Die Gerüchteküche ist mächtig am Brodeln und wird auch noch eine Zeit lang köcheln. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich jedoch ohne größere Probleme resümieren, dass das gesamte Konstrukt der insolventen Kryptobörse FTX und die beeindruckende Rolle ihres mittlerweile geschassten Gründers und CEO Samuel Bankman-Fried (30 Jahre alt und später, wie in US-Medien bevorzugt, SBF genannt) eine Finanzkrise 2.0 der sehr speziellen Art darstellt. Inklusive politischen Schwingungen bis in internationale Regierungskreise.
Es geht zuerst einmal um die Welt digitaler, also nicht physischer Finanzwährungen. Dies in einer Größenordnung, die finanzkritische Menschen und Gegner drohender digitaler Zentralbankwährungen zu mittlerweile routinemäßigem Kopfschütteln bewegt – ob beeindruckt oder resignierend, obliegt dem individuellen Blickwinkel. Während SBFs FTX unter Insolvenzschutz steht, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters darüber, dass “zwischen 1 und 2 Milliarden Dollar an Kundengeldern von der gescheiterten Krypto-Börse verschwunden sind”.
Bei den zu betrachtenden Summen, die in den Medien genannt werden, sollte in der Nennung auch gleich die zugeordnete Stellung oder Wahrnehmung hinsichtlich des Hauptakteuers dieses Skandals made in USA genannt werden – Bankman-Fried.
Der US-Sender CNBC titelte im Januar dieses Jahres:
“Kryptowährungsbörse FTX erreicht trotz Bärenmarktängsten eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar.”
Von einem Bärenmarkt spricht man in der Finanzwelt, wenn “ein Markt einen anhaltenden Kursrückgang erlebt”. Am 1. August titelte das US-Magazin Fortune annähernd prophetisch über den Finanz-Shootingstar der Stunde:
“Der 30-jährige Milliardär Sam Bankman-Fried wurde bereits als der nächste Warren Buffett bezeichnet. Seine kontraintuitive Anlagestrategie wird ihm entweder ein Imperium bescheren – oder in einer Katastrophe enden.”
Gut zehn Wochen später wissen Interessierte: Es endete in einer Katastrophe. War diese nun nicht nur absehbar, sondern vermeidbar? War sie gar bewusst provoziert, und wer ist eigentlich dieser Jüngling? Ein reines Finanzgenie und Feingeist? Und warum erhielt ein Mittzwanziger ab dem Jahr 2019 die Möglichkeit, sehr zügig in den höchsten, also allerhöchsten Politikreisen weltweit, Zugang zu den berühmten Hinterzimmern zu erlangen?