Analyse
Der OAS-Gipfel der Staaten Amerikas – eine Machtfrage für die USA
Um die intensive feministische Debatte auf internationaler Ebene einzubeziehen, werden die Runden Tische “Ende des Patriarchats, der geschlechtsspezifischen Gewalt und des Befreiungskampfes” und “Ein Gespräch mit venezolanischen Feministinnen, die eine Revolution vertiefen, während sie unter Sanktionen steht” abgehalten.
Ausschluss nicht nur von Staaten: auch von Millionen Armen
“Die arme und arbeitende Bevölkerung, die am stärksten von der Vernachlässigung und dem Missmanagement der COVID-19-Pandemie und der Wirtschaftskrise der letzten Jahre betroffen sind, wurden zum Schweigen gebracht und an den Rand gedrängt. Man hat unsere Probleme von der Tagesordnung gestrichen. Deshalb haben wir den “Gipfel der Völker für Demokratie” als integrativen Raum organisiert, um eine Vielfalt von Stimmen aus Amerika zusammenzubringen” , sagten die Sprecher des alternativen Gipfeltreffens. Sie beklagen, dass die US-Regierung zahlreiche Staaten von der internationalen Tribüne ausgeschlossen hat. Deswegen sind etwa die Hälfte der OAS-Mitgliedernationen diesmal entweder nicht in Los Angeles anwesend – oder zumindest nicht durch ihre Präsidenten vertreten.
Doch auch Millionen lohnabhängig Beschäftigte und notleidende Menschen haben keinen Zugang zu den in Los Angeles vertretenen internationalen Medien, um ihre Botschaften und Vorschläge der Welt bekannt zu machen. Heute müsse es eine andere Art von Dialog und Verhältnis zwischen dem Norden und dem Süden geben als vor 30 Jahren, als die Oligarchien und die rechtsgerichteten Militärs die natürlichen Verbündeten der USA waren.
Abschlussdemonstration angesagt
Am Freitag soll eine große Demonstration in Los Angeles stattfinden. Aus Mexiko und Mittelamerika haben sich 30 Organisationen dafür angemeldet. Sie wollen die Aufmerksamkeit der Welt auf das Unvermögen der Vereinigten Staaten von Amerika lenken, eine umfassende Einwanderungsreform in den USA zu schaffen. Sie fordern außerdem, dass die USA an erster Stelle ihre eigenen internen Probleme lösen sollten, anstatt sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen.
Armut in Los Angeles
“Die mehr als 66.000 Obdachlosen in Los Angeles und die mehr als eine Million Einwanderer ohne Papiere haben keine dauerhaften Lösungen erhalten. Stattdessen sind diese Bevölkerungsgruppen die Hauptziele einer gewalttätigen und überfinanzierten Polizei. Diese dringenden Probleme und andere, mit denen die Stadt konfrontiert ist, werden vom Gipfel ignoriert”, stellte Stephanie Brito fest, eine der Sprecherinnen des Gegengipfels.
In diesem Sinne warnte sie, dass die USA “ihre moralische Autorität verloren haben”, weil es ein Land sei, in dem es auch neben der Brutalität und dem Rassismus der Polizei auch große Ungleichheiten, Obdachlosigkeit und eine Unterdrückung der demokratischen Rechte der Wähler und der Frauenrechte gebe.
Abschlussdemonstration verboten – unsre Werte!
Der “Gipfel der Völker” wird allerdings von den Behörden von Los Angeles diskriminiert. Die Organisatoren haben bereits angeprangert, dass die örtliche Polizei die angekündigte Demonstration nicht genehmigt hat. Diese Demo sollte das Treffen am kommenden Freitag abschließen. Das Verbot sei eine illegale Verweigerung der verfassungsmäßigen Rechte derjenigen, die an einer angeblich geschützten Aktivität teilnehmen.
Bolivarianische Allianz ALBA verurteilt die Diskriminierung lateinamerikanischer Staaten durch USA
“Diese ungeheuerliche Verletzung der Redefreiheit und Verletzung unseres demokratischen Rechts auf Protest richtet sich gegen genau die Werte, die Joe Biden und die US-Regierung auf dem Amerika-Gipfel zu verteidigen vorgeben”, sagten die Organisatoren.
Protestieren – mit oder ohne Erlaubnis
Sie gehen jedoch davon aus, mit oder eben auch ohne Erlaubnis zu marschieren, weil “die Straßen den Menschen gehören”. Sie würden ihren Positionen in Bezug auf die Rechte von Migranten, Frauen und Arbeitern Gehör verschaffen. Sie fordern, dass die demokratischen Normen wiederhergestellt werden, ebenso die Sicherheit und der Schutz der Familien. Gleichzeitig protestieren sie gegen den Ausschluss Kubas, Nicaraguas und Venezuelas vom Amerika-Gipfel.
Im Fall von Los Angeles sei die “unsensible Haltung” der Regierung offensichtlich geworden, da der “Gipfel Amerikas” zusätzliche 15,7 Millionen Dollar für Sicherheitsoperationen koste. Das sei “ein Mangel an Respekt” gegenüber Einwohnern, die nach dem antirassistischen Aufstand von 2020 keine Entschädigung erhielten, und inmitten von Kürzungen bei den Sozialleistungen unermüdlich gegen das aufgeblähte Polizeibudget der Stadt protestiert haben.
Während der drei Tage des Volksgipfels finden Diskussionsrunden zu folgenden Themen statt:
– Demokratie für wen? Die Folgen der US-Interventionen in Amerika
– Solidarität über Grenzen hinweg. Aufbau eines populären Internationalismus
– Menschen über Profit. Gesundheit als Menschenrecht in der ganzen Welt
– Gemeinsam überleben, Ernährungssouveränität, Klimagerechtigkeit und die Zukunft unseres Planeten
– Wir stellen uns unsere Zukunft vor
– Die Rolle des kulturellen Widerstands in sozialen Bewegungen
– Diebstahl der Basiswirtschaft
– Arbeiter rund um die Welt: Transnationale Organisation für Arbeitsrechte
– Wem gehören die Straßen?
– Kampf gegen Weiße Vormacht, Staatliche Gewalt und Militarisierung
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