In eigener Sache

Oliver Anthony – Ein Hilfsarbeiter sagt dem Establishment den Kampf an

Phänomen Oliver Anthony: Ein US-Musiker findet die richtigen Worte, zum Leid der woken Presse

Phänomen Oliver Anthony: Ein US-Musiker findet die richtigen Worte, zum Leid der woken Presse

In dieser Situation stellt sich mitten in seinem Garten ein Hilfsarbeiter hin und singt, nur begleitet auf seiner Blechgitarre ein richtiges Protestlied. Seine drei Hunde bewundern derweil ihren Herrn. Aufgenommen hat den jungen Mann mit Namen Oliver Anthony das Kamerateam eines Lokalradios. Das wurde dann bei YouTube hineingestellt und schon rauschte die Zugriffs-Rakete immer weiter nach oben. Nach nur zwei Wochen haben sich den schlichten Song des Oliver Anthony bereits vierzig Millionen Menschen angehört.

Nebenbei bemerkt ist das immer noch ein Fliegenpups. Musiker in der Dritten Welt erreichen locker Zugriffszahlen im Milliardenbereich. Und schon 2016 hatte der englische Bluessänger Rag’n’Bone Man mit seinem melancholischen Song “Human” gigantischen Zuspruch. Bis jetzt ist “Human” bereits über 1,7 Milliarden Mal angeklickt worden. “Human” ist die Hymne all jener Ausgegrenzten, die nicht nur materiell, sondern auch geistig-seelisch vom Turbokapitalismus entkernt worden sind. Da steht dieser adipöse, gleichwohl muskulöse Rag’n’Bone Man mit traurigem Gesicht in einer leer geräumten Fabrikhalle, und Gesichter aller möglichen vom Leben gegerbten Menschen überlagern das Gesicht des extrem tätowierten und gepiercten Sängers. Und er singt mit seiner voluminösen Stimme, dass er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, und leider auch nicht helfen könne. Wie ein schlechter Traum: Wir sind einsam in dieser ausgeräumten Fabrikhalle und können nicht einmal daran denken, den Notausgang aus all dieser Traurigkeit anzusteuern. Rag’n’Bone Man hat dann in einem weiteren Song die Obdachlosigkeit in den Vereinigten Staaten von Amerika angeprangert.

Ansonsten gibt es ja in der Hitparade nur einen nichtssagenden Auswurf von sinnentleerten Silben oder im Gangster-Rap die pure Verherrlichung krimineller Gewalt und eine hemmungslose Fäkalisierung der Sexualität. Und da steht nun dieser Hillbilly-Hilfsarbeiter als schlank gewordene Antwort auf Rag’n’Bone Man, ohne Tätowierung und Nasenring. Aber im Gesangsstil ähnlich, wenngleich auch nicht im Besitz des imposanten Stimmenumfangs jenes englischen Blues-Sängers. Dafür ist er aber angriffslustiger als der melancholische Bär aus England. Anthony sagt einfach nur die Wahrheit, so wie sie eigentlich jeder von uns wahrnimmt:

“Also, da habe ich nun meine Seele verkauft,

habe den ganzen Tag geschuftet,

Überstunden gemacht,

für solch einen Dreckslohn.

Und dafür kann ich nun hier herumsitzen,

und mein Leben verplempern.

Habe mich nach Hause geschleppt,

um meinen Kummer zu ersäufen.

Es ist eine verdammte Schande,

was aus der Welt geworden ist

für Leute wie mich

und für Leute wie Dich.

Ich wünschte, ich könnte mal so aufwachen

und einfach sagen: Das gibt’s nicht.

Aber es ist,

oh, ja, es ist!”

