Sie sind lästig, sie sind politisch naiv, sie haben keinerlei Anstand. Ihre Strategie ist, durch Vollspammen mit Desinformation jede inhaltliche Diskussion in den sozialen Netzwerken zu unterbinden. Ihre rhetorischen Mittel sind Verächtlichmachung, offene Diskriminierung und Rassismus. Sie sind die Aktualisierung der Gegenaufklärung mit den technischen Mitteln des Internetzeitalters.
Die Rede ist von der NAFO-Bewegung, die nicht nur reaktionär ist, sondern darüber hinaus einen neonazistischen, antisemitischen Hintergrund hat. Die NAFO-Bewegung trollt in den sozialen Netzwerken all jene, die eine kritische Haltung zu Waffenlieferungen und der westlichen Politik einer immer weitergehenden Eskalation des Ukraine-Konflikts haben. Sie unterstützen den Informationskrieg der NATO und behaupten, westliche Werte zu vertreten. Unter ihnen finden sich westliche Militärangehörige ebenso wie offizielle Vertreter der Ukraine.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die australische Journalistin Caitlin Johnstone auf den dubiosen Initiator der Bewegung, den Polen Kamil Dyszewski, aufmerksam gemacht.
Wait so the founder of the pro-NATO astroturf trolling op known as "NAFO" was founded by an actual Nazi who tweeted a bunch of actual Nazi things, and then *AS HIS DEFENSE* the founder says he only tweeted Nazi things to "fit in" with all his Nazi friends? Do I have that right?
Johnstone hatte auf offen antisemitische Äußerungen und neonazistische Memes Dyszewskis hingewiesen. Dyszewski verherrlicht den deutschen Faschismus. Mit den Beweisen konfrontiert, rechtfertigte sich Dyszewski damit, sie im Alter von 24 Jahren gemacht zu haben. Zudem behauptet er, er habe damit nur seinen rechtslastigen Freundeskreis beeindrucken wollen. In anderen Kontexten lässt man dieses Argument in Deutschland nicht gelten, hier zieht es. Das liegt daran, dass die Gruppe, die sich über den mutmaßlichen Antisemitismus des 17-jährigen Hubert Aiwanger empört und die den Faschismus in der Ukraine relativiert, identisch ist.
Die Tweets und Memes repräsentierten nicht ihn als Person, behauptete jedenfalls Dyszewski. Die Belege sind allerdings überwältigend, die Argumentation Dyszewskis wenig glaubhaft. Der Pole ist ein waschechter Faschist. Wie das so mit waschechten Faschisten im Westen neuerdings so üblich ist, wurde er offiziell geehrt: Dyszewski bekam am 13. Juli vom litauischen Außenministerium einen Preis überreicht, mit dem das Engagement der von ihm initiierten Bewegung gewürdigt wurde.