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Wissenschaftlerinnen warnen vor den Schäden an einmaligen Süßwassersystemen in Südamerika
Graciela Piñeiro ist Paläontologin, Dozentin und Forscherin in Biologie und Geowissenschaften an der Fakultät für Naturwissenschaften in Uruguay und blickt auf mehr als 30 Jahre Forschung am Guaraní-Grundwasserbecken zurück. Maria Paula Collazo ist Hydrogeologin und hat einen Master im “Management kontaminierter Gebiete”. Auf einem Informationstreffen über das Wasserstoffprojekt erläuterten die Wissenschaftlerinnen:
“Es muss deutlich gesagt werden, dass dieses Projekt Trinkwasser verwendet, es verwendet keine Abwässer, wie es in anderen Projekten der Fall sein kann, in denen grüner Wasserstoff aus Residualwasser hergestellt wird. In diesem Fall handelt es sich um Trinkwasser” ,
erläuterte Paula Collazo hinsichtlich des Wasserstoff-Methanol-Projekts.
“Fast jeder spricht über die Bedeutung erneuerbarer Energien, nur sehr wenige sprechen über die Auswirkungen auf die Wasserressourcen oder darüber, was der wichtigste Rohstoff des Projekts ist” , fügte die Forscherin hinzu.
Graciela Piñeiro erklärte, dass das Guaraní-Grundwasser kein einzelnes Reservoir ist, sondern ein Netzwerk von Grundwasserleitern mit unterschiedlichen Eigenschaften, die miteinander kommunizieren. Das gesamte Reservoir wird deshalb das Guaraní-Aquifer-System (SAG) genannt.
Im Jahr 2019 trockneten die wichtigsten Flüsse Südamerikas und insbesondere die mit dem Guaraní-Aquifer verbundenen Flüsse in Argentinien, Brasilien und Uruguay gleichzeitig aus. Das hatte man schon seit Langem nicht erlebt.
“Die Flüsse hängen von den Grundwasserleitern und dem Regen ab. Wenn der Grundwasserspiegel sinkt, trocknet der Fluss aus, egal, wie viel Regen fällt”,
kommentierte Piñeiro. Sie informierte darüber, dass laut dem Programm der UNO für den globalen Wasserhaushalt das Grundwasser etwa die Hälfte des weltweiten Trinkwassers bereitstellt. Daher müsse es als geschützter, strategischer Rohstoff gelten.
Das Gleichgewicht zwischen Entnahme und Wiederauffüllung der Reserven müsse aufrechterhalten werden. Denn bis sich die Grundwassermenge erholt, könne es mehrere Jahrzehnte dauern.
“Wenn wir über Grundwasser sprechen, sollten wir nicht über eine sich unmittelbar regenerierende Ressource sprechen”, sondern über einen “nicht erneuerbaren lebenswichtigen Grundstoff, dessen Erneuerung viele Jahre dauert.”
Die Wissenschaftlerinnen mahnten an, dass die Priorität im Umgang mit Wasser die Versorgung der Menschen und die Produktion von Lebensmitteln sein muss. Bedrohliche Dürreperioden machen dieses Thema zu einer Überlebensfrage der Menschheit.
Weiter kritisieren die Wissenschaftlerinnen, dass sich die Betreiber des Projekts die geringe oder gar nicht vorhandene Reglementierung der Süßwasserreserven in Uruguay zunutze machen.
“Das Projekt erwähnt in seiner Beschreibung mit keinem Wort, was sein wichtigster Rohstoff ist – nämlich das Grundwasser. Trinkwasser für die Menschen. Der ‘grüne’ Wasserstoff und das Methanol dürfen nicht damit hergestellt werden. Sonst machen wir Brennstoff aus Trinkwasser.”
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Bedenken des Umweltministers
Auch der Umweltminister Uruguays, Adrian Peña, meldete inzwischen Bedenken an:
“Für das Projekt werden relativ bedeutende Mengen an Wasser benötigt. Da muss man vorsichtig sein, denn es könnte für andere Nutzungen knapp werden.”
Nach öffentlicher Kritik stellte die Firma klar, den Wasserbedarf der künftigen Fabrik nicht aus der Guaraní-Reserve decken zu wollen. Vielmehr solle das benötigte Wasser mittels Bohrungen in einer 150 Meter dicken Basaltschicht unter dem Grundwassersee gewonnen werden. Das Projekt stützt sich in dieser zentralen Frage allerdings nicht auf wissenschaftlich fundierte Studien, sodass die Bedenken bislang nicht zweifelsfrei ausgeräumt werden konnten.
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Wasserstofferzeugung auch in Europa
Auch in Europa stellten mehrere Wasserstofferzeuger ihre Projekte vor. Dänemark will dafür beispielsweise die Insel Bornholm ausbauen.
In Deutschland und in Spanien denkt man an künstliche Inseln oder Meeresplattformen, wobei auch ehemalige Ölförderplattformen umgenutzt werden könnten. Die Kosten für die Entsalzung des Meerwassers sollen dabei durch Windparks verringert werden.
In Deutschland werden am Industrie- und Chemiestandort Leuna bereits rund 700.000 Tonnen Methanol pro Jahr mit fossilen Rohstoffen hergestellt – mit dem Anspruch, “klimaneutral” zu produzieren.
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