Anthony berichtet in diesen Zeilen tatsächlich von sich selbst. Er hatte als Hilfsarbeiter in einer Papiermühle gearbeitet, hatte einen Arbeitsunfall mit Kopfverletzung und musste dann aufhören. Er hatte genügend Zeit, über sich und die Welt nachzudenken. Als einziges Buch stand ihm offenkundig nur die Bibel zur Verfügung, aus der er bei seinen Konzerten vorliest, bevorzugt solche Passagen, wo es den Tyrannen massiv ans Leder geht. Wahrscheinlich aus der Apokalypse des Johannes. Eine verdammte Schande, was aus unserer Welt geworden ist. Oder sollte man besser sagen: “was ohne Not aus dieser Welt gemacht wurde”. Die Megamaschine des entfesselten Kapitalismus zermalmt alles, was schön und gut ist auf dieser Welt in immer gigantischere Müllberge.

Hätte sich der Hilfsarbeiter aus dem Hillbilly-Land auf die Beschreibung des Elends beschränkt, dann könnte man sagen: “zum rechten Ohr rein – zum linken Ohr raus”. Aber jetzt kommt’s:

“Ich lebe in einer neuen Welt

mit einer alten Seele.

Diese reichen Leute nördlich von Richmond,

Gott weiß, sie alle

wollen nur die totale Kontrolle haben,

wollen wissen, was Du denkst,

wollen wissen, was Du tust.

Und sie denken nicht, dass Du das weißt.

Aber ich weiß, dass Du das weißt.”

Oliver Anthonys Klassenkampf-Song auf Platz 1 der US-Charts

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Hoppla! Das geht ja nun gar nicht. Ab diesen Zeilen lassen die mächtigen Männer nördlich von Richmond ihre Pressemeute auf den kleinen Hilfsarbeiter aus dem Hillbilly-Land los. CNN & Co übergießen Oliver Anthony mit demselben Schmierfilm, mit dem auch wir ständig übergossen werden: Verschwörungstheoretiker, Rechtsradikaler – quasi so ein Reichsbürger-Framing, diesmal auf US-amerikanisch. Die reichen Männer von Richmond – damit meint Anthony das Establishment in der Hauptstadt Washington. Für jeden US-Amerikaner ist “nördlich von Richmond” eine Chiffre. Richmond ist die Hauptstadt des Bundesstaates Virginia. Und das ist in der kollektiven Erinnerung der Amerikaner sozusagen die Demarkationslinie zwischen Südstaaten und Nordstaaten. Ein kollektives Trauma des berühmten amerikanischen Bürgerkriegs aus dem neunzehnten Jahrhundert, den bekanntlich das Establishment der Nordostküste für sich entscheiden konnte. Wer denkt bei Anthonys Zeilen nicht sofort an den Great Reset der Weltenschöpfer des World Economic Forums, doch Anthony sagt, dass er es weiß. Und er durchbricht die Vereinzelung des modernen Schafs-Schlachtvieh-Menschen. Er wendet sich an mich, an Dich, an alle, die noch nicht eingefangen sind im Kokon der Gedankenverdrehung, ausgeführt durch jene selbst erwählten Eliten.

Mit ein paar simplen Worten hat Anthony uralte Bruchstellen der USA wieder aufgekratzt. Neben dem Konflikt zwischen Süd- und Nordstaaten geht es auch darum: Wie weit darf sich die Bundesregierung in Washington in die Belange der einfachen Leute viele tausend Kilometer entfernt in der Provinz einmischen? Das ist der alte Konflikt zwischen dem ehemaligen US-Präsidenten Thomas Jefferson und seinem Widersacher Alexander Hamilton. Jefferson sagte: “Die USA sind ein Verbund von unabhängigen Staaten!” Der damalige Finanzminister Hamilton sagte: “Nein, die USA sind ein zentralisierter Bundesstaat!” Der normale US-Amerikaner kümmert sich kaum um das, was die da in Washington aushecken. Aber dass die reichen Männer nördlich von Richmond sich immer wieder einmischen wollen in das Leben der gewöhnlichen Amerikaner, empört selbige immer wieder. Manchmal ist so viel Druck im Kessel, dass mit inszenierten Volksaufständen wie “Occupy Wall Street” plötzlich die US-Bürger bis in die letzte Hinterhofgarage fieberhaft politische Themen diskutieren und ihrer Empörung Luft machen. Und dann war “Occupy” im Jahr 2011 so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war. Aber die Probleme haben sich seit diesem Druckausgleich durch jenes “Social Engineeringdeutlich verschärft. Und es wird auch nicht ewig funktionieren, die US-Bürger gegeneinander auszuspielen.

Und wenn es um Geld geht, werden die braven US-Bürger richtig wütend. Dazu weiter aus dem Lied von Oliver Anthony:

“Denn was ist Dein Dollar noch wert,

er wird besteuert, ohne Ende,

wegen der reichen Männer, nördlich von Richmond.

Ich wünschte mir, die Politiker

würden sich um die Grubenarbeiter kümmern

und nicht um Minderjährige auf einer Insel irgendwo.

Mein Gott, wir haben Leute auf der Straße,

die haben nichts zu essen.”

Umfrage: USA schuld am Ukraine-Krieg

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Oha! Ein ganz heißes Eisen wird hier angepackt! Die “Minderjährigen auf einer Insel irgendwo” ist eine unverhüllte Anspielung auf den Pädophilie-Skandal um Jeffrey Epstein. Dass die Gerüchte um Pädophilen-Ringe im Washingtoner Establishment unter der Decke immer explosiver vor sich hin kochen, haben sich die reichen Männer nördlich von Richmond selbst zuzuschreiben. Anstatt die Vorwürfe zügig aufzuklären, wird offensichtlich alles vertuscht, was sich noch vertuschen lässt. Und – ja, es ist ein himmelschreiender Skandal: Die Leute verrecken auf der Straße – im angeblich immer noch reichsten Land der Welt.

Jetzt allerdings greift Anthony meiner Meinung nach massiv ins Klo, wie die folgenden Zeilen belegen:

“Und diese Wohlfahrt für die Fetten.

Aber mein Gott, wenn Du einen Meter fünfzig groß bist

und hundertsechsunddreißig Kilogramm schwer,

dann sollten keine Steuern dafür bezahlt werden –

für Deine Taschen voller Naschkram.”

Fettsucht, oder feiner ausgedrückt: Adipositas, ist in den USA ein ganz, ganz großes Problem. Es gibt dort Leute, die sind so fett, dass sie deswegen mit einem Rollstuhl einkaufen fahren. Aber zu sagen, dass diese Leute keine Unterstützung erfahren sollen, das ist das allerletzte. Der eigentliche Angeklagte sitzt woanders. Da sind zu nennen die Nahrungsmittelkonzerne, die zum Zweck der Gewinnmaximierung Nahrung entwickeln, die nicht satt macht. Und gerade die Billig-Nahrung für die Armen ist extrem minderwertig und bewusst so angelegt, dass sie rasch wieder Hunger hervorruft. Dann diese ständige Negativ-Bestrahlung durch die gleichgeschalteten Medien. Hier wird regelrecht ein Ekel vor der Welt gezüchtet, sodass viele Menschen sich bereits aufgegeben haben, bevor sie überhaupt in den Lebenskampf eingetreten sind. Schließlich kommt noch hinzu, dass immer mehr Nahrungsmittel in Plastik eingepackt sind. Im Plastik sind Weichmacher wie Bisphenol-A drin, das permanent in die Nahrung ausströmt. Das hat Auswirkungen auf die Hypophyse, also auf die Produktion von Sexualhormonen. Das erklärt, warum vielen Menschen schlicht egal geworden ist, wie sie auf Wesen des anderen Geschlechts wirken.

