Bericht: Katar stellt LNG-Tankerverkehr im Roten Meer ein
Als Reaktion darauf starteten die USA und ihre Verbündeten die Seeoperation “Prosperity Guardian”. Dabei haben sie inzwischen dutzende Luftangriffe auf Ziele in mehreren jemenitischen Provinzen durchgeführt.
Diesbezüglich ist zu betonen, dass die jemenitischen Huthi von vielen internationalen Akteuren, einschließlich von Washington, als “Proxys” des Iran betrachtet werden. Demnach sollen diese Rebellen, die sich in den vergangenen Jahren erfolgreich der Intervention Saudi-Arabiens widersetzt hatten, hauptsächlich mit der Unterstützung Teherans agieren und die iranischen Interessen in dieser Region stärken.
Im Grunde gehen die Vereinigten Staaten mit ihren Angriffen gegen Huthi zugleich gegen den Iran vor, weshalb nun vieles von ihm abhängt. Indes war seine erste schwerwiegende Reaktion ein Angriff mit ballistischen Raketen auf angeblich von Mossad genutzte Einrichtungen im irakischen Erbil, was auch als ein indirekter Schlag gegen die US-Amerikaner zu verstehen ist.
Europas Rohstoffversorgung in Gefahr?
Es zeigt sich insofern mehr und mehr, dass dieser Konflikt eindeutig die Gefahr eines großen Krieges im Nahen Osten birgt. Wobei ein Krieg nicht nur große Verluste in der Region verursachen, sondern auch negative ökonomische Folgen für den Westen respektive Europa haben würde, meinen Experten.
Demnach besteht die Gefahr, dass etwa die Schifffahrt durch die Straße von Bab al-Mandab an der jemenitischen Küste, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet, zum Erliegen gebracht werden könnte. Dies wäre fatal, da diese Meerenge als eine der meistbefahrenen Schiffspassagen der Welt und als eine der wichtigsten Routen für den globalen Rohstofftransport gilt. Etwa ein Fünftel der Öllieferungen, einschließlich des Großteils der Rohöl-Exporte arabischer Länder, gehen täglich entlang dieser Route. Außerdem passieren erhebliche Mengen an verflüssigtem Erdgas (LNG), mehr als 12 Prozent, die Straße von Bab al-Mandab. Zum Beispiel die vielen Exporte aus Katar, die unter anderem an die Abnehmer in Europa gehen.
Eine (langfristige) Einschränkung der Rohstofftransporte durch dieses Seegebiet könnte zu einem starken Anstieg der Ölpreise sowie der Erdgasknappheit in Europa führen. Die Folgen für die EU-Länder wären in der jetzigen Wirtschaftslage vermutlich katastrophal.
Obwohl die Huthi bisher zwar keine Schiffe mit Öl oder Flüssiggas im Roten Meer angegriffen hatten, machten viele Beobachter darauf aufmerksam, dass etwa die katarischen LNG-Lieferungen in die EU im Zuge der Krise im Roten Meer trotzdem unterbrochen werden könnten. Nun ist dieser Fall kürzlich auch eingetreten. Wie die Agentur Reuters am Montag berichtete, soll das katarische Mineralöl-Unternehmen QatarEnergy nach dem Beginn der Luftangriffe auf den Jemen durch die US-Koalition die Verschiffung von LNG durch die Straße von Bab al-Mandab eingestellt haben.
Voraussichtlich sind Engpässe in Europa vorerst nicht zu befürchten, weil die europäischen Länder heute über ausreichende LNG-Vorräte verfügen. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein Lieferstopp sich nicht gerade positiv auf die Energiesicherheit Europas auswirkt.
Diese Situation könnten sich andere Lieferanten zunutze machen und die Marktanteile übernehmen, die Katar offenbar liegen lässt. Theoretisch kommen dafür die USA infrage, die übrigens, Medien zufolge, kürzlich die Kataris als den weltgrößten LNG-Exporteur ablösen konnten.
Analyse Mit dem Angriff auf den Jemen haben die USA und Großbritannien die Eskalationsspirale hochgeschraubt
Allerdings ist es fraglich, ob die Vereinigten Staaten ihre ohnehin immensen LNG-Ausfuhren überhaupt noch weiter steigern können. Zumal die Gasbranche des Landes wahrscheinlich vor einem Rückgang steht, wie aus Prognosen des US-Energieministeriums hervorgeht. Demnach soll die Produktion von Erdgas in den kommenden zwei Jahren lediglich um etwa 1 bis 2 Prozent zulegen, wobei das Wachstum 2024 und 2025 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Doppelte zurückgeht.
Allem Anschein nach haben die US-Produzenten den Höhepunkt ihres Wachstums bereits überschritten, weshalb sich die Gasförderung in den USA künftig maßgeblich verlangsamen wird. Gleichzeitig erhöht sich der Gasverbrauch im Inland, weil vielerorts ein Umstieg von Kohle auf Gas stattfindet. Zudem steigen die US-amerikanischen Gasexporte nach Mexiko, während die Importe aus Kanada schrumpfen.
Daher stellt sich die Frage, ob die zur Zeit geförderten Mengen Erdgas für zusätzliche Lieferungen nach Europa ausreichen? Deshalb bleibt abzuwarten, ob sich die Lage im Roten Meer stabilisiert. Sollte es aber zu einer weiteren Eskalation kommen, dann dürften die europäischen Staaten früher oder später vor Lieferengpässen stehen, und es ist nicht sicher, dass die USA für Entspannung sorgen können.
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