Anton Siluanow, Russlands Finanzminister, hat RT ein Exklusivinterview inmitten der Sanktionen gegeben, die wegen des Krieges in der Ukraine von westlichen Ländern gegen Russland verhängt wurden. Er sprach darüber, wie die russische Regierung mit dem Einfrieren russischer Dollarkonten im Ausland umgeht, ob ein technischer Zahlungsausfall in Russland möglich ist, wie russische Banken, die vom SWIFT-Zahlungssystem abgetrennt wurden, ihre Transaktionen abwickeln und über die Aussichten des Dollars als globale Währung.
Zunächst erklärte Siluanow, dass Russland einen Kupon für Eurobonds in Höhe von 117 Millionen US-Dollar gezahlt hat. Ihm zufolge wird die Zahlung derzeit von der entsprechenden US-Bank bearbeitet. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Russland die Möglichkeit hat, Geld auch in Rubel-Gegenwert zu zahlen. Auf die Frage, was passieren würde, falls der Westen sich weigern würde, Zahlungen in Rubel zu akzeptieren, sagte Siluanow:
“Ein Default liegt vor, wenn Verpflichtungen nicht erfüllt werden können. Die Russische Föderation verfügt über das notwendige Geld auf Fremdwährungskonten und es besteht eine entsprechende Kapazität zur Zahlung in Rubel. Aber die Aktionen der westlichen Länder haben dazu geführt, dass unser Devisenkonto blockiert wurde. Deshalb liegt es nicht an uns, ob wir unsere Verpflichtungen in Fremdwährung erfüllen können oder nicht. Wir haben das Geld. Wir haben die Zahlung geleistet. Jetzt liegt der Ball zunächst bei den US-amerikanischen Behörden.”
Der Finanzminister wies auch darauf hin, dass die russischen Banken seit der Verhängung der Sanktionen mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen haben, betonte aber, dass diese Schwierigkeiten nicht kritisch seien. Darüber hinaus seien auch andere Wirtschaftszweige wie der Maschinenbau, der Luftverkehr und die Logistik allgemein von den Sanktionen betroffen. Gleichzeitig sagte Siluanow, dass die Sanktionen eine bilaterale Wirkung haben. Er erklärte:
“Jeder leidet darunter. Sie sehen, dass nicht nur die Russische Föderation unter diesen Sanktionen leidet. Es sind auch die Hersteller, die nicht in der Lage sind, Waren in die Russische Föderation zu liefern. Wir haben einen großen Markt. Wir haben auch eine gute Kaufkraft unserer Bürger. Aus diesem Grund leiden auch die Produzenten der Länder, die diese Sanktionen verhängt haben, unter diesen Einschränkungen.”
Siluanow äußerte jedoch die Hoffnung, dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzen und die Wirtschaftskommunikation wieder anziehen werde. Er betonte jedoch, dass selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, es für Russland eine Gelegenheit sein wird, seine eigene Produktion zu entwickeln. Siluanow sagte:
“Wir sehen darin neue Chancen für den Aufbau unserer eigenen Produktion. Bisher basierte unsere Politik auf der Tatsache, dass wir in den globalen Wirtschaftsprozess integriert und eingebunden sind. Die aktuelle Situation zeigt, dass dies alles sehr fragil ist.”
Unabhängig davon erwähnte der Minister den Ausschluss von sieben russischen Banken aus dem SWIFT-System. Siluanow sagte, dass diese Banken trotz aller Schwierigkeiten Möglichkeiten finden werden, das Problem zu lösen, indem sie zum Beispiel Transaktionen über andere Banken abwickeln, die nicht von den Beschränkungen betroffen sind. Darüber hinaus betonte er:
“Russland hat sein eigenes Finanznachrichtensystem, ein nationales Finanznachrichtensystem. Dieses System funktioniert auch in einer Reihe anderer Länder, vor allem in unseren unmittelbaren Nachbarländern.”