Analyse
Zwei Jahre Pandemie-Management: Wie die Politik die “Kliniküberlastung” selbst produzierte
RT DE : Ich selbst habe Bekanntschaft mit einer Ärztin machen müssen, die nach eigenen Angaben Ungeimpfte nur noch behandelt, weil sie es müsse. Sie trug eindrücklich ihre Bestrafungsphantasien gegen Impfunwillige vor. Ich war schockiert. Wie kommt es, dass Ärzte, die es eigentlich besser wissen müssten, sich zu so einem Verhalten hinreißen lassen?
Sebastian Garbe: “Angst ist einfach ein schlechter Berater, darauf würde ich es zurückführen. Die Frage ist, ob dieses Verhalten nur Ärzte betrifft oder ob das Ausgrenzen Andersdenkender ein deutsches Phänomen ist. Ich weiß, dass es problematisch ist, dahingehend unsere Geschichte zu bemühen, es lassen sich jedoch eindeutige Parallelen zu bestimmten bekannten Entwicklungen ziehen. So eine krasse Ausgrenzung habe ich noch nie erlebt.
In meiner Klinik wurden wir beispielsweise aus der Kantine ausgeschlossen. Eine alternative Essensausgabe wurde trotz häufiger Nachfrage nie eingerichtet. Menschen fühlten sich dazu bewogen, an Scheiben von Läden zu schmieren: “Wir kaufen nicht bei Ungeimpften.” Welchen Vergleich sollte man hier anstellen? Dass manche Ärzte an ihre Praxistüren schrieben, dass Ungeimpfte keine Behandlung bekämen, ist sehr häufig dokumentiert worden.
Das ist ein fatales Signal. Ich denke, viele Menschen haben das Vertrauen in die Ärzteschaft verloren. Der “Gott in weiß” hat sich selbst entzaubert. Besonders hervorgetan haben sich dabei der Weltärztepräsident Montgomery und Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der ja nie müde wird, zu betonen, dass er Arzt ist. Es wird lange dauern, diesen Schaden wieder gutzumachen. Zerstörtes Vertrauen in ärztliche Behandlung bleibt oft ein Leben lang bestehen.”
RT DE : Ihre Initiative fordert eine transparente Datenlage zu Corona-Zahlen sowie zu Wirkungen und Nebenwirkungen der Impfstoffe. Was haben die Verantwortlichen hier in über zwei Jahren Corona-Pandemie und fast 16 Monaten Impfkampagne Ihrer Ansicht nach versäumt?
Sebastian Garbe: “Es fehlt eine differenzierte Erfassung der Patientenanamnese und des Impf- oder Genesenen-Status. Aus den drei Parametern Vorerkrankung, Alter und Impfstatus lässt sich leicht eine Datenbank füttern. Mit guten Algorithmen ließen sich da sicher Muster erkennen. Mir ist nicht bekannt das hieran gearbeitet wird. Auch die Erhebung der Daten hat sich an der Basis für mich nicht sichtbar geändert.
Noch problematischer allerdings ist die Erfassung von Impfnebenwirkungen. Es ist nach wie vor ein Tabu, gewisse Erkrankungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung auftraten, überhaupt damit in Verbindung zu bringen. Schon die Meldungen sind so aufwändig und werden nicht vergütet, dass es lukrativer ist, zu impfen statt zu melden.”
RT DE : Würden Sie die weltweiten Massenimpfungen mit neuartigen, noch immer nur bedingt zugelassenen Impfstoffen als ein medizinisches Experiment mit unbekanntem Ausgang bezeichnen?
Sebastian Garbe: “Wenn die Pandemie so dramatisch gewesen wäre, wie uns die Medien anfänglich gezeigt hatten, siehe Bergamo und die Manipulation der Bilder, würden wir heute nicht über einen problematischen Impfstoff sprechen. Dann hätten wir zwei Milliarden Menschen verloren und den Rest mit dem Vakzin, zumindest bis zur Delta-Welle, gerettet. Diese Frage stellt sich meiner Meinung nach nur deshalb, weil wir von einer absolut tödlichen Pandemie ausgegangen sind. Und viele haben auch aufgrund der medialen Berichterstattung diese Sichtweise immer noch nicht korrigiert.
Ich bin gespannt, ob zum Ende der Pandemie mehr Menschen gestorben sind oder an Long COVID leiden, oder ob mehr Menschen an Impfnebenwirkungen erkrankt sind. Diese Rechnung kann man heute noch nicht aufmachen. Ein medizinisches Experiment kann man es sicher nennen, da ja die Zulassungen noch nicht abgeschlossen sind.”
Meinung
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RT DE : Sie fordern auch eine Genesenen-Quote. Es ist ja medizinisches Einmaleins, dass nicht nur eine Impfung, sondern auch eine Erkrankung zur Bildung eines Immungedächtnisses führt. Allein die seit 2020 registrierten Corona-Fälle (rund 22,3 Millionen) machen ein gutes Viertel der Bevölkerung in Deutschland aus. Ziemlich sicher existiert überdies eine hohe Dunkelziffer. Herausfinden könnte man das mit Kohortenstudien, die für Deutschland bis heute nicht offiziell existieren. Abgesehen davon sind mehr als drei Viertel aller Einwohner bereits geimpft. Ist die viel beschworene Herdenimmunität also möglicherweise längst erreicht und die Politik reitet sprichwörtlich ein totes Pferd?
