© Felicitas Rabe Impfkritiker auf einer Demonstration in Köln am 17. August 2022
Von Felicitas Rabe
Seit 2021 leitet die Universität Bristol ein EU-Projekt, bei dem psychologische Methoden zur Überwindung von Impfablehnung entwickelt werden. Die deutsche Abteilung des Fünfländerprojekt namens Jitsuvax wird von der Psychologin und Professorin für Gesundheitskommunikation Cornelia Betsch geleitet.
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Der Publizist Norbert Häring untersuchte das Vorgehen und die Methoden der psychologischen Forschungsgruppe. In seinem Artikel, der am Mittwoch auf seiner Website veröffentlicht wurde, hinterfragt er die Motive der “Psycho-Manipulatoren”. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund.
Das EU-Projekt Jitsuvax mit einer Laufzeit von vier Jahren – von 2021 bis 2025 – wird demnach mit 3,1 Millionen Euro von der EU gefördert. Die Forscher sollen dabei auch maßgeschneiderte Gegenargumente zur Widerlegung von ausgewählten “Anti-Impf-Argumenten” entwickeln. Bei Häring heißt es zum Inhalt des Projekts:
“Es erforscht und verbreitet psychologische Tricks, die Ärzte anwenden sollen, um Impfzurückhaltung zu überwinden.”
Für den Publizisten stellt sich das ganze Projekt aus mehreren Gründen als fragwürdig dar. Hier würden Menschen, die zum Beispiel gegenüber experimentellen mRNA-Impfungen skeptisch seien, “summarisch als ‘Gegner’ deklariert und behandelt werden”. Den Impfkritikern würden “generell niedere Motive und unlautere Mittel unterstellt”.
Als Methode setze man durchgehend auf psychologische Manipulation. Man wende also genau das an, was man den Impfgegnern unterstelle. Derart interpretiere man hier das Jiu-Jitsu-Prinzip, “den Gegner mit eigenen Waffen zu schlagen”. Häring vermisst den Ansatz, mit Menschen, die entweder aus guten Gründen oder vielleicht auch irrtümlich skeptisch sind, “ohne unlautere Tricks” entsprechend sachlich zu argumentieren. Zur deutschen Forschungsleiterin Betsch schreibt er, sie habe als Mitglied im Corona-Expertenrat 2021 der Regierung vorgeschlagen, “zur Befriedung” der Gesellschaft eine allgemeine Impfpflicht einzuführen.
Sie habe ihre “fragwürdigen psychologischen Erkenntnisse unter anderem dafür genutzt noch 2022 ein allgemeine Impfpflicht zur Befriedung der Gesellschaft zu propagieren”, so Häring.
Laut dem Projektbericht für das Jahr 2022 soll auch daran geforscht worden sein, welche Argumente gegen die Anti-Impf-Argumente die Öffentlichkeit am meisten überzeugen. Ausgewählte Gegenargumente würden zukünftig mit Vertretern des Gesundheitswesens und mit Mitgliedern der Öffentlichkeit getestet. Außerdem unterschieden die Forscher – Häring nennt sie “Manipulationswissenschaftler” – ihrem Jahresbericht zwischen elf problematischen persönlichen Einstellungen, auf denen die Impfskepsis beruhe: “Darunter Verschwörungsglaube, Misstrauen gegen Autoritäten, religiöse Einstellung und Beharren auf Autonomie.”
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Für die Projekt-Wissenschaftler existierten als Gründe für die Impfskepsis offenbar nur diese elf psychischen Defekte. Legitime und sachliche Gründe für die Ablehnung der Impfung hätten die Forscher nicht beschrieben. Häring bringt dazu ein Beispiel:
“Wenn also jemand zu dem Schluss kommt, das eigene Kind nicht gegen Covid impfen zu lassen, weil sich herausgestellt hat, dass die Impfung nicht gegen Ansteckung und Weitergabe hilft, und weil die Gefahr von schweren Nebenwirkungen mindestens für Kinder größer ist als die Gefahr schwerer Gesundheitsschäden durch Covid, dann muss als Ursache einer der elf psychischen Defekte identifiziert werden.”
Bringe ein Impfskeptiker die finanziellen Motive von Pharmaunternehmen für die Impfstoffanpreisung in die Diskussion, sei er nach der psychologischen Diagnose der Forscher von “krankhaftem Misstrauen” betroffen. Die empfohlenen Gegenargumente beruhten Häring zufolge ebenfalls auf “faulen semantischen und psychologischen Tricks”.
Schließlich sei Betsch schon 2021 an einer Studie beteiligt gewesen, “derzufolge die damalige Covid-Krise in Deutschland überwiegend von den nicht Geimpften verursacht sei”. Diese Behauptung sei zu der Zeit von der Politik gern aufgenommen und mit gefälschten Statistiken unterfüttert worden, die sich später als grob falsch herausstellen hätten.
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