Geheime Dokumente zum JFK-Attentat veröffentlicht
Gemäß dem offiziellen Warrant-Bericht habe die Kugel, mit der Kennedy ermordet worden sei, am Ende im linken Oberschenkel des mit ihm im Wagen sitzenden Gouverneurs von Texas, John B. Connally Jr. gesteckt. Die NYT fasst die offizielle Ein-Kugel-Version noch einmal zusammen: Die Kugel, die als “Commission Exhibit 399” bezeichnet wurde, habe erst Kennedy durchschlagen, sei dann in die rechte Schulter von John Connally eingedrungen, dort von seiner Rippe abgelenkt worden und zunächst unter seiner rechten Brustwarze wieder ausgetreten. Anschließend habe sie Connallys rechtes Handgelenk durchschlagen und sei in seinen linken Oberschenkel eingedrungen. Dort sei sie verblieben.
Die Ermittler hätten zudem damals festgestellt, dass der Schuss “mit demselben Gewehr C2766 Mannlicher-Carcano abgefeuert wurde, das im sechsten Stock des Texas School Book Depository gefunden wurde”, so die NYT .
Gründe für die jahrelange Zurückhaltung von Paul Landis: Schock, Trauma und Angst
Jahrelang habe Paul Landis selbst keine Zweifel an der Schuld von Lee Harvey Oswald gehegt, der offiziell den tödlichen Schuss abgegeben haben soll. Erst in den letzten Jahren seien ihm die Widersprüche aufgefallen. Landis’ aktueller Meinung nach, sei die Kugel, die sich im Rückenpolster des Wagens befand, nicht tief genug in den Präsidenten eingedrungen, weshalb sie aus dem Körper herausgefallen sei. Insofern könne der Präsident nicht durch diesen Schuss ermordet worden sein, sondern erst durch den zweiten oder dritten Schuss.
Während unter anderem sein früherer Geheimdienstkollege Hill die Erinnerungen und die aktuelle Darstellung von Landis anzweifeln würde, gebe es auch renommierte Personen, die seine Version für glaubhaft hielten und ihn unterstützten. James Robenalt, ein Anwalt aus Cleveland und Autor mehrerer Geschichtsbücher, habe sich eingehend mit dem Attentat befasst und Herrn Landis geholfen, seine Erinnerungen zu verarbeiten. Robenalt halte die Darstellung von Landis für wahr. Seine Schlussfolgerung lautet:
“Wenn die Kugel, die wir als die magische oder ursprüngliche Kugel kennen, in Präsident Kennedys Rücken stecken blieb, bedeutet dies, dass die zentrale These des Warren-Berichts, die Theorie der einzigen Kugel, falsch ist.”
Und wenn Mr. Connally von einer anderen Kugel getroffen wurde, fügte er hinzu, dann sei es möglich, dass diese nicht von Oswald stammte, der seiner Meinung nach nicht so schnell nachgeladen haben konnte. Auch der Historiker und Präsident der Duquesne University, Ken Gormley, habe in einem Interview gesagt, er sei nicht überrascht, dass ein traumatisierter Geheimagent erst viele Jahre später spreche.
“Das ist sehr häufig der Fall, wenn die Menschen am Ende ihres Lebens stehen”, sagte Gormley. “Sie wollen mit Dingen Frieden schließen. Sie wollen Dinge, die sie zurückgehalten haben, auf den Tisch bringen. Vor allem, wenn es sich um ein Stück Geschichte handelt und sie die Aufzeichnungen korrigieren wollen.”
Am 10. Oktober wird Paul Landis’ Buch “The Final Witness” (zu Deutsch: Der letzte Zeuge) bei dem Verlag Chicago Review Press erscheinen. In einem Interview zur Buchveröffentlichung habe der Ex-Secret-Service-Mitarbeiter gesagt:
“Ich denke einfach, es war längst Zeit, dass ich meine Geschichte erzählen musste.”
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