Solche verunglückten Zeilen wie die über die adipösen Mitmenschen könnten marktradikalen Propagandisten in die Hände spielen. Die sagen schon die ganze Zeit, dass Sozialhilfe und überhaupt öffentliche Versorgung der Kranken und Schwachen Mumpitz sind. Damit wären wir dann wieder beim Sozialdarwinismus und beim Transhumanismus, wie sie vom World Economic Forum und ihrem ganzen Umfeld gepredigt werden. Ich nehme aber zunächst einmal an, dass Oliver Anthony sich diesbezüglich noch nicht genug in das Thema reingearbeitet hat.

Die nachfolgenden Zeilen weisen jedenfalls in eine andere Richtung:

“Junge Männer bringen sich selbst

einen Meter und achtzig unter die Erde,

denn alles, was dieses verdammte Land tut,

ist sie nach unten zu treten.”

Dem ist nichts hinzuzufügen. Die Selbstmordrate unter jungen Männern in den USA ist alarmierend. Dass diese jungen Menschen keine Zukunftsperspektive haben, ist für die reichen Männer nördlich von Richmond nur ein kleiner “Kollateralschaden”.

Meine Lieblingszeilen von Oliver Anthonys Lied lauten:

“Ich lebe in einer neuen Welt

mit einer alten Seele.”

Donald Trump erkennungsdienstlich registriert

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Hossa! Ja, erst einmal ist es schon subversiv zu sagen, ich habe eine Seele. Ich bin eine Seele, Mann! Und ich bestehe darauf, dass das so bleibt, Basta! Die kapitalistische Megamaschine frisst sich jetzt in das Allerheiligste des Menschen vor – seine Seele. Im Transhumanismus soll der angeblich unperfekte und fehlerbehaftete Mensch mit der Computerwelt zusammengeschlossen werden. Das Wetter muss gesteuert werden. An die Stelle der Landwirtschaft tritt der Moloch der Biotechnologie. Was sollen wir denn noch entscheiden, die Künstliche Intelligenz kann das doch viel besser, oder? Da werden wir in unserer vermeintlich alten Seelenwelt mit dem Firnis der Schönen Neuen Welt der Turbokapitalisten überzogen. Dagegen protestiert Anthony. Hochgebildete Menschen beschäftigen sich mit den schlichten Versen des Hilfsarbeiters aus der amerikanischen Provinz. Denn das macht wirkliches Können aus, auch komplexe Sachverhalte in einfachsten Worten auszudrücken. Die Unterworfenen und Entmündigten haben plötzlich wieder eine gemeinsame Sprache gefunden. Es bedarf allerdings weiterer Anstrengung von Gehirnschmalz, um der Gefahr zu entgehen, gleich wieder in den Fängen von sogenannten libertären Blendern zu landen. Freiheit ist nicht gleich Freiheit – man muss dafür kämpfen, dass man sich die Freiheit überhaupt leisten kann. Es ist unglaublich viel in Bewegung. Und das übliche “Reichsbürger”-Trommelfeuer, das die Mainstream-Presse auch über Anthony ausgießt, zeigt nur, dass er ins Schwarze getroffen hat.

Es wird eng für die reichen Männer nördlich von Richmond – und ebenso für ihre Vasallen in Europa. Die vielen versprengten Zellen des Widerstands könnten in absehbarer Zeit zueinanderfinden. Die rasant nach oben schnellenden Zugriffszahlen für Oliver Anthony sind ein erstes Anzeichen dafür.

Der Artikel wird mit freundlicher Genehmigung des Autors abgedruckt. Er wurde zuerst am 27. August 2023 auf der Online-Plattform USA Control veröffentlicht.

Hermann Ploppa ist Politologe und Publizist. Er hat zahlreiche Artikel über die Eliten der USA veröffentlicht, unter anderem über den einflussreichen Council on Foreign Relations. 2008 veröffentlichte er “Hitlers Amerikanische Lehrer”, in dem er bislang nicht beachtete Einflüsse US-amerikanischer Stiftungen und Autoren auf den Nationalsozialismus offenlegte. 

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