Nun auch beim NDR: Funkhauschefin in Hamburg lässt Amt ruhen
Laut der Bild -Zeitung hatte die neue Intendantin Katrin Vernau vor der Belegschaft am Freitag einen “Kassensturz gemacht”. Dabei soll sie erklärt haben, dass der Sender in den nächsten beiden Jahren 41 Millionen Euro einsparen muss. Führungskräfte sollen auf 400.000 Euro Bonus-Zahlungen verzichten, so Vernau.
Als die neue Intendantin nach ihren eigenen Zulagen gefragt wurde, soll sie laut Bild allerdings zugegeben haben, dass sie trotz 297.000 Euro Jahresgehalt einen Mietzuschuss in Höhe von 1.000 Euro pro Monat vom rbb kassiere. Zudem soll sie, da sie auf Dienstwagen und Chauffeur verzichtet habe, jedes Wochenende mit einer vom rbb bezahlten “Bahncard100” 1. Klasse (7.000 Euro/Jahr) zu ihrer Hauptwohnung am Rhein fahren.
Die Reaktionen auf die Zulagen der neuen Intendantin fielen bei den Mitarbeitern des Senders entsprechend aus. “Das ist durch nichts zu rechtfertigen”, sagte Christoph Reinhardt, der die 1.500 freien Mitarbeiter des rbb vertritt, gegenüber Bild . Und er fügte hinzu:
“Aber Frau Vernau hat überhaupt kein schlechtes Gewissen. In der ARD-Chefetage ist das vielleicht normal.”
Die Zeitung zitiert auch den rbb -Redakteur Christoph Hölscher mit den Worten:
“Es erschließt sich mir nicht, warum bei Ihrem Gehalt ein Mietzuschuss erforderlich ist. Das ist für mich ganz der alte rbb!”
Tatsächlich stehen beim rbb drastische Veränderungen wegen der Finanzkrise an. Vernau schloss nicht aus, dass es zur Einstellung einzelner Sendungen im TV- oder Radioprogramm kommen könnte.
Kontroverse um Beraterverträge
Eine genaue Aufstellung, wie die Finanzplanung des Senders in der noch bis zum Jahr 2024 laufenden Beitragsperiode um rund 40 Millionen Euro abgesenkt werden soll, kündigte Vernau bis Januar an. Die Pläne müssen noch mit der Seite der Kontrollgremien besprochen werden.
Unterdessen griff ein Bericht von NDR – und rbb -Journalisten erneut das umstrittene Agieren der früheren Senderspitze rund um Personalpolitik und die Vergabe von Beraterverträgen auf. In dem auf der rbb -Webseite veröffentlichten Beitrag geht es um einen Beratervertrag, den der im Frühjahr 2021 vorzeitig in den Ruhestand gewechselte rbb -Chefredakteur Christoph Singelnstein und der Sender nach seinem Ausscheiden geschlossen haben sollen.
Die Finanzsituation des Senders wirft auch ein Schlaglicht auf die bisherige Geschäftsleitung rund um die fristlos entlassene Intendantin Patricia Schlesinger. Der rbb stürzte Ende Juni wegen Filz-Vorwürfen in eine tiefe Krise. Im Zentrum steht neben Schlesinger, die seit dem Jahr 2016 Intendantin war, der zurückgetretene Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen sämtliche Vorwürfe zurück. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt. Es gilt bis zum Abschluss die Unschuldsvermutung.
Der rbb bestätigte die Existenz eines Beratervertrags. Der Chefredakteurs-Vertrag war demnach ursprünglich für die Zeit von 2018 bis zum Jahr 2023 geschlossen worden. Als Singelnstein den Sender mit 65 Jahren vorzeitig verlassen habe, sei das Arbeitsverhältnis im Einvernehmen aufgehoben worden. Der Sender habe sich zugleich die Expertise Singelnsteins sichern wollen, so sei es zu dem Beratervertrag gekommen. Landesrechnungshöfe prüfen derzeit die wirtschaftliche Situation des ARD -Senders und verschaffen sich nach eigenen Angaben auch einen Überblick über Beraterverträge seit dem Jahr 2017.
Source