Sebastian Garbe: “Ich kann das Wort Herdenimmunität im Zusammenhang mit einem schnell mutierenden, saisonal auftretenden respiratorischen Virus nicht mehr hören. Mit dieser Logik hätten wir nach meinem Verständnis die Grippe längst besiegen müssen. So was kann nur gelingen, wenn man einen Superimpfstoff innerhalb kürzester Zeit in alle Menschen bekommt, und selbst dann ist der Erfolg eher eine Hypothese.
Mir war von Anfang an klar, dass dies hier niemals funktionieren kann. Für so eine Erkenntnis braucht es nur eine logische Herangehensweise und keine höhere Wissenschaft. Dass keine Kohortenstudie gemacht wurde (die Heinsberg Studie mal ausgenommen), hat mich auch irritiert. Es gibt ja inzwischen keine wirkliche Kontrollgruppe mehr. Es sind ja nur noch “Eremiten” übrig, die hierzu herangezogen werden könnten, und ob wir diese für eine Kontrollgruppe gewinnen können, halte ich für fraglich.”
RT DE : Letztlich kämpfen Sie für eine freie Impfentscheidung und gegen Diskriminierung all jener, die das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit in Anspruch nehmen, ihr Widerstand geht also weiter. Was haben Sie bisher erreicht?
Sebastian Garbe: “Dass die allgemeine Impfpflicht gescheitert ist, sehen wir als Teilerfolg unserer Bemühungen. Wir haben alle Abgeordneten im Bundestag mehrfach angeschrieben und mit unseren Argumenten ausgestattet. Wir gehen seit einem halben Jahr auf die Straße, mit den Menschen, die schon lange vor uns den Mut hatten sich zu zeigen und für einen Diskurs standen.
Wir brauchten eine Weile, bis wir für uns die Klarheit hatten, dass viele Daten ungenau waren und die Zahlen nicht in den Kontext einer tödlichen Pandemie passten. Mit der Zeit entstanden mehr und mehr Fragen, die aber unbeantwortet blieben. Wir sahen, wie wahnhaft sich die Gesellschaft veränderte. Wir sind aus diesem Zug ausgestiegen und haben versucht, den nötigen Abstand zu gewinnen, um klarer sehen zu können.
Wir werden täglich mehr ungeimpfte Kolleginnen und Kollegen im medizinischen System. Denn die Bereitschaft, sich weiter impfen zu lassen, nimmt ab. Dafür wächst die Bereitschaft, sich mit allen Mitteln gegen diese Impfpflicht zu wehren. Nach und nach verlieren auch die geimpften Kollegen ihren Status. Erst kommen die doppelt Geimpften, die ab September den dritten Schuss brauchen, dann die genesenen einmal Geimpften, die sich auch ab September erneut impfen lassen müssen.
Hinzu kommen die Kollegen mit Valneva-Impfung, die als Booster dann noch das mRNA-Vakzin von BioNTech benötigen, was einem Betrug gleichkommt. Abgesehen davon sehen die geboosterten Kollegen, dass sie keinen Vorteil gegenüber den Ungeimpften haben, weil sie sich genauso anstecken und erkranken. Und dieses Erwachen ist für viele schmerzlich, auch weil sie andere ausgegrenzt haben. Das Argument: “Zum Glück bin ich geimpft”, vernichtet sich gerade selbst.”
Analyse
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RT DE : Was planen Sie für die nächsten Wochen und Monate?
Sebastian Garbe: “Wir werden bis hin zu Großdemonstrationen nichts unversucht lassen, das Infektionsschutzgesetz dahingehend zu ändern, dass es wieder der evidenzbasierten Wissenschaft folgt und nicht der Politik. Das Virus SARS-CoV-2 verändert sich einfach schneller, als der träge Staatsapparat in Deutschland. Bei den aktuell 300 Toten pro Tag, die Herr Lauterbach bemüht, ist ja noch nicht einmal klar, ob sie an oder mit COVID gestorben sind. So jemanden kann ich nicht ernst nehmen. Es gibt keinen Fremdschutz und somit werden wir alle auch den Klageweg gegen die Behörden beschreiten.
Wenn die Politik nicht schleunigst gegensteuert, werden die Gerichte auf lange Zeit keine anderen Verfahren mehr bemühen, als sich mit klugen Fachleuten über die nachgewiesene Sinnlosigkeit des Gesetzes zu streiten. Diese speziellen Corona-Maßnahmen sind ein massives Behörden-Beschäftigungsprogramm. Wir sind stark, werden jeden Tag mehr und wir werden uns durchsetzen. Die Pflege wird sich erheben und nicht mehr schweigen, es ist zu viel passiert, es wurde zu viel versprochen und es wurde nichts gehalten.”
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Sebastian Garbe ist Intensivpfleger in Tübingen. Er gründete mit Kolleginnen und Kollegen die Initiative “Klinikpersonal steht auf”.
Das Interview führte Susan Bonath .
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