Die Migrationsdebatte in Deutschland wird in der Regel mit viel Emotionalität geführt. Politiker und Wissenschaftler scheinen sich häufig einig über die Notwendigkeit, ja Unvermeidbarkeit von Migration nach Deutschland zu sein – sei es durch wirtschaftliche Anreize oder in Folge von Vertreibung und Flucht. Globale Wanderbewegungen werden als die Regel in der Menschheitsgeschichte dargestellt.
In einem Interview mit der Welt widerspricht Stefan Luft, Migrationsforscher an der Universität Bremen, diesen verbreiteten, aber seiner Meinung nach falschen Vorstellungen. In der Tat würden Flüchtlingskrisen in der Regel regional gelöst. So kämen 72 Prozent der internationalen Flüchtlinge aus Krisenherden in Anrainerstaaten unter, was diese wiederum stark unter Druck setze.
Abstoßungs- und Anziehungseffekte
Wie schlimm die Situation aktuell ist, zeigt Luft zufolge das Beispiel Jemen. Dort seien 21 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, während das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR unterfinanziert sei. Dass sich diese vielen Millionen Menschen nicht nach Europa aufmachen, liege schlicht und einfach daran, dass ihnen die nötigen Ressourcen fehlen.