Die beiden Bahngewerkschaften EVG und GDL zeigen sich äußerst besorgt über die Situation der Deutschen Bahn. “Ich habe solche Zustände wie in diesem Sommer noch nie erlebt”, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, der Welt am Sonntag. Er berichtete:
“Ich habe bei einem Zug von Rostock nach Hamburg gesehen, wie Menschen buchstäblich aus dem Zug gefallen sind, als die Türen geöffnet wurden.”
Der Fahrgast-Ansturm auf den Nahverkehr seit Anfang Juni führe zudem zu starken Abnutzungserscheinungen bei der Ausstattung. Burkert betonte:
“Wir stellen schon sehr frühzeitig Schäden durch die starke Nutzung des 9-Euro-Tickets fest: Aufzüge sind defekt, Toiletten in Zügen funktionieren nicht mehr, es wird einfach alles sehr stark belastet.”
Zudem seien “viele Kolleginnen und Kollegen bereits an der Belastungsgrenze”. Die Krankenstände seien hoch und stiegen weiter. Burkert brachte es auf den Punkt:
“Wir merken: Das Neun-Euro-Ticket macht krank.”
Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, sprach von einem Chaos in diesem Sommer, wie er es bei der Bahn noch nie erlebt habe. “Das ist der absolute Super-GAU”, sagte er der Zeitung. Der Zustand des Staatskonzerns sei “durch jahrelanges Kaputtsparen katastrophal”. Er plädierte erneut dafür, innerhalb des Konzerns Netz und Betrieb klar zu trennen.