Quelle: www.globallookpress.com © Christoph Soeder Robert Habeck in Kiew, 04. April 2023
Von Dagmar Henn
Natürlich musste er das tun, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Schon alleine, weil die Konsequenzen der von ihm durchgesetzten Heizungsverbote letztlich derart ernst sind, dass er unbedingt sein Schwiegersohn-Image wieder aufpolieren musste, und eine Runde geheucheltes Mitgefühl in der Ukraine kommt da gerade recht.
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Diese Heizungsnummer ist brutal, weil es – wie Robert Habeck wohl weiß – gar nicht genug Wärmepumpen und für deren Einbau qualifizierte Installateure gäbe, um den künstlich ausgelösten Bedarf zu befriedigen, sollten alle, die eine neue Heizung benötigen, oder Neueigentümer und Erben, denen zwei Jahre Frist zum Austausch gegeben werden soll, brav ebendieses tun.
In Wirklichkeit dürfte es dann reihenweise Erben geben, die ihr Erbe ausschlagen, weil sie keine neue Heizung samt energetischer Sanierung finanzieren können und auch nicht finanziert bekommen. Damit entstehen massenhaft ungeheizte Wohnungen, geplatzte Hypotheken bei den Sparkassen und letztlich ein absoluter Wertverlust, bei dem man sich höchstens damit trösten kann, dass wegen der Probleme bei Gewerbeimmobilien auch Finanzhaie und Großbanken etwas vom Elend abbekommen.
Die gesammelten Ergebnisse der Wirtschaftspolitik dieses Herrn sind menschenfeindlich. Und Unfug, weil beispielsweise die Wärmepumpennummer das behauptete Ziel gar nicht erreicht. Der Trick, mit dem man solche Klippen umschifft, ist ganz viel Gefühl. Dafür gibt es die Klimakleber, die stetig vom Weltuntergang schreien.
In der Ukraine gab es dann ganz viel Gelegenheit, auf die Tränendrüsen zu drücken. Beispielsweise mit einer Geschichte von den Einwohnern des Dorfes Jahidne, die angeblich “in einen Keller gesperrt” wurden, über dem die russische Militärverwaltung saß.
Klar, um diese Räuberpistole als solche zu erkennen, muss man wissen, dass alle Verwaltungsgebäude in sowjetischer Zeit mit Schutzräumen ausgestattet wurden. Ein kleiner Ort – mit laut Wikipedia gerade einmal 318 Einwohnern – hat außer der örtlichen Verwaltung aller Wahrscheinlichkeit nach keinen weiteren soliden Schutzraum. Es handelt sich also schlicht um den sichersten Raum, der zur Verfügung stand.
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In Jasinowataja haben sich während der Kämpfe dort 2014 auch viele Menschen in den Keller der Verwaltung geflüchtet. Weil diese Keller entsprechend ausgestattet waren, haben auch die allermeisten überlebt. Hätte es beispielsweise keine Wasserversorgung gegeben, wären weitaus mehr Menschen gestorben; aber allein die permanenten Erschütterungen durch den Beschuss sind Stress und damit für manche gefährlich.
Wie das mit den “menschlichen Schutzschilden” funktioniert, sollte sich Habeck einmal von seinen ukrainischen Freunden erklären lassen. Eben genau nicht solcherart, dass man der Bevölkerung sichere Räume überlässt; im Gegenteil, das bedeutet, dass man beispielsweise einen Raum eines Kindergartens mit Militär belegt und im anderen der Betrieb fortgesetzt wird. Oder dass man darauf achtet, dass das Haus, neben das man seinen Raketenwerfer stellt, auch bewohnt ist. Selbst im verwundbaren Gebäude an der Oberfläche bleiben und die vermeintlichen Schutzschilde in den schützenden Keller bringen, das macht gar keinen Sinn.
Aber wer wird schon nachdenken und eine Geschichte infrage stellen, von der Habeck so sichtlich gerührt ist? Oder auf seine Erzählungen von den Schrecken des Krieges antworten, dass sie all die Jahre im Donbass genauso aussahen, dass auch dort Gliedmaßen abgerissen wurden, nur dass der Anteil der zivilen Opfer höher ist? Die vermeintliche Ehrlichkeit der Habeckschen Emotionen dient hier als Schild, um jede Kritik und jedes Nachdenken über die Details von vorneherein abzuwehren. Ganz zu schweigen von seiner Lobpreisung Selenskijs:
“Ich hab gedacht, ein Präsident, der nach einem Jahr Krieg, nach so großen und schwierigen Entscheidungen, Menschen, Soldaten an die Front zu schicken, dauernd über Leben und Tod mitentscheiden zu müssen, so viel Humanität in sich trägt, so viel Emotionalität in sich trägt, der hat sein Herz nicht verloren.”
