Quelle: www.globallookpress.com © Ton Molina / IMAGO Brasiliens Präsident Lula da Silva, 20.03.2023
Eine Analyse von Maria Müller
Laut internationalen Presseberichten wollen die beiden BRICS-Staaten künftig ihr wachsendes Handelsvolumen in eigenen Währungen finanzieren und dabei den US-Dollar als Zwischenwährung abschaffen. Das erklärte die brasilianische Regierung am 29. März. Sie betonte außerdem, dass beide Staaten planten, die Zusammenarbeit bei der Nahrungsmittelproduktion auszuweiten. Auch Mineralien sollen eine verstärkte Rolle beim kommerziellen Austausch spielen. Das Abkommen werde es den beiden BRICS-Mitgliedern ermöglichen, ihre umfangreichen Handels- und Finanztransaktionen direkt durchzuführen.
Wirtschaftsforum: Indien, Russland, China brauchen gemeinsame Währung
Die brasilianische Agentur für Handels- und Investitionsförderung äußerte sich dazu: “Wir erwarten, dass wir auf diesem Weg die Kosten senken, einen noch größeren bilateralen Handel fördern und Investitionen erleichtern können.” Die Länder wollen auch eine Clearingstelle einrichten, die Abrechnungen ohne den US-Dollar sowie Kredite in Landeswährungen anbieten wird. Der Schritt zielt darauf ab, die Transaktionskosten zwischen den Seiten zu senken und die Abhängigkeit vom Dollar in der bilateralen Beziehung zu beseitigen.
Brasilianische und chinesische Banken kooperieren
Die chinesische Volksbank (PBOC) gab zuvor bekannt, dass solche Vereinbarungen die Verwendung des Yuan für grenzüberschreitende Transaktionen zwischen Unternehmen und Finanzinstituten in den beiden Ländern fördern und den bilateralen Handel sowie Investitionen weiter erleichtern werden. Auch die Industrie- und Handelsbank Chinas wird die Transaktionen durchführen. Ebenso die brasilianisch-chinesische Bank BoCom-BBM.
China ist größter Handelspartner Brasiliens
China ist seit mehr als einem Jahrzehnt Brasiliens größter Handelspartner, wobei der bilaterale Handel im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 150 Milliarden US-Dollar erreichte. Grundnahrungsmittel wie Soja, Fleisch (Rind, Schwein, Geflügel) und Zucker bilden einen Großteil chinesischer Importe aus Brasilien. Laut der Sekretärin für internationale Angelegenheiten im brasilianischen Finanzministerium, Tatiana Rosito, schließen bereits 25 Länder ihre Zahlungen mit China in Yuan ab.
Das im Januar in Peking stattgefundene chinesisch-brasilianische Geschäftsforum, an dem hochrangige Wirtschafts- und Finanzfachkräfte teilnahmen, war der Hintergrund für erste Absichtserklärungen und Vereinbarungen, die nun definitiv in einem Vertrag zwischen beiden Nationen mündeten.
Ex-Präsidentin Dilma Rousseff als Chefin der BRICS-Bank
Brasilianische Ex-Präsidentin wird Chefin der BRICS-Bank
Brasiliens Engagement in der BRICS-Organisation hat sich seit dem Amtsantritt des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva wieder verstärkt. Die frühere Präsidentin des Landes, Dilma Rousseff (2011 – 2016), wurde vor einer Woche einstimmig in den Vorsitz des internationalen Finanzinstituts gewählt. Ihr Mandat wird bis zum Jahr 2025 andauern. Sie tritt die Nachfolge von Marcos Troyo an, dem Ex-Sekretär des Finanzministeriums unter Jair Bolsonaro.
In der offiziellen Mitteilung der Institution heißt es: “Am 24. März 2023 hat der Gouverneursrat der NBD (Neue Entwicklungsbank) Rousseff einstimmig mit sofortiger Wirkung zur Präsidentin der Bank gewählt.” Rousseff war vom derzeitigen brasilianischen Staatsoberhaupt Lula da Silva für das Amt vorgeschlagen worden. Die Ernennung erfolgte kurz vor dem für kommende Woche geplanten Staatsbesuch des Präsidenten in China.
Rousseff wird in einer Zeremonie ihre Amtsübernahme zum Zeitpunkt des Aufenthalts von Lula in China feiern. Die BRICS-Entwicklungsbank konzentriert sich auf die Finanzierung von Infrastrukturprojekten in ihren fünf Mitgliedsstaaten (Südafrika, Brasilien, Russland, China und Indien), unterstützt aber auch Entwicklungsländer wie Bangladesch, Ägypten und Uruguay, die im Jahr 2021 als Partner der Bank aufgenommen wurden.
Zusammenschluss zweier Banken aus China und Brasilien
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Ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit ist die Fusion zweier Banken aus China und Brasilien zu einem gemeinsamen Finanzinstitut “BoCom-Bank”. Die eine Partnerin, die chinesische “Kommunikationsbank”, ist eine der fünf größten Banken ihres Landes. Sie operiert in zehn Ländern.
Die andere Partnerin, die brasilianische BBM-Bank, ist die älteste Finanzgruppe Brasiliens und gehört heute zu den größten Banken des südamerikanischen Riesen. Der Prozess des Zusammenschlusses beider Institutionen begann bereits im Jahr 2016 und ist heute abgeschlossen. Ihre Aufgaben sind vorrangig Kreditvergabe für Entwicklungsprojekte, Handelsfinanzierungen und Operationen auf dem Kapitalmarkt.
Probleme des sich ausweitenden Handels
Eine kritische Beobachtung des wachsenden Handels zwischen China und Brasilien muss auch dessen Probleme hervorheben. Ermöglicht wurde eine erhebliche Ausweitung der brasilianischen Exporte, die sich jedoch stark auf Produkte mit niedrigem technologischem Gehalt wie landwirtschaftliche und mineralische Rohstoffe konzentrieren.
Andererseits weitete sich der Umfang von chinesischen Fertigprodukten auf dem brasilianischen Inlandsmarkt stark aus, was negative Folgen für die Industrieproduktion in Brasilien hat. Die meist billigeren chinesischen Konsumartikel verdrängen die brasilianischen Inlandsprodukte vom Markt, während die Agrarindustrie eine wachsend dominierende Rolle in der brasilianischen Wirtschaft spielt – womit zweifelsohne auch schwere Umweltschäden verbunden sind.
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Vor allem unter der vorherigen Regierung unter Jair Bolsonaro wurden rücksichtslos neue Landwirtschaftsflächen auf Kosten von unberührten Waldgebieten der Natur geraubt. China setzt strenge Schutzregeln für die eigenen Agrarböden durch, während es solche Standards für die Landwirtschaft in Brasilien nicht einfordert.
Allerdings ist inzwischen eine chinesische NGO für Umweltschutz in Brasilien tätig, die für eine ökologische Verbesserung der Anbaumethoden arbeitet. Brasiliens Staatschef Lula betonte in seinem Regierungsprogramm den Umweltschutz und – damit verbunden – den Klimaschutz. Die Wiederaufforstung brandgerodeter Waldgebiete gehört zu den dringendsten Maßnahmen.
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