Meinung

Lesermeinung: Verwandeltes Land – oder: Als Ijon Tichy nach langer Raum- und Zeitreise heimkehrte

Lesermeinung: Verwandeltes Land – oder: Als Ijon Tichy nach langer Raum- und Zeitreise heimkehrte

Quelle: Legion-media.ru © Imago Images /Stefan SchmidbauerViele erstaunliche und kaum gesehene Phänomene begegnen dem Raum und Zeitreisenden in der BRD dieser Tage: hier “Omas gegen rechts” in Bremen im Januar 2024

Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer

Der Schreiber dieser Zeilen lebt seit einiger Zeit überwiegend außerhalb Europas, kommt aber gelegentlich zu Besuchszwecken in seine ehemalige Heimat (die hier nicht genannt wird!) zurück, um sich des Zustandes von Voltaires bester aller Welten zu vergewissern. Nachfolgend gibt er seine subjektiven, utopistischen und satirischen Assoziationen wider…

Man fühlt sich nun fast so wie Stanisław Lems zeitreisender Raumpilot Ijon Tichy, der nach langer Zeit in seine eigentliche Heimat zurückkommt, und alles recht verändert vorfindet: Die Menschen in seiner Stadt wirken ungewohnt in sich gekehrt und misstrauisch, emotionsarm mit spärlicher Mimik, sie scheinen auch irgendwie bedrückt. Was ist hier geschehen, mag man sich als neutraler Beobachter fragen?

Lesermeinung: Der Balkonist und das "Beste Deutschland aller Zeiten"

Lesermeinung: Der Balkonist und das "Beste Deutschland aller Zeiten"

Meinung Lesermeinung: Der Balkonist und das “Beste Deutschland aller Zeiten”

Trotz medialem Rummeltummel und Propaganda eines “besten *Landes aller Zeiten” scheinen einige Zeitgenossen doch zu spüren, dass sie zur Situation im *Land (und darüber hinaus) nicht die ganze Wahrheit erfahren; sie realisieren zumindest unbewusst, dass die Zeiten des “Wohlstandes für alle” (als langjähriges Leitmotiv der sozialen Marktwirtschaft) vorbei sind.

Rar gesäte kritische Zeitzeugen könnten noch bemerken, dass, spätestens im Rahmen der nun proklamierten Kriegswirtschaft, immer mehr Menschen sogar aus dem Mittelstand Vermögen, Eigentum und prospektive Sozialleistungen (Renten!) verlieren, um irgendwelchen geopolitischen Hirngespinsten nachzujagen (Pardon, es muss natürlich korrekt*iviert heißen: “Für den Kampf gegen so bezeichnete Unrechtsstaaten im Einklang mit den westlichen Werten und für die Freiheit völlig korruptions- und nazifreier Edeldemokratien”).

Deshalb also läuft die mediale wie politische Kriegspropaganda hier und heute auf Hochtouren! Damit nichts mehr schiefgehen kann, werden gleichzeitig Kontrolle und Zensur immer mehr ausgeweitet – natürlich zum Schutz der Demokratie vor sogenannten Fake-News und Desinformation, um eine Destabilisierung zu verhindern (wie schwach und politisch ausgezehrt muss eine “Demokratie” sein, um bereits derartiger quasi lebensverlängernder Überwachungsmaßnahmen zu bedürfen?!).

Dass hierbei die Grenze zur freien Meinungsäußerung bereits gefallen ist, ist nur ein belangloser Kollateraleffekt, der wohl hinzunehmen ist, weil man sich ja im (Vor-) Kriegszustand befindet. Sogar das vormalige “neutrale Grenzgebiet” mit einem Meinungsspektrum im Bereich des Konservativen (das heißt nahe der politischen Mitte), ist bereits von Denk- und Meinungswächtern okkupiert worden!

Krieg und Kampf führt man ja nicht nur gegen andere Länder, nein: Kampf und Krieg sind ungefähr seit der Jahrtausendwende zu beinahe universal verwendeten Begriffen geworden (und wie alles Beglückende, scheint die inflationäre Verwendung des Kampfbegriffs auch aus dem angloamerikanischen Raum herübergeschwappt zu sein): Kampf gegen die Klimaerwärmung, gegen CO2, gegen Umweltverschmutzung, gegen vermeintlich ungesunde Ernährung, gegen Krankheiten, und zuletzt auch gegen Desinformation und gegen Rääächts (siehe oben).

