Häufig kranken politische Diskussionen daran, dass ein manichäisches Weltbild vorherrscht. “Entweder für oder gegen uns” sowie “Gut und Böse” stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber. Besonders in Kriegszeiten neigt die veröffentlichte Meinung zu Propaganda und kriegslüsterner Herabsetzung des anderen.
Daher am Anfang dieses Artikels eine Trigger-Warnung, wie sie an US-amerikanischen Universitäten in letzter Zeit üblich wurde: Sie könnten in Ihrer politischen Meinung und Ihren Ansichten erschüttert werden. Die einen werden die Argumentation zu pro-amerikanisch und “NATO-hörig” finden und die anderen zu pro-russisch. Anders gesagt handelt es sich um eine differenzierte Herangehensweise. Die Welt besteht eben, wie der US-amerikanische Politikwissenschaftler und Theologe Reinhold Niebuhr wusste, nicht aus Gerechten und Sündern, sondern aus Sündern, die gegeneinander kämpfen.
Samuel Huntington hat in seinem einflussreichen Werk den Zusammenprall der Zivilisationen bereits Mitte der 1990er-Jahre vorausgesehen. Er verband Geopolitik mit Geo-Kultur, einer Aufteilung von geopolitischen Einflusszonen, die zivilisatorischen Grenzen entspricht: