beim Empfang der Hilfe Schutz bräuchten. Hilfe aus der Luft ist da nicht nur quantitativ unzulänglich; sie schafft auch mehr Punkte, an denen Vorfälle wie das Mehl-Massaker möglich sind.
In einem der unzähligen Texte und Kommentare im Netz, die sich mit den US-amerikanischen Abwürfen befassten, fand sich folgender Kommentar, der den Zynismus dieser Abwürfe sehr scharf zusammenfasste: “Das ist, als würde Mussolini Pakete mit Pasta über einem Nazi-Todeslager abwerfen.”
Meinung Die Welt will Frieden – Baerbock will ihn nicht
Das Angebot der historischen Bilder, die sich aufdrängen, wird immer geringer, denn die Zahl der Opfer ist, bezogen auf die Einwohnerzahl des Gazastreifens, jetzt schon unfassbar. Einer der Tricks der israelischen Propaganda in den Vereinigten Staaten ist, die Zahl der Opfer des 7. Oktober (die noch dazu zu großen Teilen auf das Konto der israelischen Armee selbst gingen) auf die Einwohnerzahl der Vereinigten Staaten hochzurechnen. Das kann man auch mit den Opfern in Gaza tun. Auf die Einwohnerzahl Deutschlands umgerechnet, entsprächen die über 30.000 Toten in Gaza 1,1 Millionen. Das wäre, als würde Köln von der Landkarte getilgt. Wie viele Deutsche wären dann noch übrig, die niemanden aus Familie oder Bekanntschaft verloren hätten?
Die Bilder der verhungernden Kinder werden nicht gezeigt. Aber Bilder, auf denen Menschen am Strand zu Hilfslieferungen rennen, die an Fallschirmen ins Meer sinken. Und “Plünderungen” werden berichtet. Die deutsche Haltung bleibt so menschenfeindlich wie erbärmlich. Und die Berichterstattung gibt sich nach wie vor große Mühe, dass später, wenn die Bilder dieser verhungernden Kinder in den Geschichtsbüchern zu finden sind, neben den anderen, an die sie so sehr erinnern, der brave Deutsche die Augen rollen und mit dem altbekannten Satz erwidern kann: “Davon habe ich nichts gewusst.”
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