Sagt der Schauspielschüler über den Schauspieler. Aber Rührung ist keine Humanität. Humanität verlangt, dass auch der Verstand beteiligt wird. Ein Verstand, der erstens sagt, dass auch die Kriege in Syrien oder im Jemen keine hübscheren Eindrücke liefern; der zweitens verlangt, Verantwortung und Entscheidungsmöglichkeiten jener Personen, die da ihre Gefühle zur Schau stellen, mit einzubeziehen.
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Weder der deutsche Wirtschaftsminister Habeck, der sich schließlich noch dafür entschuldigte, nicht früher mehr Waffen geliefert zu haben, dessen Partei schon 2014 aufseiten der Kiewer Bandera-Jünger stand und der selbst bereits im Mai 2021, als die Minsker Abkommen offiziell noch die Leitlinie der deutschen Politik waren, Waffen für die Ukraine forderte, noch der ukrainische Präsidentendarsteller Selenskij, der vermutlich nur ausführendes Organ war, als er die Verhandlungen in Istanbul im vergangenen Frühjahr abbrach, aber sie eben doch persönlich abgebrochen hat, sind in einer Position, über das Elend dieses Krieges zu klagen, geschweige denn, selbst Mitgefühl dafür einzuheimsen, weil sie unter dem Anblick so sehr leiden.
Und nach der Frage der Verantwortung muss man, will man wirkliche Humanität, die Frage nach den Konsequenzen stellen. Immerhin ist es Selenskij, der immer wieder betont hat, dass Artjomowsk gehalten werden müsse; der dasselbe bereits in Soledar gefordert hatte und damit Zehntausende Menschenleben zerstörte. Was bitte soll daran human sein, dieser Ukraine noch weitere Waffen zu schicken? Human gegenüber den gewöhnlichen ukrainischen Soldaten? Ganz zu schweigen davon, dass wirkliche Humanität eben auch den Blick für die Opfer der anderen Seite behalten muss …
Nein, dieser Tonfall, diese Art von Geschichte, das ist nicht menschlich, das ist menschelnd. Das ist die sorgfältige Zurschaustellung von Emotionen, die den eigenen Interessen nützlich sind. Garniert mit ein paar Gruselelementen, damit die eigenen Tränen desto reiner glänzen.
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Das ganze Schmierentheater würde nicht funktionieren, wären die Menschen nicht durch die Werbewirtschaft seit Jahrzehnten auf falsche Emotionen eingestellt worden; auf leuchtende Augen beim Anblick von Schokobonbons und überbordende Freude, wenn ein Waschmittel seine Aufgabe erfüllt und wäscht.
Dass der Darsteller Habeck als Politiker durchgeht und man ihn sogar für seine Performance lobt, zeigt, wie sehr der Unterschied zwischen Inszenierung und Wirklichkeit bereits erodiert ist; und die Grünen waren seit Jahrzehnten diejenigen, die am radikalsten Werbung als Politik verkauften. Dass es darin Vorgänger gab, hätte skeptisch machen müssen; schon der Gleichklang zwischen Selenskij und Habeck ruft diese Tatsache wieder in Erinnerung.
Der wirkliche Habeck zeigt sich im Umgang mit der heimischen Bevölkerung. Wie weit sein Mitgefühl dort reicht, lässt die Regelung erkennen, dass nur über 80-Jährige vom Heizdiktat ausgenommen werden, während all jene, die demnächst in Rente gehen oder es bereits sind, nun erleben dürfen, wie die jahrzehntelang gepredigte Vorsorge fürs Alter mit einem Habeck-Grinsen ausgelöscht wird. Was natürlich nicht ausschließt, dass Habeck dann, mit viel Rührung in der Stimme, die Geschichte verkauft, welch große Opfer einzelne Hausbesitzer gebracht hätten, um das Klima zu retten, so, wie er die verlorenen Gliedmaßen des ukrainischen Kanonenfutters glorifiziert, ohne ansatzweise daran zu erinnern, dass das alles nicht nötig gewesen wäre.
Wirklich abgekauft wird ihm dieses Theater ohnehin nur noch von den eigenen Anhängern, aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Pläne, für die er steht, aufgehalten werden. Zumindest nicht in Deutschland.
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