Das ukrainische Parlament, die Werchowna Rada, hat anlässlich des 114. Geburtstages des Nazi-Kollaborateurs und zugleich des Nationalhelden der Ukraine Stepan Bandera feierlich darüber auf Twitter informiert. Am 1. Januar wurde in der Ukraine im großen Stil gefeiert. Davon zeugen zahlreiche Fotos auf Telegram, die unter anderem auf dem sogenannten oppositionellen weißrussischen Nachrichtenkanal Nexta gepostet wurden.
Die Werchowna Rada zitierte Bandera mit den Worten: “Der vollständige und höchste Sieg des ukrainischen Nationalismus wird eintreten, wenn das Russische Reich aufhört zu existieren.” “Derzeit geht der Kampf mit dem Russischen Reich weiter”, schrieb das Parlament weiter und merkte an, dass der Stabschef der ukrainischen Armee, Waleri Saluschny, sich “dieser Anweisungen von Stepan Bandera sehr wohl bewusst” sei.
Die Ehrung Banderas stieß jedoch nicht überall auf Begeisterung, so auch in Polen. Auf die Frage nach einer Reaktion Warschaus auf den Twitter-Post betonte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, dass ein solches Verhalten inakzeptabel sei:
“Wir sind extrem kritisch gegenüber jeder Verherrlichung oder auch nur der Erwähnung von Bandera.”
Morawiecki zufolge erinnere die Werchowna Rada “an einen Menschen, der ein Ideologe der verbrecherischen Zeit war”. Anschließend brachte der Politiker gegenüber dem ukrainischen Ministerpräsidenten Denis Schmygal seine Empörung zum Ausdruck. Morawiecki habe im Gespräch mit Schmygal eine “absolut ablehnende Haltung” gegenüber der “Verewigung des Andenkens an Bandera” geäußert. Der polnische Ministerpräsident fügte hinzu:
“Mir fehlen die Worte der Empörung über jegliche Handlungen, durch die die Verantwortlichen für die Verbrechen in Wolhynien gelobt oder geehrt werden. Damals verstarben zwischen 100.000 und 200.000 Polen durch die Hand von Ukrainern. Es war ein Völkermord. Wir werden das nie vergessen. Es gibt in mir nicht die geringste Zustimmung, diese Verbrechen zu rechtfertigen.”