PR-Krieger versuchen infolge der Nachrichten über das Scheitern des Gipfels in Saudi-Arabien Schäden vom ukrainischen Präsidialamt abzuwenden. Sie sind bemüht, den negativen Informationshintergrund zu übertönen, indem sie die Empörung der Ukrainer über ein anderes Thema wecken – ob die Ukraine nun doch zu einer einzigen, landesweiten Strafkolonie werden soll oder nicht. Das Volk schüchtert man ein, um Wladimir Selenskijs Versagen zu verschleiern.
Nachrichten aus der Ukraine sind oft nicht das, was sie zu sein scheinen – selbst wenn sie alles bestätigen, was wir über die Ukraine denken. Ein Beispiel gefällig? Aber bitte: Nach Angaben ukrainischer Medien wie Serkalo Nedeli weigern sich seit Anfang 2022 zwischen 40 und 60 Prozent des diplomatischen Personals des Landes oder vielleicht sogar noch mehr, nach Beendigung ihrer jeweiligen Mission nach Hause zurückzukehren. Nur eine Person entschied sich zum Beispiel, die Vereinigten Staaten zu verlassen, während 20 dazu gezwungen wurden.
Die Gründe dafür können individuell sein: von finanziellen Problemen bis hin zur Angst vor Repressalien oder vor der Entsendung an die Front. Aber im Allgemeinen ist das Bild eindeutig, ukrainische Diplomaten glauben nicht an die Zukunft des Staates, dessen Interessen sie vertreten. Und sie – gerade sie sind sehr viel besser informiert als der Durchschnittsbürger.
Vor diesem Hintergrund hat der Leiter des ukrainischen Instituts für die Zukunft, Wadim Denissenko, eine skandalöse Initiative in den Informationsraum geworfen: Sie sieht vor, ukrainischen Männern für mindestens drei Jahre die Ausreise aus dem Land zu verbieten, andernfalls, so glaubt er, werden die Ukrainer als Nation nicht überleben.
Für die meisten ukrainischen Männer gilt bereits ein Ausreiseverbot wegen der Mobilmachung. Doch hier – hier geht es auch um eine “friedliche Zukunft”, wie auch immer diese für die Ukraine aussehen mag. Daher löste der Vorschlag einen riesigen Skandal aus. Die Ukrainer machten nicht nur deutlich, dass ihnen die Aussicht auf eine “Rettung der Nation” um den Preis solcher Einschränkungen nicht passt, sondern erklärten gleich auch einen Informationskrieg gegen Denissenko. Es stellte sich dann auch schnell heraus, dass sein eigener Sohn seit Beginn der russischen militärischen Sonderoperation ständig durch Europa gereist ist und in seinem Video-Blog (mittlerweile privat) auf YouTube Eindrücke von den besuchten Städten veröffentlichte.
Hier sollte klargestellt werden, dass das ukrainische Institut der Zukunft eine Organisation ist, die sich mit politischer Technologie und Informationskampagnen befasst, nicht etwa mit Bildung. Sie ist privat, steht aber der derzeitigen Regierung nahe – was für ukrainische Polittechnologen nicht nur eine Garantie für Erfolg, sondern auch schlicht überlebensnotwendig ist. Im Prinzip gibt es viele politische Technologen und PR-Spezialisten in der Ukraine, und vor zehn Jahren waren sie auch auf dem russischen Markt aktiv. Aber es war der heimische Markt der Ukraine, der sie hervorbrachte – der harte politische Wettbewerb und das bunte Parteispektrum, das von Leuten wie Denissenko bedient wurde.
Jetzt ist die Lage ein wenig anders. Einerseits wurde in der Ukraine ein durchaus autoritäres Regime im Dienst des Präsidenten Wladimir Selenskij errichtet, (was natürlich nicht ausschließt, dass der Kampf um Macht und Ressourcen “unter dem Teppich” fortgesetzt wird), andererseits sind dieses Regime, seine Nutznießer und Selenskij selbst sehr stark auf “Medien”, “PR” und überhaupt das Einbläuen von Illusionen ausgerichtet – zum Nachteil der realen Politik. Die politischen Technologen sind also nicht am Verhungern und Denissenko, der früher mit dem ehemaligen Innenminister Arsen Awakow verbandelt war – dieser einst allmächtig, aber von Selenskij schrittweise aus dem Amt gedrängt – fühlt sich auch heute sehr wohl dank seiner guten Beziehung zum Chef des Präsidialamtes, Andrei Jermak, dem “grauen Kardinal” der ukrainischen Politik und einer Schlüsselperson des inoffiziellen Interessenverbandes der politischen Clans und Großunternehmer, den man gemeinhin die “Kriegspartei” nennt.