Alle Hilfe aus dem Westen nützt dem ukrainischen Militär nichts, solange niemand die Kampffahrzeuge und Waffen bedient. Gerade der Mangel an Personal bedeute große Probleme. Hierüber beschwert sich General Alexander Pawljuk, der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte:
“Ganz gleich wieviel Hilfe wir erhalten, wieviele Waffen wir auch haben: Uns fehlt es an Leuten! Fahrzeuge fahren nicht von selbst, Waffen schießen nicht von allein, eine Drohne fliegt nicht von selbst los. Einheiten müssen wiederaufgestockt werden.”
Besagter Personalmangel sei durch den Vertrauensverlust unter den Menschen gegenüber dem Militär entstanden, stellt Pawljuk völlig zurecht fest. Er fragt:
“Wie konnte die Gesellschaft es zulassen, dass man begann, sich vor Militärangehörigen zu fürchten, sie zu beleidigen?”
Logisch: Wird Vertrauen durch sein Gegenteil verdrängt, bricht nicht nur der Freiwilligenzulauf ein, sondern auch die im Rahmen der Mobilmachung zum Kriegsdienst Einzuziehenden werden sich dem Einzug widersetzen. So weit, so richtig. Doch beim Beantworten obiger Frage macht es sich der brave General dann doch etwas zu leicht. Viele Leser dürften auch schon erraten haben, wohin die Reise geht:
“Während die Streitkräfte der Ukraine heldenhaft kämpfen und den Besatzer an der gesamten Frontlinie aufhalten, versucht Russland, unser Hinterland, unsere rückwärtigen Dienste zu destabilisieren: Zwietracht und Feindschaft zu säen, Panik und Misstrauen zur Armee. Der Feind wendet hierfür wahnsinnige Mittel auf.
Russische Propagandisten haben vielen den Glauben aufgezwungen, dass es bei der Mobilmachung nicht um den Schutz des eigenen Staates vor einem Aggressor geht, sondern um Ungerechtigkeit und Verletzung der Rechte.”
Mit den Militärangehörigen, die gefürchtet sind und beleidigt werden, meint Pawljuk vor allem diejenigen, die als Bedienstete der Wehrämter losziehen, um in den Straßen des Landes neues Kanonenfutter zu jagen:
“Heute besteht die Mehrheit der Mitarbeiter der Territorialen Zentren für Anwerbung und soziale Unterstützung aus ehemaligen Kriegskämpfern, auf die alle stolz und über die alle voller Begeisterung waren. Warum versteckt man sich heute vor ihnen, warum erlaubt man sich ihnen gegenüber Disrespekt, warum haben Hetze und sogar Schlägereien Überhand gewonnen? Das ist unzulässig.”