In der von “Index on Censorship” erstellten globalen Rangliste zur Meinungsfreiheit ist Großbritannien hinter Chile, Israel und Jamaika gelandet, wie die britische Zeitung The Guardian berichtet. Die Organisation hat das Land demnach auf der Grundlage von Daten aus Quellen wie dem Weltindex für Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen und der UNESCO-Beobachtungsstelle für getötete Journalisten für das Jahr 2021 in allen wichtigen Bereichen – akademische, digitale und Medienfreiheit – als nur “teilweise offen” eingestuft.
Ruth Anderson, die Geschäftsführerin von Index, zeigte sich überrascht, dass das Vereinigte Königreich so weit hinter Ländern wie Australien, Irland und anderen westeuropäischen Staaten rangiert.
Zuletzt gab es in dem Land, deren Regierung sich dennoch gern als demokratischer Vorreiter gibt, eine Debatte über eine zunehmend bedenkliche Haltung Londons zum Recht auf Streik oder Protest und der Überprüfung des Schutzes von Journalisten bei der Veröffentlichung von Berichten von Informanten über die nationale Sicherheit.
Auch der brisante Fall des weltweit bekannten WikiLeaks-Gründers Julian Assange hat das Land in der Rangliste nach hinten rutschen lassen. Der Oberste Gerichtshof hatte Assanges Auslieferung an die USA 2021 genehmigt, eine Entscheidung, die nach Einschätzung des UN-Sonderberichterstatters Nils Melzer einem Todesurteil gleichkommt und von Reportern ohne Grenzen stark kritisiert wird:
Reporters Without Borders: 'This is really the future of Journalism that is at stake – it will not stop with Julian Assange @RSF_inter@rebecca_vincent#FreeAssangeNOWpic.twitter.com/9bhKZX7fIH
— Defend Assange Campaign (@DefendAssange) January 5, 2023
“Diese und andere Fragen deuten auf einen Rückschritt für ein Land hin, das sich lange Zeit als eine Bastion der Meinungsfreiheit gesehen hat”, sagte Anderson dem Guardian. “Selbst in den letzten Tagen haben wir gesehen, dass Nadhim Zahawi [Vorsitzender der Konservativen Partei] rechtliche Schritte eingeleitet hat, um Journalisten zum Schweigen zu bringen, die über seine Steuerangelegenheiten berichten wollten.”