Quelle: www.globallookpress.com © www.imago-images.de Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) empfiehlt nun auch für Menschen unter 60 Jahren die vierte Corona-Impfung. Gegenüber dem Spiegel erklärte der Minister:
“Wenn jemand den Sommer genießen will und kein Risiko eingehen will zu erkranken, dann würde ich in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen.”
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Damit habe man eine “ganz andere Sicherheit”, denn das Risiko für sogenanntes “Long Covid” sei “deutlich reduziert für ein paar Monate”. Weiterhin empfiehlt Lauterbach auch eine fünfte Impfung: Nach der vierten Dosis könnten die Menschen auch einen an Omikron angepassten Impfstoff nehmen. Einen solchen kann es Ende August oder Anfang September geben, dies hänge aber von der Zulassung ab.
Lauterbach prescht mit seinem Vorschlag, sich erneut impfen zu lassen, wieder einmal vor. Bisher gibt es noch keine Empfehlung der EU und der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die vierte Injektion. Am Montag hatte die EU eine vierte Impfung für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. In Deutschland rät die STIKO Menschen ab 70 Jahren, Risikopatienten, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sowie Beschäftigten im medizinischen Bereich und Pflegeeinrichtungen zu einer vierten Immunisierung.
Der bayrische Gesundheitsminister Klaus Holtschek (CSU) schließt sich der Empfehlung zwar an, hält die Kommunikation des Bundesgesundheitsministers jedoch für “verheerend”, wie er dem rbb erklärte:
“Haben wir nicht erst vor kurzem aus diesem Bericht gehört, wie wichtig eine Kommunikation ist, die einheitlich ist, die Vertrauen schafft? Damit schafft man kein Vertrauen in der Bevölkerung.”
Auch der Virologe Klaus Stöhr bezeichnete die Risikokommunikation Lauterbachs gegenüber der Welt als “chaotisch”:
“Man verwirrt die Leute ja. Das kann man vielleicht noch machen, wenn man als Hinterbänkler im Bundestag sitzt, aber als Bundesgesundheitsminister hat man natürlich auch Verantwortlichkeiten, was die Kommunikation betrifft. […] Das ist eine aus meiner Sicht unverantwortliche Kommunikationspolitik und sie geht auch an den fachlichen Dingen vorbei.”
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Er selber gehe bei seiner Empfehlung mit der STIKO konform: Für Ältere über 70 und Risikopatienten könne eine vierte Impfung sinnvoll sein. Für andere wird der Immunschutz im Herbst dann jedoch verpufft sein, sodass man diesen im Prinzip sage, dass sie sich im Herbst noch einmal impfen lassen müssten. Auch Thomas Mertens, Vorsitzender der STIKO, hat sich gegen eine vierte Corona-Impfung für jüngere Menschen ausgesprochen. Er kenne keine Daten, die einen solchen Vorschlag rechtfertigen, erklärte er der Welt am Sonntag .
“Ich halte es für schlecht, medizinische Empfehlungen unter dem Motto ‘Viel hilft viel’ auszusprechen.”
Dass die EU-Arzneimittelbehörde EMA die Altersgrenze auf 60 Jahre setzt, halte er jedoch für vertretbar, da das Risiko mit dem Alter steige und es nicht einfach sei, eine genaue Grenze beim Alter festzulegen. Der Virologe Stör erklärte in Bezug auf Lauterbach ebenfalls:
“Ich glaube, da kommt eine gewisse systematische Fehleinschätzung des eigenen Könnens dazu, wenn man ständig diejenigen düpiert, die eigentlich das Weltwissen analysieren – und auf einer systematischen Analyse versuchen, dann Empfehlungen zu geben.”
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