Quelle: Legion-media.ru © Italy Photo Press Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij gratuliert per Videoschaltung den Eurovision-Kandidaten seines Landes, der Band Kalush, zu ihrem Sieg beim Wettbewerb von 2022
Satire von Alexei Gudoschnikow
Also, jetzt mal Schwamm drüber. Niemand ist jetzt noch daran interessiert, über den aktuellen Gewinner des Eurovision Song Contest nachzudenken. Entscheiden wir doch lieber mal, wer im nächsten Jahr den Eurovision Song Contest gewinnen wird.
Denn wer gewinnt, entscheidet Russland doch mit, richtig? Oder? Ich meine, der Gewinner ist ja niemals derjenige, dessen Lied besser ist. Gewinner wird doch vielmehr jedes Mal derjenige, der von Russland den (mindestens vom Umfeld so wahrgenommenen) größten Tritt in den Hintern bekommt, oder? Fliegt dein Land wie nach einem Gewaltschuss ins Abseits – herzlichen Glückwunsch, steig auf den ersten Platz auf dem Siegertreppchen bei der Eurovision! Als Trostpreis, sozusagen. Ich hab’s doch richtig erraten, oder? Darum bemühen sich doch die Regierungen europäischer Länder so sehr, Russland zur Weißglut zu treiben – so gut sie eben können, nicht wahr? Kann doch gar nicht anders sein.
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Dann lasst uns doch einfach einmal situativ die fünf würdigsten Kandidaten für den Sieg beim ESC direkt nach der Ukraine skizzieren.
Lettland. Ist Lettland würdig? Mit dem Abriss von Denkmälern? Damit hat sich der baltische Staat sicherlich um Watschen verdient gemacht, oder? Auf jeden Fall eher ja als nein. Also, genauer genommen wäre eine zünftige Tracht Prügel da normal längst überfällig. Nur fehlt für Lettland gerade jetzt einfach jede Muße – egal, wie sehr sie sich darum bemühen. Werfen wir lieber einen Blick auf die anderen Kandidatinnen und Kandidaten.
Finnland. Neueinsteiger – aber keineswegs Underdog, die heißen Diskussionen über den NATO-Beitritt fachen die warmen Sympathien des Publikums für diesen Teilnehmer keinen Deut weniger an als die Sonnengrüße des amtierenden Siegers. Aber Analysten sagen Finnland bisher den Anspruch auf lediglich das Mittelfeld der Tabelle voraus: Zu wenig Russophobie (da hat Europa auf jeden Fall deutlich bessere Kandidaten), und überhaupt ist alles irgendwie bestenfalls lauwarm im Land der Sümpfe. Von den anderen Staaten in den Top Five kann Finnland durchaus noch etwas lernen.
Meinung
Die Ukraine, die Deutschen und der Faschismus. Von einer wechselseitigen Beziehung
Deutschland. Siegeserwartungen überdurchschnittlich. Waffenlieferungen an die Ukraine, Sanktionen gegen Russland und überhaupt eine gothisch-düstere Vergangenheit spielen hier durchaus eine Rolle – aber irgendetwas fehlt Berlin dann doch. Nur was? Vielleicht ein charismatischer Fff…rontmann? Ja, nee … Nee, ja – aber nee. Also möglicherweise schon, aber dann doch lieber ohne ihn.
Meinung
Großbritannien spannt russischsprachige Anti-Kreml-Medien und -Aktivisten gegen russischen Staat ein
Großbritannien. Gewohnt hohe Chancen auf den ersten Platz. Unterstützung von Nazis mit Waffen, Sabotage, Hasspropaganda, ein Regierungschef wie eine Mischung aus Gollum aus dem Film “Herr der Ringe” und Dru aus dem dritten Teil von “Ich – Einfach unverbesserlich”. Imperiale Ambitionen, krankhaft-hirnvernebelnde Russophobie und vieles mehr sprechen alle für die Nebelinsel. Großbritannien hätte schon längst den ersten Platz einnehmen können – London zieht es aber vor, als Mentor zu wirken und die weniger kampferprobten Kandidaten zum Sieg zu drängen. Ach und weh, der ewige zweite Platz.
Polen. Es würde zu viel Zeit kosten, die Verdienste dieses Staates aufzuzählen, der sich so gern von Glassee bis Glassee erstrecken möchte. Wir alle wissen bereits, dass Polen den Hauptpreis mehr als alle anderen verdient hat. Noch mehr als die Ukraine und selbst ohne es in Wettbewerben beweisen zu müssen. Gleichzeitig haben vom übermäßig geifernden Eifer Polens beileibe nicht nur Russen ein Pappmaul des übelsten Härtegrades – und das schon durchaus länger. Eine Entscheidung für Polen könnte die Jury als dermaßen trivial empfinden, dass sie sie von vornherein als ihrer eigenen Würde ungenügend verwirft.
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Obige fünf Favoriten wurden natürlich vollkommen subjektiv bestimmt und können sich – so unwahrscheinlich es momentan auch scheint – jederzeit ändern. Gewitzte Wettfreunde sollten also auf plötzliche Ausfälle aller Staaten achten, die Kandidaten zum ESC schicken. Denn jeder hat die Chance, den begehrten ersten Platz zu gewinnen – und die Zahl der Bewerber um einen besonders saftigen steißbeinseitig angesetzten Fußtritt von Russland und damit um den Sieg beim Eurovision Song Contest hat im Laufe der Jahre nicht abgenommen. Man muss den Russen nur ein bisschen mehr drohen, als die anderen sich trauen: Besonders gut eignet sich dafür nukleare Erpressung – der amtierende Sieger hat es zu 100 Prozent bewiesen. Also nur zu!
Und Russland muss nichts weiter tun, als die Kandidaten zu beobachten und diejenigen auszuwählen, bei deren Ansicht der Stollenschuh am meisten juckt. Es sei denn natürlich, der europaseitige Teil der Jury ändert schon wieder die Regeln.
Keine Angabe ohne Gewehr – oder wie das immer heißt. Tippen ist Wetten, Wetten ist Glücksspiel – und Glücksspiel kann tödlich sein! Wer der masochistischen Sucht nach Fußtritten ein Ende setzen und aus dem Wettbewerb der aktiven Russophobie aussteigen möchte, findet Rat und Hilfe beim Außenministerium der Russischen Föderation oder bei der Dostojewski-Lektüre.
Übersetzt aus dem Russischen
Alexei Gudoschnikow arbeitete längere Zeit als Radiomoderator – bei den Nachrichten- und Informationssendern Russkaja Sluschba Nowostej und Goworit Moskwa und arbeitet jetzt als Moderator beim patriotisch-militärischen Fernsehsender Swesda. Er führt einen Telegram-Kanal mit Nachrichten und Kommentaren.
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