Irakisches Parlament verbietet Normalisierung der Beziehung zu Israel
“Bei der Abbildung auf dem Kunstwerk, das nach meiner derzeitigen Kenntnis erst am Samstag auf dem Friedrichsplatz installiert wurde, handelt es sich um einen antisemitischen Verstoß, der nicht von der Hand zu weisen ist”, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, mit. Er habe die Geschäftsführung der Schau sowohl um Aufklärung als auch um Einleitung notwendiger Maßnahmen gebeten.
Geselle warnte indes davor, die documenta fifteen nun unter Generalverdacht zu stellen:
“In den Preview Days, die vergangene Woche von Mittwoch bis Freitag für Fachpublikum und Medien stattgefunden haben, waren keine antisemitischen Kunstwerke vorher feststellbar.”
Empört zeigte sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Der Rat sei für seine Bedenken gegenüber der diesjährigen documenta von vielen Seiten kritisiert worden. Sogar Rassismus sei ihm indirekt vorgeworfen worden. “Es spielt jedoch keine Rolle, woher Künstler stammen, die Antisemitismus verbreiten”, betonte Schuster. Kunstfreiheit ende dort, wo Menschenfeindlichkeit beginne. “Auf der documenta wurde diese rote Linie überschritten.” Die Verantwortlichen müssten jetzt ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Konsequenzen ziehen, forderte er.
Die israelische Botschaft in Berlin erklärte:
“Die in einigen Exponaten gezeigten Elemente erinnern an die Propaganda von Goebbels und seinen Handlangern in dunklen Zeiten der deutschen Geschichte.”
Alle roten Linien seien nicht nur überschritten, sie seien zertrümmert worden. Und weiter:
“Diese Elemente sollten sofort aus der Ausstellung entfernt werden.”
Das American Jewish Committee Berlin forderte sogar die Entlassung der documenta-Geschäftsführerin. Schormann solle umgehend von ihren Aufgaben entbunden, “der offen zur Schau gestellte Antisemitismus unverzüglich unterbunden und die entsprechenden Werke entfernt werden”, erklärte Direktor Remko Leemhuis.
Die Gesellschafter der Kunstschau – die Stadt Kassel und das Land Hessen – müssten jetzt für Klarheit sorgen, forderte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, “da die Geschäftsführung der documenta fifteen offensichtlich dazu nicht bereit oder in der Lage ist.” Die AfD im Landtag von Hessen verlangte gar, die documenta fifteen zu beenden.
Auch Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, äußerte sich bestürzt über das Monumentalgemälde:
“Als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft, aber auch als Bürgerin dieses Landes bin ich entsetzt über den blanken Judenhass, der sich im Bild von Taring Padi zeigt.”
Vor dem Hintergrund der Debatte um die 15. Ausgabe der documenta hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung der Schau am Samstag schon die Grenzen der Kunstfreiheit betont: “Kunst darf anstößig sein, sie soll Debatten auslösen.” Kritik an israelischer Politik sei erlaubt. “Doch wo Kritik an Israel umschlägt in die Infragestellung seiner Existenz, ist die Grenze überschritten”, hatte er gesagt.
Die documenta, seit 1955 in Kassel, gilt neben der Biennale in Venedig als weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Sie wird nur alle fünf Jahre veranstaltet. Die Schau dauert noch bis zum 25. September.
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