Von Richard Mahnke
Der deutsche Mainstream hat in den vergangenen Tagen wiederholt sachliche und ausgewogene Aussagen zum Nahostkonflikt skandalisiert. Zuletzt traf es den Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, der nach einem sachlichen Interview mit dem heute-journal des ZDF hart kritisiert wurde – vor allem vom Springerblatt Bild, aber auch von prominenten Politikern.
Ihm wurde vorgeworfen, kein kritisches Wort zum “bestialischen Terrorangriff der Hamas” gefunden zu haben und stattdessen Israel zu kritisieren, es fielen Begriffe wie “krass”, “schockierend”, “verstörend”. Paul “Helmchen” Ronzheimer, stellvertretender Bild-Chefredakteur, sprach davon, dass Heusgen den “‘Ja, aber’-Israel-Schwurblern” recht gebe.
Das Abschlachten von Babys, das Verbrennen von lebenden Menschen, das Massaker an 1400 Juden ist gerade einmal etwas mehr als zwei Wochen her.Das ist wichtig zu verinnerlichen, wenn man die kalten Worte von Christoph Heusgen im „heute journal“-Interview hört. Heusgen war Angela… pic.twitter.com/pr8l1D14Px
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) October 25, 2023
Damit bestätigt sich: Jede Art von Analyse, Kontext und Hintergrund, wie sie noch vor wenigen Jahren überall selbstverständlich war, wird bei dem Thema Nahostkonflikt skandalisiert und für illegitim erklärt. Ganz im Sinne des vergesslichen Kanzlers Olaf Scholz, der erst vor wenigen Tagen jedes “Ja, aber” für fehl am Platze erklärt hatte.
Es kursieren Hass und Hetze, die Israel für die Terror-Angriffe der Hamas verantwortlich machen.Das ist Täter-Opfer-Umkehr der perfidesten Art.Jedes „Ja, aber“ ist angesichts der Brutalität und Menschenverachtung der Terroristen völlig fehl am Platz.
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) October 12, 2023
Der deutsche Mainstream vermittelt dabei gern den Eindruck, dass die rein emotional begründete radikale Pro-Israel-Haltung die der “Weltgemeinschaft” sei. Nichts könnte falscher sein. Es ist die Haltung der westlichen Meinungsmacher, die oft nicht einmal in den Ländern des Westens mehrheitsfähig ist.
Die Unterdrückung jeder sachlichen und ausgewogenen Aussage zum Thema bedeutet nicht nur, dass der Meinungskorridor noch enger und die Debatte immer absurder wird. Sie lässt auch den beängstigenden Schluss zu, dass Medien wie Bild hierzulande die mediale und quasi religiös unterlegte Begleitmusik für den zu erwartenden großen militärischen Konflikt liefern, der offenbar nicht verhindert werden soll.