Meinung
Das politische Mosaik: Sachverständigenrat, Evaluierungen, Pharmakontakte und Süddeutsche Zeitung
Vor einer “konkreten Festlegung” wolle die Ampel-Koalition jedoch noch den Abschlussbericht eines eigens dafür einberufenen Sachverständigenausschusses abwarten, der bis Ende Juni Ergebnisse zu den Auswirkungen und der bisherigen Wirksamkeit der politisch verordneten Corona-Maßnahmen liefern soll. Aus diesem hatte sich kurz zuvor Ethikrat-Mitglied Drosten zurückgezogen.
Am 8. Juni veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung (SZ ) überraschend erste Auszüge aus dem erst für Ende Juni erwarteten Evaluierungspapier. Zur Maskenpflicht heißt in dem Artikel der SZ :
“Folgt man den Schlussfolgerungen der Autoren des Kapitels, dann gibt es letztlich kaum Belege für den Nutzen der verschiedensten Maßnahmen zwischen Kontaktbeschränkungen und 3-G-Regeln – mit Ausnahme des Maskentragens in Innenräumen.”
Die Deutsche Welle titelte zu den sich politisch abzeichnenden aktuellen Begrifflichkeiten schon Anfang Juni: “‘Winterreifen’ für den Corona-Herbst.” Bundeskanzler Scholz wird dabei wie folgt zitiert:
“Wir haben jetzt Sommerreifen drauf, wenn ich das Beispiel so wählen darf. Es geht darum, dass wir die richtigen Winterreifen bereit haben, wenn es darauf ankommt. Und falls es eine sehr eisige Landschaft wird, brauchen wir dann vielleicht auch noch weitere Möglichkeiten, um dann sicher voranzukommen.”
Käme es nun zu einer finalen Regelung seitens der verantwortlichen Ampel-Regierung, würde dies für die Menschen im Land bedeuten, dass die aktuell geltende Vorgabe, in öffentlichen Verkehrsmitteln, medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes umzusetzen, verpflichtend erweitert werden könnte, zum Beispiel für Bereiche wie den Einzelhandel, die Gastronomie, Kultureinrichtungen und natürlich auch wieder die erneute belastende Situation für Kinder und Jugendliche im Bereich der Schulen und Universitäten.
Der FDP-Abgeordnete Kubicki zeigte sich einem Beitrag auf seinem Facebook-Profil, bezüglich den lancierten Vorabinformationen einer möglichen 0-bis-0-Regel, irritiert und stellte klar:
“Es entzieht sich meiner Kenntnis, mit wem dieser “Plan” abgesprochen worden sein soll. Mit mir hat jedenfalls in dieser Sache niemand gesprochen. Wer meint, ein Kalender sei ein vernünftiger Gradmesser für eine wissenschaftsbasierte Corona-Politik, der hat sich von einer vernunftbasierten Auseinandersetzung verabschiedet.
Mit solchen Erklärungen wird überdies die wichtige Arbeit des Evaluationsgremiums, das seinen Bericht am 30. Juni vorlegen wird, systematisch untergraben. Ich habe gestern erklärt, dass ich nur politischen Maßnahmen zustimmen werde, die evidenzbasiert sind. Diese Auffassung hat sich nicht geändert. Eine “O bis O”-Corona-Politik, die von bestimmten Mondphasen abhängig ist, zählt jedenfalls nicht dazu.”
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter der Leitung von Minister Lauterbach wollte sich auf Anfrage der Welt zu den Plänen nicht äußern. Ein Sprecher teilte demnach mit, über eine mögliche Novellierung des am 23. September auslaufenden Infektionsschutzgesetz (IfSG) werde noch “regierungsintern verhandelt”. “Zu den Details kann ich keine Stellung nehmen”, so der Sprecher des BMG.
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