“Taktik eines Terrorkrieges”: Kiew beschießt nun auch Lugansk mit US-HIMARS-Raketen
Natürlich hinterlassen mindestens acht Jahre wildester nationalistischer Propaganda ihre Spuren. Sollten die russischen Truppen bis zur westlichen Grenze der heutigen Ukraine vorstoßen, würde die Anfangszeit in Galizien sicher nicht einfach. Schließlich wurde viel Mühe darauf verwandt, den Ukrainern einzureden, sie seien den Russen irgendwie genetisch überlegen und letztere wären von Natur aus bösartig. Aber solche Geschichten halten sich am besten, wenn sie ohne Kontakt zur Wirklichkeit bleiben; das zeigt sich selbst in der unterschiedlichen Wirksamkeit solcher Propaganda im Westen und im Osten Deutschlands.
Wenn man davon ausgeht, es gäbe zumindest zu Beginn eine breitere Basis, um solche Truppen zu bilden, dann zöge dies noch eine ganze Reihe weiterer Probleme nach sich. Abgesehen von den Fällen, in denen sie es mit im Kern bereits geschwächten Gegnern zu tun hatten (wie gegen Batista in Kuba), waren Partisanentruppen in der Regel auf Unterstützung von außen angewiesen.
Die sowjetischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg legten ganze Flugplätze in den Wäldern an, über die sie Nachschub erhalten konnten. Auch die französische Résistance war zu der Zeit am wirksamsten, in der sie über den Kanal hinweg versorgt wurde. Die Bedingungen dafür haben sich allerdings seit dem Zweiten Weltkrieg verändert. Flugplätze in Wäldern? Würden nur einen Satellitenüberflug überdauern. Unterstützung durch aus Flugzeugen abgeworfenes Material? Schöne Grüße von der russischen Luftabwehr, die unbestritten die weltbeste ist. Nachschub über die Grenze, beispielsweise aus Polen? Eine moderne Grenzsicherung arbeitet mit Wärmebildkameras, das macht so etwas zumindest deutlich komplizierter. Und würde auch verhindern, das Nachbarland als sicheres Hinterland zu nutzen.
Selbst eine reale, politisch legitime und von der Bevölkerung mitgetragene Partisanenbewegung hätte es schwer gegen einen Gegner, der alle aktuellen technischen Mittel einsetzen kann. Das gilt auch mitten in Städten. Vor einigen Jahren bereits gab es in Deutschland, am Berliner Hauptbahnhof, Versuche, Gesichtserkennung bei Live-Aufnahmen mitlaufen zu lassen. Das bedeutet, technisch ist es inzwischen möglich, Aufnahmen mit Katalogen gesuchter Personen ohne Zeitverzögerung abzugleichen. Und die Kataloge wurden und werden über die sozialen Medien bereitwillig geliefert; eine Tatsache, die sich der ukrainische Unterdrückungsapparat bereits ausgiebig zunutze machte, die aber ebenso gut in der anderen Richtung funktioniert, wie es jetzt bereits bei der Identifikation ukrainischer Kriegsverbrecher geschieht.
Truppen, die auf reinen Terror setzen, wie das die UPA nach 1945 tat, sind in den Griff zu bekommen; das hat Russland in Tschetschenien und das haben die Chinesen in Xinjiang bewiesen. Dazu braucht es natürlich politische Maßnahmen, die zum einen die Lebensverhältnisse der Bevölkerung verbessern und zum anderen aktiv die zugrundeliegende Ideologie bekämpfen, aber es ist ein lösbares Problem. Wenn man betrachtet, in welchen Zustand sich der Westen gerade selbst versetzt, dürften sich auch die Möglichkeiten einer Unterstützung von außen in Grenzen halten.
Die wahrscheinlichste Variante wäre tatsächlich eine Wiederholung des blanken Terrors der UPA bis hin zum Import der Technik von Selbstmordanschlägen, solange und sofern sich dafür Freiwillige finden ließen, und solange die NATO die Möglichkeit hat, sie zu unterstützen. Aber die politische Gefahr, die davon ausginge, wäre begrenzt, weil ein solches Vorgehen nicht auf die Unterstützung der Bevölkerung rechnen kann, und ihre Wirksamkeit wäre keinesfalls groß genug, um eine reale Verbesserung der Lebensverhältnisse zu verhindern. Wirkliche Partisanen, die für Selenskij kämpfen, wird es nie geben.
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