Analyse Wo bleibt die Diplomatie? Keine Annäherung zwischen Russland und der Ukraine in Sicht
Dabei ist es kein von den Medien präsentierter, obskurer “Völkerrechtsexperte”, der darüber entscheidet, ob und wann die eskalierenden Provokationen der USA/NATO aus Sicht der Russen einen kriegerischen Akt darstellen. Das entscheiden ganz allein die Russen, wann und wie sie gegen Deutschland und die NATO zurückschlagen.
SPD-Chef Lars Klingbeil glaubt tatsächlich, dass Deutschland nur deshalb ungestraft davonkommt, weil Kanzler Scholz die Panzerlieferungen mit anderen NATO-Ländern, inklusive den USA, abgestimmt hat. Das würde – so Klingbeil – einen Gegenschlag der Russen verhindern. Damit meint er, dass die NATO so mächtig ist, dass Russland es nicht wagt, auf eine oder mehrere Mitglieder zurückzuschlagen, selbst wenn diese Mitglieder durch ihre Handlungen den Tod russischer Soldaten verursachen.
Diese Vorstellungen von der militärischen Stärke der NATO kommen aus derselben westlichen Wunschdenken-Kiste, aus der schon die Überzeugung von der westlichen Finanz- und Wirtschaftsstärke stammte, die Russland mit Sanktionen in den Ruin treiben würde. Beides entbehrt der Realität. In Bezug auf die Wirtschaft hat der Westen diese Erkenntnis bereits gewonnen, zu seinem eigenen großen Schaden. Und alles sieht danach aus, als wolle er auch die militärische Option austesten, wobei der Schaden noch viel größer für NATO-Europa, vor allem für Deutschland sein wird.
Ganz ohne Nuklearwaffen verfügen die Russen aufgrund ihrer militärtechnischen Revolutionen, vor allem in der Raketentechnik, über die Fähigkeit, die Kommando-, Kontroll-, und Kommunikationszentren der NATO und vor allem der NATO-Drehscheibe Deutschland zu vernichten, ohne das Leben eines einzigen Russen zu riskieren. Zugleich wird in einem solchen Fall der erhoffte US-Nachschub mit Truppen und Material, auf dem die NATO-Strategie für einen Konflikt mit Russland aufbaut, nicht einmal bis zur Mitte des Atlantiks kommen. Das hat dieser Tage die russische Fregatte “Admiral Gorschkow” exemplarisch im westlichen Atlantik in einer auf diese Situation zugeschnittenen Übung mit dem Abschuss der Hyperschallrakete “Zirkon” demonstriert.
Laut russischen Erklärungen war das ein klares “Signal an die NATO”, die hoffentlich die richtigen Schlussfolgerungen daraus zieht. Bei der Zirkon handelt es sich um eine Waffe, die für die Luftabwehr praktisch unverwundbar ist. Das landseitige System hat eine Reichweite von 1.000 bis 1.500 Kilometern. Die Reichweite der von Bord des Schiffes abgeschossenen Flugkörper beträgt etwa 800 Kilometer. Laut Konstantin Siwkow, Professor der Militärwissenschaften in Russland, heißt das:
“dass durch die Entwicklung und den Einsatz des Raketensystems wir den Feind angreifen können, ohne selbst in die Reichweite seiner Seezielflugkörper zu gelangen”.
Meinung Baerbock fordert Tribunal gegen Russland – Der deutsche Geist ist aus der Flasche
“Darüber hinaus kann der Hyperschalltest im Westatlantik als ein wirklich einzigartiges Ereignis bezeichnet werden. Allein schon das Auftauchen der ‘Admiral Gorschkow’ im Westatlantik ist ein eindeutiges Signal an unsere Gegner. Wir haben gezeigt, dass wir über eine sehr wirksame Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit verfügen.” Alexander Bartosch, korrespondierendes Mitglied der Akademie der russischen Militärwissenschaften, fügte hinzu:
“Das Schiff hat nur die ihm zugewiesenen Aufgaben durchgeführt. Es würde an allen bereits angekündigten Standorten funktionieren. Der Atlantik ist groß, und es ergibt Sinn, Übungen in seinem westlichen Teil durchzuführen, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Osteuropa. … Der Teststart hat gezeigt, dass sowohl die Besatzung als auch die technische Ausrüstung des Schiffes voll einsatzbereit sind.”
Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift Woin Rossii , Kapitän Wassili Dandykin, ergänzte:
“Natürlich ist Zirkon für die NATO von großer Bedeutung. Die Rakete fliegt mit einer enormen Geschwindigkeit, es ist sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, sie abzuschießen. Außerdem kann sie einen Sprengkopf mit einem speziellen Gefechtskopf tragen. Es ist nicht schwer sich vorzustellen, was mit einem Flugzeugträger passiert, wenn diese Rakete ihn trifft.”
Und weiter:
“Außerdem haben wir der NATO ja wiederholt und ganz genau gesagt, dass wir über solche Waffen verfügen. Aber sie haben uns nicht geglaubt. Nun, jetzt gibt es keinen Zweifel mehr. Unsere Übungen in dieser Region des Atlantiks sind ein vollwertiges Element der Gefechtsausbildung, das verdeutlicht: Es kommt nicht auf die Quantität der Waffen an, sondern auf ihre Qualität.”
Das erinnert an die Forderung des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu an den militärtechnischen Komplex. Schoigu, der 2012 das Amt übernommen hatte, sagte:
“Wir brauchen keine Flugzeugträger, sondern billige effiziente Waffen, die Flugzeugträger versenken.”
Schoigus Befehl wurde ausgeführt, zumal die Zirkon nur eine in einem breiten Spektrum von technologisch revolutionären russischen Raketen für unterschiedliche taktische und strategische Einsätze ist, einschließlich der Raketenabwehrsysteme S-400 und S-500. Hinzu kommen technologische Durchbrüche in der elektronischen Kriegsführung.
Vor diesem Hintergrund sieht das ohnehin nur noch notdürftig zusammengehaltene und im Ernstfall von US-Verstärkung abgeschnittene NATO-Europa sehr schwachbrüstig aus; erst recht, nachdem die Ukraine die NATO-Munitionsreserven verpulvert hat und die Russen einen Großteil der NATO-Waffenreserven bereits verschrottet haben.
Liveticker Ukraine-Krieg: Ukraine beschießt mit HIMARS ziviles Krankenhaus in der LVR – 14 Tote
Und auch die Leopard- und die Abrams-Panzer sind keine Wunderwaffen, die Einfluss auf den Ausgang des Krieges haben, sie werden nur die Niederlage der Ukraine hinauszögern und damit dafür sorgen, dass noch mehr ukrainische Soldaten sterben oder zu Krüppeln gemacht werden.
Anscheinend ist noch keinem unter den hysterisch “Slawa Ukraini” schreienden Kriegstreibern in Berlin und Brüssel aufgefallen, wie gelassen und unaufgeregt die Russen auf die immer neuen und schwereren Provokationen der NATO und einzelner Mitgliedsländer reagiert haben. Der Kreml sucht zwar nicht den heißen Konflikt mit der NATO, aber die Russen wissen, wenn es nicht mehr anders geht, haben sie die notwendigen militärischen und ökonomischen Fähigkeiten, um dem ganzen Spuk auch ohne Atomwaffen ein Ende zu setzen.
Im Westen glauben viele Politiker, einschließlich der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil, sie könnten sich hinter der angeblichen “Übermacht der NATO” erfolgreich verstecken und ihren Ländern könne nichts passieren. Diese Politiker sind Opfer ihrer eigenen Propaganda geworden. Ihnen sei dringend geraten, sich von Kennern der Materie im eigenen Militär über die veränderten Machtverhältnisse zugunsten Russlands informieren zu lassen.
Die Fähigkeiten seines Gegners zu kennen ist das A und O in jedem Konflikt. Aber dieser eherne Grundsatz ist von verblödeten Westpolitikern durch Wunschdenken ersetzt worden. Genau darin liegt die eigentliche Gefahr, dass dieser Konflikt in der Ukraine außer Kontrolle geraten und auf Westeuropa übergreifen kann; dann nämlich, wenn westliche Politiker in ihrer überheblichen Dummheit und Unwissenheit die falschen Entscheidungen treffen.
Source