Es ist auf den ersten Blick ein ganz normaler Gastbeitrag, den der Tagesspiegel von der Wirtschaftsexpertin Claudia Kemfert veröffentlicht hat. Es geht darin um die Energiewende und die Transformation der deutschen Wirtschaft hin zu nachhaltigem Wachstum. So weit, so gut, alles im Trend. Dann aber kippt der Beitrag in eine bizarre Form des Radikalismus, die Furcht vor den Konsequenzen der gemachten Vorschläge weckt.
Kemfert ist Leiterin der Abteilung für Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Sie ist Expertin und man erwartet von ihr ein Plädoyer für eine ausgewogene Wirtschaftspolitik, die den Wohlstand sichert und den Umweltschutz ebenso wie Innovationen fördert und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland sichert. Einen ausgewogenen Beitrag, der die Interessen von Bürgern, Wirtschaft und Umwelt in den Blick nimmt und versucht, sie miteinander auszugleichen.
Was Kemfert aber fordert, ist ein kompletter und radikaler Umbau des deutschen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems in allen Bereichen. Die deutsche Wirtschaft soll ebenso fundamental umgebaut werden wie die Daseinsvorsorge. Ziel ist dabei nicht, den Wohlstand für alle zu erhöhen oder ihn auch nur zu sichern. Ziel ist, dass Deutschland in seiner Gesamtheit einer metaphysischen, fast ins Religiöse gehobenen Form des Umwelt- und Klimaschutzes dient. Der Kohleausstieg soll nach den Vorstellungen Kemferts noch früher als geplant kommen, nämlich bereits zum Jahr 2030. Es sollen mehr Windräder gebaut werden, täglich sieben an der Zahl. Was passiert, wenn wir das alles nicht tun, sagt Kemfert übrigens nicht. Sie hätte sich dann festgelegt und man könnte ihre Aussagen daran messen.