Meinung Ob Nahost oder Ukraine: Wenn zwei sich prügeln, braucht es nicht die Faust eines Dritten
Es zeugt von uns alle bedrohender Arroganz und Selbstherrlichkeit, davon auszugehen, dass der Westen darüber entscheidet, wer existieren darf und wer ausgelöscht werden muss. Dieses Prinzip hat Jahrzehnte funktioniert, insbesondere die USA haben der Welt ihre Interessen diktiert. Doch spätestens seit Ausbruch des aktuellen Ukraine-Krieges hat der Aufbau einer neuen Ordnung begonnen, haben Länder, die früher stillgehalten haben, ihre eigene Stärke und ihre eigenen Interessen entdeckt. Auch im Nahen Osten hatte der Westen über Jahrzehnte seine Finger im Spiel, hat Länder überfallen, Regime Changes durchgeführt oder versucht, hat Terrororganisationen aufgebaut und finanziert.
Als “Die Anstalt” noch Satire gemacht und den Mächtigen auf die Finger geschaut hat, hat sie die Zusammenhänge in einem entlarvenden Beitrag auf den Punkt gebracht. Heute wird so getan, als sei das, was im Nahen Osten passiert, völlig losgelöst von den westlichen Mächten geschehen. Dem ist nicht so!
Letztlich ist es auch der islamistische Terror, der künstlich von den USA und der NATO erzeugt wurde, aus eigenen Interessen, und mit einem Größtmaß an Skrupellosigkeit. Erinnert sei an Madeline Albright, die auf die Frage nach 500.000 ermordeten Kindern im Irak einst sagte:
“Ja, es war den Preis wert.”
Wie viele Angehörige der getöteten Kinder von damals mögen sich in der Zeit danach radikalisiert haben? Wie viele haben sich dem Terror zugewandt, um Vergeltung zu üben? Wie viele werden es nach den tausenden Toten im Gazastreifen sein?
Die Machtverhältnisse verschieben sich, überall auf der Welt. Es gibt Bestrebungen der Kooperation zwischen den Ländern, es gibt den Ansatz, auf Augenhöhe zu agieren und voneinander zu profitieren. Man wird sehen, inwieweit sich diese Herangehensweise durchsetzen und verwirklichen lässt. Und es gibt die andere Seite, die, die dem Krieg und der Eskalation zugewandt ist – die, die nach wie vor eine imperiale Machtzuschreibung sucht; die, die auf Konfrontation statt Kooperation setzt.
Und gerade diese Seite der Konfrontation wird verlieren, sie wird im besten Falle still und leise bedeutungslos werden, wenn sich die weltweiten Strukturen verändern. Im schlimmsten Fall wird sie eine gewaltsame Niederlage erleiden, bevor sie ebenfalls in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Nicht nur Länder wie Russland und China und Zusammenschlüsse wie die BRICS werden in Zukunft die geopolitische Lage bestimmen. Auch die schon heute fast zwei Milliarden Muslime werden ihre Rolle einfordern.
Wenn bei dieser Ausgangslage die deutsche Außenministerin davon spricht, die Hamas zerstören zu wollen, um Frieden im Nahen Osten herzustellen, kann man nur verwundert den Kopf schütteln. Baerbock und die Machthaber, die sie repräsentiert, leben in einer blutigen Scheinwelt, in der sie die Fäden ziehen. Die Realität dagegen hat jene Fäden längst durchschnitten, die Betroffenen haben es nur noch nicht bemerkt.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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