Die Freude bei der Technikabteilung der Bundeswehr war groß, da durch das im Bundestag verabschiedete Sondervermögen von 100 Milliarden Euro nun endlich Investitionsgelder vorhanden waren, um die dringend benötigten alten analogen Funkgeräte gegen moderne Digitalsysteme austauschen zu können. Diese sollten dann der mittlerweile in NATO-Kreisen selbstverständlichen Möglichkeit der verschlüsselten Datenübertragung dienen. Nun wurde bekannt, dass die gelieferten und gelagerten Modelle bis auf Weiteres für die Truppentechniker unbrauchbar sind. Das komplexe Problem findet sich laut Informationen der Welt-Zeitung in der Vorplanung:
“In den zuständigen Abteilungen des Verteidigungsministeriums und des nachgeordneten Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung hat sich offenbar niemand um die Detailfrage der Montage gekümmert – jedenfalls nicht rechtzeitig und abgestimmt.“
Das gesamte Vorhaben trägt den Titel: “Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO)”. Auf der Webseite des Bundeswehr-Journals hieß es bereits im Oktober 2018 zu diesem Thema:
“Ein zentrales Modernisierungsvorhaben der Bundeswehr ist die Digitalisierung landbasierter Operationen, kurz D-LBO. D-LBO – ehemals ‘Mobile taktische Kommunikation’ (MoTaKo) und ‘Mobiler taktischer Informationsverbund’ (MoTIV) – realisiert das zukünftige digitale Gefechtsführungssystem der Landstreitkräfte. Allein Tausende von Bundeswehrfahrzeugen stehen mittelfristig vor der Umrüstung.”
Rund fünf Jahre später handelt es sich laut Medienangaben dabei weiterhin um rund 34.000 betroffene Bundeswehrfahrzeuge. Nach Lieferung gestaltet sich nun das erkannte Problem rund “um Adapterplatten, zu geringe Batteriekapazitäten, zu kleine Lichtmaschinen – und das alles für mehr als 100 unterschiedliche Fahrzeugtypen”. Hersteller und Lieferant, der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern und das Münchner Technologieunternehmen Rohde & Schwarz, untersagen dabei, dass die Soldaten eigenständig die Funkgeräte anpassen und einbauen dürfen, da ansonsten “die Garantieansprüche erlöschen” würden. Geliefert wurde bereits seit Januar dieses Jahres.