Ein paar Leute – die einen mehr, die anderen weniger verwirrt – haben also versucht, das politische System in Deutschland, die freiheitlich-demokratische Grundordnung mit einem Staatsstreich ins Nirwana zu schicken und die Macht an sich zu reißen. So die Erzählung. In den sozialen Medien und den Kommentarbereichen des Mainstreams erntete diese Erzählung schnell Häme und Belustigung. Doch wirklich komisch ist das alles nicht. Ein Facebook-Post dazu:
“Diese Reichsbürger-Nummer war ein Geniestreich der Autokraten! Mit der Hilfe willfähriger Journalisten ist es gelungen, aus ein paar alten Leuten eine neue Terror-Generation zu inszenieren.
In die Schublade der Demokratiefeinde und Terroristen sind nun Reichsbürger, AfDler, Corona-Kritiker, Antisemiten, Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme, Impfgegner und pauschal alle kritischen Geister eingetütet worden.
Somit ist es gelungen, in weiser Voraussicht jede Kritik und jeden Widerstand in die terroristische und somit kriminelle Ecke zu stellen.
Das ist der Unterschied zu anderen Autokratien: Kritiker gehen nicht mehr von sich aus in den Untergrund, sie werden von der staatlichen Hand sanft, aber bestimmt, dort herübergezogen.”
Und tatsächlich hat die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sogleich nachgelegt und erklärt, worum es im Kern geht.
Der Abbau von Bürgerrechten und Demokratie wird von @NancyFaeser vorangetrieben: Der bloße Verdacht des (Rechts-) Extremismus soll nun reichen, um Staatsangestellte den Gegenbeweis abzunötigen. Das war zuletzt von 33-45 so in Deutschland.#Beweislastumkehrpic.twitter.com/TJhyQNAraq
— TheRealTom™ ✊ (@tomdabassman) December 8, 2022
Staatsangestellte sollen also aus dem System quasi eliminiert werden, wenn der Arbeitgeber vermutet, es könnte sich um Rechtsextreme handeln. Mit viel Wohlwollen könnte man diesen Ansatz sogar so stehen lassen, doch es gibt zwei Probleme:
Wann ist jemand als rechtsextrem einzustufen?
Welche rechtsextremen Vergehen müssen vorliegen?
Diese Fragen sind alles andere als trivial. Denn spätestens seit der Corona-Episode wissen wir, dass die Titulierungen “rechts”, “rechtsextrem”, “antisemitisch” und zahlreiche weitere sehr sorglos und unreflektiert verwendet werden. Und das beginnt bereits bei der Unterscheidung zwischen “rechts” und “rechtsextrem”. Letzteres kann durchaus zu justiziablen Handlungen führen, die verfolgt werden müssen.