Oliver Anthony – Ein Hilfsarbeiter sagt dem Establishment den Kampf an
29.08.2023
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Phänomen Oliver Anthony: Ein US-Musiker findet die richtigen Worte, zum Leid der woken Presse
In dieser Situation stellt sich mitten in seinem Garten ein Hilfsarbeiter hin und singt, nur begleitet auf seiner Blechgitarre ein richtiges Protestlied. Seine drei Hunde bewundern derweil ihren Herrn. Aufgenommen hat den jungen Mann mit Namen Oliver Anthony das Kamerateam eines Lokalradios. Das wurde dann bei YouTube hineingestellt und schon rauschte die Zugriffs-Rakete immer weiter nach oben. Nach nur zwei Wochen haben sich den schlichten Song des Oliver Anthony bereits vierzig Millionen Menschen angehört.
Nebenbei bemerkt ist das immer noch ein Fliegenpups. Musiker in der Dritten Welt erreichen locker Zugriffszahlen im Milliardenbereich. Und schon 2016 hatte der englische Bluessänger Rag’n’Bone Manmit seinem melancholischen Song “Human” gigantischen Zuspruch. Bis jetzt ist “Human” bereits über 1,7 Milliarden Mal angeklickt worden. “Human” ist die Hymne all jener Ausgegrenzten, die nicht nur materiell, sondern auch geistig-seelisch vom Turbokapitalismus entkernt worden sind. Da steht dieser adipöse, gleichwohl muskulöse Rag’n’Bone Man mit traurigem Gesicht in einer leer geräumten Fabrikhalle, und Gesichter aller möglichen vom Leben gegerbten Menschen überlagern das Gesicht des extrem tätowierten und gepiercten Sängers. Und er singt mit seiner voluminösen Stimme, dass er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, und leider auch nicht helfen könne. Wie ein schlechter Traum: Wir sind einsam in dieser ausgeräumten Fabrikhalle und können nicht einmal daran denken, den Notausgang aus all dieser Traurigkeit anzusteuern. Rag’n’Bone Man hat dann in einem weiteren Song die Obdachlosigkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika angeprangert.
Ansonsten gibt es ja in der Hitparade nur einen nichtssagenden Auswurf von sinnentleerten Silben oder im Gangster-Rap die pure Verherrlichung krimineller Gewalt und eine hemmungslose Fäkalisierung der Sexualität. Und da steht nun dieser Hillbilly-Hilfsarbeiter als schlank gewordene Antwort auf Rag’n’Bone Man, ohne Tätowierung und Nasenring. Aber im Gesangsstil ähnlich, wenngleich auch nicht im Besitz des imposanten Stimmenumfangs jenes englischen Blues-Sängers. Dafür ist er aber angriffslustiger als der melancholische Bär aus England. Anthony sagt einfach nur die Wahrheit, so wie sie eigentlich jeder von uns wahrnimmt:
Anthony berichtet in diesen Zeilen tatsächlich von sich selbst. Er hatte als Hilfsarbeiter in einer Papiermühle gearbeitet, hatte einen Arbeitsunfall mit Kopfverletzung und musste dann aufhören. Er hatte genügend Zeit, über sich und die Welt nachzudenken. Als einziges Buch stand ihm offenkundig nur die Bibel zur Verfügung, aus der er bei seinen Konzerten vorliest, bevorzugt solche Passagen, wo es den Tyrannen massiv ans Leder geht. Wahrscheinlich aus der Apokalypse des Johannes. Eine verdammte Schande, was aus unserer Welt geworden ist. Oder sollte man besser sagen: “was ohne Not aus dieser Welt gemacht wurde”. Die Megamaschine des entfesselten Kapitalismus zermalmt alles, was schön und gut ist auf dieser Welt in immer gigantischere Müllberge.
Hätte sich der Hilfsarbeiter aus dem Hillbilly-Land auf die Beschreibung des Elends beschränkt, dann könnte man sagen: “zum rechten Ohr rein – zum linken Ohr raus”. Aber jetzt kommt’s: