Quelle: www.globallookpress.com © Vuk Valcic/Keystone Press Agency Proteste gegen die steigenden Lebenshaltungskosten (Juni 2022)
Die wohltätige Stiftung “abrdn Financial Fairness” und Forscher der Universität Bristol haben erklärt, dass sich 16 Prozent der Haushalte, also rund 4,4 Millionen Familien, in “ernsten finanziellen Schwierigkeiten” befinden. Weitere 20 Prozent “kämpfen”, um über die Runden zu kommen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Die Studie offenbart den steigenden Druck auf die britischen Bürger angesichts des höchsten Inflationsdrucks seit einer Generation. Analysten erwarten, dass sich die Krise im Oktober noch weiter verschärfen wird. Denn dann sollen die Energiepreise weiter steigen, was die Inflation auf elf Prozent hochtreiben könnte.
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Diese Zahlen erhöhen nicht zuletzt den Handlungsdruck auf die britische Regierung, die sich derzeit in einer tiefen politischen Krise befindet – nach dem erzwungenen Rücktritt des britischen Ministerpräsidenten Boris Johnson letzte Woche. Seine Regierung hatte im Mai zusätzliche Unterstützung im Bereich der Lebenshaltungskosten im Umfang von 15 Milliarden Pfund (17,7 Milliarden Euro) verkündet. Allerdings fordern Opposition und soziale Verbände bereits jetzt erneute Hilfsmaßnahmen, noch bevor Johnsons Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten im September verkündet wird. Mubin Haq, der Geschäftsführer der Stiftung “abrdn Financial Fairness”, erklärte:
“Die Zeiten sind für alle hart, aber gerade die Bezieher der niedrigsten Einkommen bekommen die Auswirkungen der steigenden Preise besonders zu spüren. Die Löhne sind weitgehend stagniert und halten nicht mehr mit der Inflation Schritt; und die soziale Sicherheit ist real niedriger als noch vor über zehn Jahren. Ein umfassenderer und längerfristiger Plan ist dringend erforderlich, um sicherzustellen, dass der Lebensstandard nicht noch weiter sinkt.”
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer der Umfrage, bei der es um die finanziellen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ging, antworteten, dass sie ihre eigene finanzielle Situation im Vergleich zu vor dem Ausbruch der Pandemie als schlechter bewerten. Im letzten Oktober hatte hingegen nur ein Drittel der Befragten die eigene Situation als schlechter bewertet.
In dem am Montag veröffentlichten Bericht werden auch die verschiedenen Maßnahmen beschrieben, zu denen die Betroffenen greifen, um Kosten zu sparen. Von denen, die sich in einer ernsten finanziellen Lage befinden, reduzierten 71 Prozent die Qualität ihrer Nahrungsmittel, 36 Prozent verkauften oder verpfändeten Teile ihres Eigentums und 27 Prozent kündigten Versicherungspolicen. Die Befragten gaben zudem an, weniger zu duschen und zu kochen, um Energiekosten zu sparen.
Personen, die Gelegenheitsjobs nachgehen, reduzierten oder kündigten ihre Rentenversicherungsbeiträge. Zu den am härtesten Betroffenen gehören demnach Alleinerziehende, Rentner auf Mindestsicherung und Familien mit Kindern.
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