Kaum war die Meldung in die Welt gesetzt worden, ging das Geschrei los. Jetzt greift Putin die NATO an, jetzt wissen wir alle endgültig, wie der “Tyrann” (Bild-Zitat) tickt. Besonders genau wusste es mal wieder die Ukraine. Selenskij forderte eine “schnelle Reaktion”, außerdem habe er es ja immer schon gewusst, Putin will die Welt erobern, und da wir ihn bisher nicht in Schutt und Asche gebombt haben, haben wir den Salat.
Die Bild titelte “Putin spielt mit dem Weltkrieg” und entlarvt sich mit dieser eckigen Headline gleich mal selbst. Denn diese Überschrift ist genau das, was das Blatt Russland vorwirft: ein Spiel mit dem Feuer, mit dem Weltkrieg. Die fachlichen Überflieger der Bild hatten auch sofort eine Analyse im Gepäck:
“Die zwei wahrscheinlichsten Möglichkeiten sind: Entweder Putins Soldaten haben aus Versehen Polen getroffen. Sie sind oft schlecht ausgebildet und betrunken. Dann muss sich der Tyrann formvollendet entschuldigen, sozusagen auf Knien um Vergebung betteln, während bewaffnete NATO-Kampfflugzeuge um sein Land fliegen.”
Mehr rhetorischer Krieg in nur einem Absatz ist schwer möglich, aber doch machbar:
“Oder Putin hat die NATO mit Absicht angegriffen. Dann muss das Militärbündnis hart zurückschlagen. Denn die NATO kann ihr Territorium nicht einfach bombardieren lassen, ihre Bürger nicht im russischen Bombenhagel sterben lassen. Putin reagiert nur auf Gewalt.”
Verbale Eskalation gewünscht? Kein Problem, hier kommt sie:
“Sollte die unwahrscheinliche dritte Möglichkeit zutreffen, dass die Explosion die Folge der ukrainischen Flugabwehr war, dann sind – tatsächlich – auch die Russen schuld. Denn sie spielen an der NATO-Grenze mit dem Feuer. Der irre Tyrann bringt uns immer näher an einen dritten Weltkrieg.”