Quelle: Gettyimages.ru © Enrique José Almisas Salas / EyeEm Ein spanisches Iberico-Edelschwein (Symbolbild)
Von Tom J. Wellbrock
Für Ludwig Feuerbach war das Essen die reinste Sinnlichkeit:
“ Sinnlich ist der berauschende Wein, aber sinnlich ist auch das ernüchternde Wasser, sinnlich ist die Üppigkeit und Schwelgerei …, … sinnlich ist die Gänseleberpastete, …, aber sinnlich sind auch die Gerstenklöße und die schwarze Suppe spartanischer Enthaltsamkeit.”
Es sei durch den Autor dieses Textes ergänzt:
“Sinnlich ist das köstliche Schwein, sinnlich sei aber auch das ernüchternde Krabbeltier, sinnlich ist die Abstinenz und die Schwelgerei in grünem Größenwahn.”
Und bevor der Leser nun denkt, der Autor hätte beim Schreiben dieser Zeilen zu tief ins Glas geschaut, seien sie an dieser Stelle erläutert.
Schwein gehabt, Ukraine!
Der Europäer hat nichts gegen Afrikaner und Asiaten. Im Gegenteil, er sorgt sich sogar sehr um sie. So sehr, dass er es der Ukraine ermöglicht hat, haufenweise Mais und Weizen verkaufen zu können. Für die gute Sache. Gegen den Hunger.
Trotz Hungersnot und Getreide-Abkommen: Ukrainischer Weizen teils an Schweine in Spanien verfüttert
Und dann kam es anders. Denn ukrainische Lebensmittel können auch für eine andere gute Sache und gegen Hunger verwendet werden. Indem sie an spanische Schweine verfüttert werden, aus denen wiederum der überaus köstliche und sinnliche “Jamón Ibérico de Bellota”, der wohl teuerste Schinken, den man für Geld kaufen kann, gemacht wird.
Das müssen die armen Asiaten und Afrikaner dann aber auch verstehen, sie mögen zwar vom Getreide-Kuchen nicht viel bekommen, unterstützen aber indirekt die artgerechte Tierhaltung. Schließlich werden die Schweine, aus denen der sinnliche Schinken wird, in Freilandhaltung verwöhnt und knabbern leckere Eicheln. Nun ja, ein paar jedenfalls, der Rest wird in Massentierhaltung mit Futtermais auf ihr nobles Schicksal namens Ableben vorbereitet.
Getreideschimmelkäfer: Einfach köstlich!
Der Lebensmittelmarkt ist um eine kulinarische Köstlichkeit reicher geworden: die Larve des Getreideschimmelkäfers. Sie gesellt sich zu gewitzt zubereiteten Hausgrillen, fantasievoll kreierten Wanderheuschrecken und dezent ins Hauptgericht integrierte Larven des Mehlkäfers. Bisher werden die nahrhaften Tierchen gefroren, getrocknet oder als Pulver verwendet. Doch sicher wird es künftig auch überbackene oder panierte Variationen geben.
Grünen-Politiker Kretschmann: Insekten essen in Zukunft “durchaus geboten”
Einer, der bereits Insekten probiert hat, ist der Heizungsbenutzungserklärer Winfried Kretschmann von den grünen Kriegskrabblern. Er ist der Meinung, dass die Aufnahme von Proteinen in Form von Insekten eine prima Sache ist. Die “hohen kulturellen Schranken” in Europa nimmt der Heizungsmann zwar ernst, betrachtet die Ernährungsumstellung aber letztlich als alternativlos.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist teuer
Apropos alternativlos – womöglich hat der Mann mit den Waschlappentipps bei seinen Überlegungen über Insektennahrung auch einen anderen Aspekt mit einbezogen, der in grünen Kreisen auf große Begeisterung stößt. Jener Aspekt sieht vor, künftig Fleisch so richtig schön teuer zu machen.
Wie das geht? Ganz einfach. Zunächst wurden vier Tierwohlstufen eingeführt. Die dritte und die vierte waren aber nicht sonderlich beliebt, und zwar schlicht, weil die Produkte viel zu teuer sind. In Zeiten steigender Energiepreise und wachsender Inflation sind teure Produkte einfach nicht das, was die Menschen unbedingt brauchen.
Und so begann zunächst Aldi, die ersten beiden Stufen des Tierwohls aus dem Angebot zu entfernen. Lidl agierte parallel dazu in gleicher Weise. Bis 2025 soll billiges Fleisch dann endgültig aus den deutschen Sortimenten verschwunden sein. Und die Supermärkte endlich mal vernünftigen Gewinn mit sauteurem Fleisch machen.
Die Grünen finden das gut, die grünen Medien auch, und wem das nicht passt, der kann ja Insekten essen. Oder Kuchen.
Meinung Insekten als Lebensmittelzusatz in der EU? In Russland staunt und lacht man
Nun ist die Ernährung ärmerer Menschen ohnehin ein Problem, weil Fette und Kohlenhydrate als Kalorienquellen billiger sind als Proteine. Aber um dieses Problem zu umgehen, gibt es ja jetzt Protein durch das Futtern von Insekten. Das ist eine gute Nachricht, und wer etwas anderes behauptet, lügt und möge für immer schweigen.
Aber wechseln wir noch einmal kurz zur Ukraine und widmen uns dem vegetarischen Getreidehandel, um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen. Die Agrarerzeugnisse aus der Ukraine wurden von der EU steuer- und zollfrei gestellt. Dadurch kommt ukrainisches Getreide zwar immer noch nicht nach Afrika und Asien, jedenfalls nicht so, dass es eine echte Hilfe wäre. Dafür können sich Länder wie Polen, Ungarn und Rumänien an den ukrainischen Produkten erfreuen.
Was diese undankbaren Schufte aber einfach nicht tun. Stattdessen beklagen sie sich darüber, mit billigen ukrainischen Waren überschwemmt zu werden und wittern eine bewusst herbeigeführte Wettbewerbsverzerrung.
Dabei geht es doch nur um wirtschaftliche Hilfen, die Bekämpfung des Hungers und politisch korrekte Ernährung. Aber irgendwelche Kakerlaken, die etwas auszusetzen haben, finden sich ja immer.
Schlimm, wirklich schlimm.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs “ neulandrebellen “.
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