Gedanken des Balkonisten: Vom Belauschen und von Sandkastenspielen ganz fabelhafter Jungs

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Besonders auch eine kriegerische Einstellung zu Krankheitserregern, welche nicht nur reduziert, sondern durch Vakzinierung “ausgerottet werden sollen”. Dann natürlich Krieg gegen Diktaturen und für die eigene Vorstellung von Freiheit (eben jene Freiheit, die bösen Zungen zufolge, gerade bei uns eingegrenzt wird); Krieg zum Schutz von politisch genehmen Bevölkerungsteilen in fremden Ländern …

Man sieht: allerorts krankhafte Dauererregung und Gemütsüberhitzung im politisch-medialen Rauschzustand. Erschreckend auch, dass bei derart inflationärer Verwendung des Begriffes “Kampf” sich offenbar niemand an einen recht ähnlich lautenden Buchtitel aus schlimmster Vorzeit erinnert fühlt – diese historische Verbindung allein hätte schon Grund genug sein sollen für eine vorsichtigere Verwendung dieser Begrifflichkeit!

Und dann gibt es da noch “die Anderen”, die vermeintlich “Guten”, jene, die in derartigen Zeiten aufleben: jene mit Klimarettungswahn, jene mit Blockwart-Mentalität bis zu “Informellen Mitarbeitern” irgendwelcher Dienste. Da gibt es neben klassischen Mitläufern auch bezahlte Applaudierer und bestellte Demonstranten, welche anschließend mit Bratwurstbrötchen und Freigetränk entlohnt werden.

Die “demonstrierenden Omas” und neuerdings auch Opas nehme ich hierbei mal aus, da sie sich ebendiese fleischhaltige Mahlzeit vielleicht wegen ihrer Mini-Renten nicht mehr leisten können, und so lieber demonstrieren, statt Leergut zu sammeln. Übrigens galt bekanntlich auch schon früher die Devise “Brot und Spiele”; heute jedoch pädagogisch wertvoll in umgekehrter Reihenfolge: “Demonstrieren für die gute Sache und dann kostenfreie Speisung” – nur was geschähe, wenn plötzlich die Bratwurst vegan mit geschmacklosem pflanzlichem Fleischersatz oder zumindest «fleischlos» mit Insektenbrei zubereitet würde?

Sogar der unter den Strompreisen und Ladeeinschränkungen leidende Überzeugungs-Weltverbesserer mit Elektroauto darf dasselbige nun öfter stehen lassen, muss er einen kleinen Einkauf erledigen. Nun ja: zu Fuß gehen ist ohnehin gesünder, vor allem für das Post-Covid-geschädigte Herzkreislaufsystem der wohlinformierten postindustriellen Bevölkerung.

Aber bitte: nur langsam gehen, um nicht zu viel CO2 auszuatmen! Dadurch wird zwar der Kreislauftrainingseffekt marginalisiert, aber ein fetthaltiger Schwamm ist allemal politisch gefügiger (weil träger) als ein durchtrainierter Athlet. Und das unausgesprochene Motto bleibt: “mehr Steuern zahlen, weniger Auto fahren!” – nur: wie komme ich dann die 75 Kilometer rechtzeitig zur Arbeit?

Faesers Rechtsstaatsmassaker und seine Vorläufer

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Übrigens: die Schaluppe einer Seenot-rettenden “Rakete” hatte wohl niemals messbares CO2 produziert und benötigte auch gar keine fossilen Brennstoffe – welch Wunderwerk der Technik: ebenso wie Ijon Tichys Raumfahrzeug! Sicherheitshalber werden auch die Emissionen von Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, die weltrettenden Aktivitäten der vielfältigen NGOs und deren wohlgelittenen Aktivisten aus der CO2-Bilanz heraus extrapoliert – wir wollen doch nicht päpstlicher sein als der Papst!

Der Raum- und Zeitreisende erahnt die Dimension der gegenwärtigen Utopie: Alles ist verändert, aber alles wurde zum Besten gedreht, und dies im besten *Land aller Zeiten! Und wenn die Vergangenheit nicht mitspielt (insofern sie nicht schlechter war als die Gegenwart und die Zukunft), so wird sie einfach umgeschrieben! Und zur Not könnte man sogar noch mit Ijon Tichy in die Zeitfalle rasen und die Ereignisse umstellen.

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