Jaja, die Welt ist auch in der letzten Woche nicht schöner und besser geworden. Da tagt mit dem Staatenbund BRICSim südafrikanischen Johannesburg sozusagen die Oppositionsfraktion zur weisen Weltregierung in Washington. In der Sahelzone bahnt sich derweil ein neuer Stellvertreterkrieg zwischen Weltregierung und Weltopposition an. Im Fleischwolf Ukraine wird gerade der letzte Volkssturm an die Front geschickt. Und irgendjemandem ist es tatsächlich gelungen, auf dem Staatsgebiet der Russischen Föderation ein Flugzeug mit den Chefs der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin und Dimitri Utkin, vom Himmel zu schießen und die beiden Herren zu töten.
Letzteres Ereignis ist wahrscheinlich das buchstäblich explosivste dieser Woche, denn jetzt geht das Verdächtigungskarussell los. War es der russische Geheimdienst? Waren es ukrainische Terroristen? Erst vor Kurzem ist es ukrainischen Attentätern gelungen, völlig unbehelligt inmitten Russlands eine Drohne aus dem Koffer zu holen und damit zwei moderne russische Kampfjäger in die Luft zu sprengen, um dann genauso unbehelligt in aller Gemütsruhe wieder zu verschwinden. Und nichts ist gefährlicher als dieser Schwebezustand, in dem nicht klar ist, wer für die Tat verantwortlich zeichnet. Hier kann aus dem Flügelschlag eines Schmetterlings ein Tsunami entstehen.
Doch während all diese grässlichen Gewaltakte stattfinden, gärt es immer vernehmlicher im Heimatland der weisen Weltregierung, in Washington nämlich. Mittlerweile ist eine Mehrheit der US-Bürger nicht mehr bereit, noch weiteres Geld in den vernichtenden Krieg in der Ukraine zu stecken, denn das Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Straßen und Brücken verrotten. Armutsviertel verelenden noch mehr und sind schutzlos sich selbst überlassen. Menschen verlieren ihren Job und stürzen in wenigen Wochen in die Obdachlosigkeit. Es gibt zu viele Waffen im Land. Jeder kann mit einer entsicherten Pistole durch die Einkaufsmeile spazieren. Die National Rifle Association, also die Lobby-Organisation der Waffenindustrie, ist in den USA so mächtig wie bei uns der ADAC. Immer wieder richten Psychopathen an öffentlichen Schulen Massaker an. Die Drogen- und Tablettensucht hat solche Ausmaße angenommen, dass Präsident Trump bereits für die USA den Notstand ausgerufen hatte. Und seitdem die Gefängnisse in den 1970er Jahren privatisiert wurden, hat sich die Anzahl der Gefängnisinsassen um den Faktor zwölf vermehrt. Waren es 1970 noch etwa 200.000 Gefängnisinsassen, so sind es heute etwa zweieinhalb Millionen Häftlinge.
Widerstand ist zwecklos. Schon vor über vierzig Jahren ließ der damalige US-Präsident Ronald Reagan streikende Arbeiter wie Verbrecher in Handschellen vorführen. Die Gewerkschaften sind von den Konzernen eingerichtet, werden von Geheimdiensten kontrolliert und ihre teilweise auf Lebenszeit inthronisierten Funktionäre verstehen sich als die rechte Hand der Konzernchefs. Bürgerproteste, zum Beispiel gegen Fracking-Anlagen, werden von der Nationalgarde mit schwerster Artillerie auseinandergetrieben. Bildungsangebote sind rar. Linker Widerstand endete in Massakern, auf dem elektrischen Stuhl oder in der Nervenmühle der McCarthy-Inquisition. Sozialhilfe wie bei uns gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht. Wer einen Job ergattert hat, wird jede Form von Widerspruch oder auch nur leiseste Anzeichen einer eigenen Meinung tunlichst vermeiden. Denn wie gesagt, auf den Jobverlust folgt meistens der unmittelbare Absturz in die Gosse.