Quelle: AFP © Brendan Smialowski Symbolbild: Die Kathedrale Mary Our Queen der römisch-katholischen Erzdiözese Baltimore am 23. Juni 2017 in Baltimore, Maryland, USA.
Die katholische Erzdiözese Baltimore hat jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester und andere Kirchenführer vertuscht. Die Missbrauchsfälle reichen bis in die 1940er-Jahre zurück. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Generalstaatsanwaltschaft in Maryland nach einer vierjährigen Untersuchung.
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Mehr als 600 Kinder sollen von über 150 Geistlichen, Nonnen, Seminaristen und Diakonen sexuell missbraucht worden sein, so der am Mittwoch veröffentlichte Bericht. Die Untersuchung wirft der Kirche eine “unbestreitbare Geschichte” von “durchdringendem, bösartigem und anhaltendem Missbrauch” vor, der fortgesetzt werden konnte, da die Verantwortlichen der Diözese sich dafür entschieden haben sollen, die Institution statt die Kinder in ihren Gemeinden und Schulen zu schützen.
Generalstaatsanwalt Anthony Brown sagte in einer Erklärung:
“Dieser Bericht veranschaulicht das verwerfliche, systematische Versagen der Erzdiözese, die Schwächsten zu schützen – die Kinder, die sie beschützen sollte.”
Der Bericht stellte fest, dass die “schiere Anzahl der Täter und Opfer, die Verderbtheit des Verhaltens der Täter und die Häufigkeit, mit der bekannten Tätern ermöglicht wurde, sich weiter an Kindern zu vergehen, erstaunlich sind.”
Der Missbrauch soll sogar so weit verbreitet gewesen sein, dass in einigen Kirchen und Schulen mehr als ein Täter gleichzeitig tätig war. In einer Pfarrei in Catonsville, Maryland, gab es zwischen 1964 und 2004 elf verschiedene Missbrauchstäter.
Laut dem Bericht hat die Erzdiözese, die älteste römisch-katholische Diözese in den USA, die Opfer nicht geschützt, als Missbrauchsvorwürfe aufkamen. Als die Diözese etwa im Jahre 1987 erfuhr, dass ein Geistlicher ein 14-jähriges Mädchen sexuell missbraucht hatte und zugab, dass er “von einigen jungen Mädchen erregt” worden war, teilte sie dem Opfer mit, dass er eine Therapie erhalten und von Kindern ferngehalten werden würde.
Die Diözese ergriff laut dem Bericht keine weiteren Maßnahmen, bis sich 1994 weitere Opfer meldeten. Bis dahin sollen neun weitere Mädchen missbraucht worden sein, und es soll Hinweise auf weitere Opfer gegeben haben, die sich entschieden hatten, ihre Fälle nicht zu melden.
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Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Fälle des Missbrauchs vor 2002, als ein aufsehenerregender Medienbericht über die Vertuschung von Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs durch die Erzdiözese Boston zu Reformen in der Kirche führte, einschließlich lebenslanger Verbote für die Täter.
Das Büro des Generalstaatsanwalts behauptete jedoch, dass die Erzdiözese Maryland es versäumt habe, die erforderlichen Reformen vollständig umzusetzen. So hat sie es beispielsweise versäumt, alle ihr bekannten Missbrauchstäter öffentlich aufzulisten, und hat es zugelassen, dass einige von ihnen mit Pensionen in den Ruhestand gehen konnten, anstatt entlassen zu werden.
In dem Bericht wird empfohlen, die Verjährungsfrist für Klagen wegen sexuellen Missbrauchs in der Kindheit in Maryland aufzuheben und den Opfern die Möglichkeit zu geben, ihren Schaden zivilrechtlich einzuklagen. Das Abgeordnetenhaus von Maryland verabschiedete am Mittwoch ein entsprechendes Gesetz, das die derzeitige Beschränkung aufhebt, nach der mutmaßliche Opfer erst ab einem Alter von 38 Jahren klagen können.
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