Schon vor dem Eintreten der Leichenstarre machten sich westliche Medien über Putin und Russland her und wussten genau, was passiert ist. Es kann sich nur um einen Mord handeln, und Grenzen des Anstandes oder der Unschuldsvermutung sind Geschichte.
Der Meute tropft der Speichel aus den Mündern
Der Spiegel fasst genussvoll die ersten Meldungen zusammen:
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, es sei mutig gewesen, dass Nawalny zurück nach Russland gegangen sei. Nun habe er diesen Mut “mit dem Leben bezahlt.” Man wisse jetzt genau, was in Moskau für ein Regime regiere. Russland sei “längst keine Demokratie mehr”.
Noch konkreter wird Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates. Er macht direkt das “russische Regime” verantwortlich.
Auch Lettland wirft dem Kreml Mord vor. Nawalny sei “brutal vom Kreml ermordet” worden, erklärte Präsident Edgars Rinkēvičs am Freitag im Onlinedienst X. “Dies ist ein Fakt und etwas, was man wissen sollte über den wahren Charakter des gegenwärtigen russischen Regimes.”
Auch Norwegen erhob schwere Vorwürfe gegen den Kreml. Die russische Regierung trage eine “starke Verantwortung” für den Tod Nawalnys, schrieb Außenminister Espen Barth Eide auf X.
Der französische Außenminister Stéphane Séjourné sagte: “Sein Widerstand gegen ein System der Unterdrückung hat ihn das Leben gekostet.” Und weiter: “Sein Tod in einer Strafkolonie erinnert uns an die Realität des Regimes von Wladimir Putin.”
Der britische Premierminister Rishi Sunak reagierte schockiert. “Das sind furchtbare Nachrichten”, sagt Sunak. Als schärfster Verfechter der russischen Demokratie habe Nawalny sein ganzes Leben lang unglaublichen Mut bewiesen.
Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP im Bundestag, Johannes Vogel, machte Putin verantwortlich. “Putin ist ein Mörder”, erklärt Vogel via Kurzmitteilungsplattform X. “Über Putins tödliche Brutalität darf sich niemand jemals täuschen.”
Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow sprach von “Mord”. Er sei der Ansicht, dass die Haftbedingungen zu Nawalnys Ableben geführt hätten, sagte der Journalist gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.