Religionskrieg flammt wieder auf: Ukrainische Nationalisten besetzen unter Polizeischutz Kirche
16.04.2022
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Video erschüttert das Netz: Ukrainisch-orthodoxer Priester von nationalistischen Kämpfern entführt
Die Übergriffe auf die Gemeinden der traditionellen Kirche und staatlich geförderte Versuche der Neugründung, die Kirchengebäude der traditionellen Kirche in eigenen Besitz zu nehmen, waren bis zur Abwahl Poroschenkos zahlreich. Unter Selenskij, der eine neutrale Position im Konfessionsstreit einnahm und auf die Gläubigen der Traditionskirche als Wählerschaft setzte, nahmen die Übergriffe zunächst ab. Aktuell hat die Verfolgung der orthodoxen Christen, die der kanonischen Kirche die Treue halten, erneut massiv zugenommen. Die Angreifer aus den Reihen von Poroschenkos Neugründung können sich auch wieder der staatlichen Unterstützung sicher sein.
Ein von der Publizistin und Buchautorin Miroslawa Berdnik am Sonntag veröffentlichtes Video gibt einen Einblick, wie die “Übernahmen” der Kirchengebäude durch die neu gegründete nicht kanonische Orthodoxe Kirche der Ukraine (ukrainisch: PZU) ablaufen und welche Wunden sie in die Gemeinden reißen.
Der hier dargestellte Fall ereignete sich am 10. April in dem Dorf Mikhaltscha in der Region Tschernowzy. Örtliche Aktivisten der PZU, die seit 4 Jahren versuchen, die orthodoxe Kirche des Ortes an sich zu reißen, haben an diesem Tag, einem Sonntag, am frühen Morgen unter Polizeischutz das Kirchengrundstück besetzt und die Türen zum Gotteshaus gewaltsam aufgebrochen. Die Gläubigen der Traditionskirche, wie auch der Gemeindepriester, die zum sonntäglichen Gottesdienst erschienen waren, mussten von außen hilf- und machtlos zusehen, wie ihnen das Kirchengebäude gewaltsam genommen wird. Eine Polizeikette hinderte die Gläubigen der kanonischen Kirche am Betreten des Grundstücks.
Der Gemeindepriester betete mitten auf der Straße, knieend und verzweifelt. Anschließend betete er mit seiner Gemeinde im Freien.
“In der Zeit, in der in unserem Land ein blutiger Krieg geführt wird und die meisten Männer der orthodoxen Gemeinde der Heiligen Mariä-Entschlafens-Kirche das Vaterland an der Front verteidigen, stürmen die Anhänger des Epiphanius das Heiligtum.
An diesem Tag um 7:00 Uhr, als die Gläubigen der kanonischen Kirche zum Sonntagsgottesdienst kamen, warteten die mit Ketten verschlossenen Tore und bewaffnete Menschen auf dem Territorium der Kirche bereits auf sie.
Die Gläubigen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche und ihr Abt durften ihr Territorium nicht betreten. Alle Zugänge zum Dorf wurden gesperrt, damit niemand der Gemeinde zu Hilfe kommen konnte.
Nach Angaben der Diözese Tschernowzy-Bukowyna befanden sich auf dem Territorium der Kirche der Heiligen Entschlafung Polizisten, die die Räuber schützten.
Die Anhänger des Epiphanius ließen sich weder von Tränen noch von Bitten aufhalten“.
Ganz am Schluss des Videos sprechen die Anhänger der nichtkanonischen Neugründung ihre “Gebete”, indem sie mehrfach “Tod, Tod, Tod!” skandieren.
Im ukrainischen Parlament wird derzeit ein Gesetzesentwurf debattiert, der die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats verbietet und sie enteignen will. Angesichts der derzeitigen Stimmung ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Gesetzesentwurf angenommen wird.
Über tausend Jahre wechselhafter Kirchengeschichte: Alte und neue Risse im Fels
Die Orthodoxe Kirche auf dem Gebiet der heutigen Ukraine hat eine wechselhafte Geschichte. Christianisiert wurde die mittelalterliche Rus von Byzanz aus: Der traditionellen Geschichtsschreibung zufolge ließ sich Großfürst Wladimir im Jahr 988 taufen und christianisierte daraufhin das gesamte Reich, teilweise gewaltsam. In Kiew wurde ein eigenes Bischoffsamt (“Mitropolie”) eingerichtet, die zunächst dem Patriarchen von Konstantinopel unterstand.