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Rammstein-Konzerte vor Absage? ‒ Zwischen Vorwürfen und Unschuldsvermutung

Rammstein-Konzerte vor Absage? ‒ Zwischen Vorwürfen und Unschuldsvermutung

Quelle: www.globallookpress.com © Christoph SoederFeuerwerk aus dem Olympiastadion in Berlin während eines Rammstein-Auftritts am 6. Juni 2022 (Symbolbild).

Die Anschuldigungen gegen die Band Rammstein und insbesondere Sänger Till Lindemann werden immer heftiger: So wird die Band vor allem medial massiv für den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht aus den Reihen ihres Publikums kritisiert, wie unter anderem die Berliner Zeitung berichtet.

Fast zeitgleich mit Beginn der diesjährigen aktuellen Europa-Tour wurden Vorwürfe laut, Sänger Till Lindemann habe junge Frauen aus den ersten Zuschauerreihen in die Backstageräume bei zahlreichen Shows mittels einer Animierdame locken lassen. Dort hätte er dann u2012 zum Teil gegen ihren Willen und angeblich auch mit K.-o.-Tropfen u2012 mit ihnen sexuelle Praktiken durchgeführt. Bewiesen ist das allerdings nicht, die Vorwürfe stehen im Raum. Am Mittwoch hatte ein Video der bis dato weitgehend unbekannten Youtuberin Kayla Shyx mit dem Titel “Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert” für Schlagzeilen gesorgt.

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Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: So kündigte bereits der Buchverlag, bei dem Lindemann publizierte, die Zusammenarbeit auf und der Drogeriemarkt Rossmann informierte, die exklusiven Marken des “Rammstein”-Parfüms nicht mehr via Onlineshop vertreiben zu wollen. In Berlin wird nun die Forderung nach Konzertabsagen der beiden Auftritte am 16. und 17. Juni laut.

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) sagte dazu:

“Wir bewegen uns zwischen zwei sehr wichtigen Gütern: der Unschuldsvermutung als Teil der Menschenrechte auf der einen, dem Ernstnehmen von Vorwürfen und dem Recht auf Unversehrtheit auf der anderen Seite.”

Die Vorwürfe müsse man unbedingt ernst nehmen. Der CDU-Politiker würde es aber statt einer kompletten Absage besser finden, die sogenannte “Row Zero” sowie die Backstagepartys nicht stattfinden zu lassen und sogenannte Awareness-Teams einzusetzen. Für ein Verbot durch die Politik gebe es ohnehin keinen “rechtlichen Hebel”, auch wenn die Grünen in München das derzeit noch prüfen.

Auf Twitter kommentierte eine Nutzerin die Debatte:

“Können wir kurz festhalten, dass es bei Lindemann nicht um Sex geht, sondern um Machtmissbrauch, Wertlosigkeit und Demütigung von Frauen? Natürlich findet so jemand genug Frauen, die freiwillig Sex mit ihm wollen. Aber das ist nicht das, worum es ging.”

Der Linken-Politiker Niema Movassat schrieb provokant:

“Fans von #Rammstein wollen bei deren Auftritt in München Solidarität mit der Band zeigen. Die Abgründe von Menschen sind wahrlich grenzenlos. Ich hoffe, all diese Leute, die sich solidarisieren wollen, haben keine Töchter, keine Schwestern, die potentielle Lindemann-Opfer sind.”

Wie aufgeladen die Debatte ist, zeigt die Antwort eines anderen Nutzers:

“War denn schon eine Verhandlung und ein Urteil? Sehr befremdlich, dass Sie Lindemann als Täter hinstellen. Soweit ich das weiß, gilt die Unschuldsvermutung in Deutschland.”

Rammstein waren lange Zeit dafür bekannt, sich nicht auf den Zeitgeist oder mediale Unterstellungen einzulassen. Auf ein angebliches rechtes Image antworteten sie 2001 mit dem Song “Links 2 3 4”. Den transatlantischen Zeitgeist konterten sie 2004 ironisch mit dem Song “Amerika”. Umso überraschter waren viele Fans, als die Band Ende Mai letzten Jahres in Zürich auf einem Konzert die Ukraine-Flagge und ein riesiges “Willkommen”-Schild zeigten. 2021 sang Till Lindemann mit seinem gleichnamigen Soloprojekt das russische Lied “Любимый город” (Ljubimyj Gorod).

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