Die weit verbreitete Korruption in der Ukraine könnte ihre Bewerbung um die EU-Mitgliedschaft behindern, sagte ein westeuropäischer Diplomat am Montag gegenüber Politico. Die US-amerikanische Zeitung zitiert ihn mit den Worten, die Bemühungen des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, das Problem in den Griff zu bekommen, hätten Brüssel alarmiert.
Die Ukraine hat sich im Februar um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union beworben und erhielt vier Monate später offiziell den Kandidatenstatus. Obwohl die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, das Thema Erweiterung in ihrer Rede zur Lage der Union am Mittwoch ansprechen wird und EU-Ratspräsident Charles Michel versprochen hat, alle Kandidatenländer bis 2030 aufzunehmen, könnte die Bewerbung der Ukraine durch die grassierende Korruption gebremst werden.
Die Ukraine sei ein “sehr korruptes Land”, zitiert Politico den Diplomaten weiter:
“Wir wollen der Ukraine ein positives Signal geben, aber Dinge wie dieser Vorschlag, den Geheimdiensten mehr Macht bei der Verfolgung von Korruption zu geben, können eine falsche Botschaft vermitteln.”
Der betreffende Vorschlag wurde von Selenskij vergangenen Monat unterbreitet. Nach Entlassung angeblich korrupter Beamter im Verteidigungsministerium der Ukraine kündigte der ukrainische Staatschef an, dass er den ukrainischen Sicherheitsdienst (SBU) mit der Untersuchung und Verfolgung von Korruptionsfällen betrauen und damit die Ermittlungsbefugnis von den zahlreichen Anti-Betrugs-Behörden des Landes abziehen würde.