Im Herbst kritisierte der SWR-Mitarbeiter Ole Skambraks öffentlich die Corona-Berichterstattung seines Hauses als einseitig – und wurde daraufhin im November gekündigt. Nun verfolgt Skambraks ein neues Projekt: “Meinungsvielfalt.jetzt” – eine Webseite, die einstigen Kollegen eine Plattform bieten soll, sich im Schutze der Anonymität kritisch zu den Zuständen in ihren Häusern zu äußern. Ein Angebot, das allem Anschein nach gut angenommen wird.
Interview zu unserer Webseite: wer steckt dahinter? Warum kommt sie erst jetzt? Was sind unsere Ziele? #MeinungsvielfaltJetzthttps://t.co/zwt8vNdx2ppic.twitter.com/VnZ8odqfIC
— Ole Skambraks (@crzy_zeitpunk) May 7, 2022
Ziel der Aktion sei es, “sichtbar zu werden”, da durch die sehr einseitige Berichterstattung der letzten Jahre in der Bevölkerung der Eindruck entstanden sei, es gäbe im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur noch eine Einheitsmeinung: die der Regierung und Konzerne.
Die Öffentlich-Rechtlichen als “Wahrheitsministerium”
Einer der Hauptkritikpunkte in den von Skambraks auf seiner Website veröffentlichten zahlreichen anonymen Statements ist die gefühlte “Gleichschaltung” in den traditionellen Medienanstalten. Die in der Folge zitierten Stellungnahmen und die Angaben zu ihren Urhebern stammen von “Meinungsvielfalt.jetzt”; ihre Echtheit kann nicht überprüft werden. Eine Mitarbeiterin der ARD schrieb demnach zum Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks:
“Die Öffentlich-Rechtlichen werden nun von immer mehr Menschen als ein ‘Wahrheitsministerium’ wahrgenommen, das jedem die Fähigkeit abgesprochen hat, sich des eigenen Verstands zu bedienen.”
Die Journalistin, die nach eigenen Angaben im kulturellen Bereich des Senders tätig war, habe in ihrer Medienanstalt “schon länger” beobachtet, wie sich in die Berichterstattung “eine realitätsverzerrende Propaganda einschlich, die sich mit Vorliebe alter Klischees bediente.” Demnach sei ihr zunehmend “eine wachsende Diskrepanz” zwischen ihrer “Wahrnehmung und dem hierzulande verbreiteten Feindbild” aufgefallen, erklärte die Medienschaffende mit Verweis auf das geltende Narrativ über die Corona-Pandemie:
“Was wir heute erleben, ist lediglich die weitere Zuspitzung dieses Prozesses: Jetzt geht es nicht mehr nur um die bösen anderen Staaten – jetzt geht es um uns alle! Willkommen im Club! Ein offener Diskurs, diskriminierungsfreie Ethik und elementare Höflichkeit im Umgang mit den Opponenten haben sich derweil gänzlich aufgelöst – an oder mit Corona gestorben.“